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Du wirst noch an mich denken

Du wirst noch an mich denken

Titel: Du wirst noch an mich denken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
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Designersachen zusammengepackt und in einem anderen Zimmer verstaut. Die Kleider waren alle sehr schön, aber sie war schließlich noch keine fünfundvierzig, sondern erst sechsundzwanzig. Sie hatte es satt, immer nur als Dame verkleidet herumzulaufen, wie Wesley es für angemessen gehalten hatte.
    Sie entschied sich für ein hellblaues Baumwollshirt mit Kapuze und eine dünne geblümte Hose, schloss den Gürtel um den weiten Bund und nahm einen Pullover aus dem Schrank, für den Fall, dass es gegen Abend kühl werden würde. Nachdem sie ein Paar schlichte Sandalen übergestreift hatte, blieb sie kurz vor dem Spiegel stehen, um einen letzten prüfenden Blick auf ihr Outfit zu werfen, dann verließ sie das Zimmer. Auf dem Weg nach unten summte sie leise vor sich hin.
    In der Tür zur Küche blieb sie wie versteinert stehen, und das Summen erstarb ihr auf den Lippen. Auf einem der Küchenstühle hatte es sich Wesley bequem gemacht und strich mit den Fingerspitzen leicht über den Griff der Kühltasche, während er sie mit falscher Freundlichkeit anlächelte.
    Vor Angst war ihr Mund plötzlich ganz trocken. Seit jenem Abend, an dem Wesley seinen Schlüssel benutzt hatte und mit den Addisons hier aufgetaucht war, hatte sie es geschafft, ihn von ihrem Haus fern zu halten. Leider hatte sie weniger Erfolg damit gehabt, die darauffolgenden Begegnungen zu verhindern, von denen eine unerfreulicher verlaufen war als die andere. Aber wenigstens hatten sie immer in der Öffentlichkeit stattgefunden. Wenn es auch peinlich sein mochte, dass wildfremde Menschen Zeugen dieser demütigenden Zwischenfälle wurden, so war es doch auf jeden Fall sicherer.
    Dann wich ihre Angst dem Zorn. Wie konnte er es wagen, auf diese Weise in ihre Privatsphäre einzudringen! Sie waren schließlich geschieden. Sie stieß sich vom Türrahmen ab, trat in die Küche und fragte: »Was machst du in meinem Haus?«
    Noch bevor sie das letzte Wort ausgesprochen hatte, bereute sie ihren aggressiven Ton bereits. Wesley lächelte sie weiterhin an, aber in seine Augen trat ein hässlicher Ausdruck. Langsam schob sie sich vor, um an ihm vorbei zum Telefon zu kommen.
    Er streckte die Beine aus, um ihr den Weg zu versperren. »Du hast mich betrogen, Aunie«, sagte er, und bei seinem überaus sanften Ton richteten sich sämtliche Haare in ihrem Nacken auf. Sein Lächeln und seine Stimme waren zivilisiert und freundlich, aber seine Augen verrieten etwas ganz anderes. Sie hatten den gleichen irren Ausdruck wie die von Charles Manson auf einem Foto, das sie einmal gesehen hatte. Langsam wich sie einen Schritt zurück. Es war ein Fehler gewesen, dass sie versucht hatte, zu dem Telefon in der Küche zu gelangen. Stattdessen hätte sie gleich in ihr Schlafzimmer mit dem schönen großen Schloss an der Tür laufen und von dort aus die Polizei anrufen sollen.
    »Ich weiß nicht, wovon du sprichst, Wesley«, sagte sie leise und wich einen weiteren Schritt zurück.
    »Ich habe Fotos, Aunie«, sagte er mit derselben samtweichen, beängstigend normal klingenden Stimme. Das Lächeln schien auf seinem Gesicht festgewachsen zu sein. »Fotos, auf denen zu sehen ist, wie meine Frau einen anderen Mann küsst.«
    Sie machte sich gar nicht erst die Mühe, ihm zu erklären, dass sie nicht länger seine Frau war. Seine Augen ließen keinen Zweifel daran, dass er vernünftigen Argumenten nicht mehr zugänglich war. Stattdessen versuchte sie, Zeit zu gewinnen. »Das verstehe ich nicht. Wer sollte denn solche Fotos machen?«
    »Nun, der Privatdetektiv, von dem ich dich habe beobachten lassen, natürlich.«
    Sie hätte ihren Weg in Richtung Tür fortsetzen sollen, aber erneut wallte Zorn in ihr auf und ließ sie innehalten. Sie stemmte die Hände in die Hüften und reckte angriffslustig das Kinn in die Höhe. »Du hast einen Privatdetektiv engagiert?«
    »Aber gewiss doch«, erwiderte er freundlich. »Wie sollte ich denn sonst wissen, was meine Frau so treibt?«
    »Und dieser Detektiv beobachtet mich immer noch?«
    »Nein. Ich habe auf seine weiteren Dienste verzichtet, nachdem er mir diese abstoßenden Fotos gezeigt hatte. In diesem Augenblick war mir klar, was ich zu tun habe.«
    Sie wich noch einen Schritt vor ihm zurück, doch zu ihrem Schrecken erhob er sich jetzt plötzlich und trat auf sie zu. »Ich habe nie mit einem anderen Mann außer dir geschlafen, Wesley«, sagte sie mit leiser, beruhigender Stimme. Sie verachtete sich nicht nur für ihren Ton, sondern auch dafür, dass sie das

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