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Du wirst noch an mich denken

Du wirst noch an mich denken

Titel: Du wirst noch an mich denken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
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selbst furchtbar Leid. Hinter mir liegt ein anstrengender Tag«, fuhr sie fort, stützte das Kinn in die Hand und sah ihn über den Tisch hinweg müde an. »Ab morgen reiße ich mich wieder zusammen, in Ordnung? Aber ich glaube, heute genehmige ich mir ein bisschen Selbstmitleid.«
    Ihre Erschöpfung war nicht zu übersehen, und Lola schob ihren Stuhl zurück. »Wir sollten jetzt besser gehen, James«, sagte sie. »Wie Aunie gerade gesagt hat, das war ein anstrengender Tag für sie. Gönnen wir dem Mädchen ein bisschen Ruhe.«
    James rührte sich nicht vom Fleck. »Geh nur, Lola«, sagte er, ohne das Kinn zu heben, das auf seinen auf der Stuhllehne verschränkten Unterarmen ruhte. »Ich hau auch gleich ab.«
    Aunie erhob sich und brachte Lola zur Tür. »Danke«, sagte sie leise. »Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn ... na ja, du hast mir sehr damit geholfen, dass du einfach da warst. Jetzt fühle ich mich schon nicht mehr ganz so allein. Und noch mal vielen Dank für das Essen.«
    »Nicht der Rede wert, Aunie.«
    »Doch«, sagte Aunie bestimmt. »Wenn du dich nicht darum gekümmert hättest, hätte ich wahrscheinlich überhaupt nichts gegessen, und es hat mir wirklich gut getan. Ich danke dir.«
    Lola neigte leicht den Kopf. »Es war mir ein Vergnügen.« Sie beugte sich etwas näher zu Aunie und senkte die Stimme. »Ich weiß, das ist leichter gesagt als getan, aber versuch, dir nicht allzu viele Gedanken zu machen. Selbst wenn dieser Irre, dieser Wesley, dich jemals in Seattle aufspürt, werden Otis und James dafür sorgen, dass er dir nichts tut.« Sie deutete mit dem Kopf in James' Richtung. »James spielt zwar immer den harten Macker, aber er kann gar nicht anders, als sich um andere zu kümmern.«
    James, der auf seinem Stuhl saß und nachdenklich vor sich hin starrte, hörte den letzten Satz Lolas nicht, was vermutlich auch besser war. Er reagierte immer noch etwas empfindlich, wenn die Sprache darauf kam, wie viel Verantwortung er auf seine Schultern lud. Er blickte auf Aunies Rücken und dachte darüber nach, warum sie eben so schnell klein beigegeben hatte.
    Das gefiel ihm nicht. Sie war eine Kämpfernatur, kein Feigling, das hatte sie an dem Tag, an dem sie sich kennen gelernt hatten, deutlich genug gezeigt. Na gut, sie hatte jedes Recht der Welt, sich heute Abend selbst zu bedauern, aber was zum Teufel sollte ihr das nützen? Angst war etwas, das ihn schnell ungeduldig machte. Sie brachte einen nicht weiter, und der Gedanke, dass Aunie den Rest des Abends wegen dieses durchgeknallten reichen Stinkers vor Angst wie gelähmt hier herumsitzen würde, ließ ihn mit den Zähnen knirschen.
    Er wusste, dass Aunie die Vorstellung in Panik versetzte, aber er hätte gewünscht, dieser Wesley würde hier aufkreuzen. Mit Freuden hätte er die Gelegenheit genutzt und ihm gezeigt, wie es war, von jemandem zusammengeschlagen zu werden, der größer und stärker war, was auf ihn vermutlich zutraf. Und wenn nicht auf ihn, auf Otis ganz bestimmt. Und obwohl das sanftmütige Wesen von Otis viele Leute, die sich nicht die Mühe machten, hinter die äußere Fassade zu blicken, in helles Erstaunen versetzte, konnte er durchaus in Rage geraten. Es gehörte nur einiges dazu, ihn so weit zu bringen, aber wenn er hörte, dass jemand dazu fähig war, einer zarten und hilflosen Frau wie Aunie etwas Derartiges anzutun, würde das reichen.
    James strich sich über seinen Pferdeschwanz und runzelte die Stirn. Sich Fantasien darüber hinzugeben, wie er Aunies Ex zu Brei schlug, war ja gut und schön, aber es löste nicht das unmittelbare anstehende Problem - nämlich wie er es anstellen sollte, sie aus ihrer depressiven Stimmung herauszuholen. Doch dann kam ihm plötzlich eine Idee, und sein Mund verzog sich zu einem leichten Lächeln.
    Es bedeutete natürlich ein Opfer für ihn, keine Frage, aber sei's drum. Irgendjemand musste schließlich etwas tun, um zu verhindern, dass sie die ganze Nacht vor sich hin brütete. Als Aunie die Tür hinter Lola schloss und zurück ins Wohnzimmer kam, erhob er sich. Er verstand nicht, warum ihm dabei ein kleiner erwartungsvoller Schauer über den Rücken lief, deshalb ignorierte er ihn einfach.
    »Oh«, sagte sie, als sie näher kam und sah, dass er seinen Stuhl zurück unter den Tisch schob, »wollen Sie auch schon gehen?«
    »Ja. Ich habe noch ein oder zwei Stunden an ein paar Zeichnungen zu arbeiten, die heute fertig werden müssen.«
    Ein Teil von Aunie wollte nichts weiter als einfach

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