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Du wirst noch an mich denken

Du wirst noch an mich denken

Titel: Du wirst noch an mich denken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
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überhaupt sagte, aber sie war nicht dumm. Jetzt war nicht der Zeitpunkt, um sich an ihren Stolz zu klammern. Besser, sie nahm die Demütigung auf sich und versuchte, ihn zu besänftigen, als dass sie stur auf ihren Rechten beharrte und er ihr vielleicht - nein, wahrscheinlich - wehtat.
    Sie ließ sich nicht eine Sekunde lang von seinem wohlerzogenen Lächeln oder seinem sanften Tonfall täuschen. Wesley sah so aus, als würde er ihr nur zu gern wehtun.
    Auf einmal stand er viel zu dicht vor ihr. Er streckte eine tadellos manikürte Hand aus und stupste mit dem Finger gegen die silberne Creole in ihrem linken Ohrläppchen. Aunies Magen krampfte sich zusammen, und sie musste plötzlich dringend aufs Klo. Sie presste die Oberschenkel zusammen, um zu verhindern, dass ihr Körper gleich hier an Ort und Stelle in der Küche seinem Bedürfnis nachgab.
    »Du hast da etwas nicht richtig verstanden, Aunie«, flüsterte Wesley. »Du bist mein hübsches kleines Spielzeug.« Sein Finger glitt durch die Creole. »Du gehörst mir ganz allein - und niemandem sonst. Ohne meine Erlaubnis machst du keinen Schritt.« Tief in seinen Augen lauerte etwas Perverses, Wahnsinniges. »Ich habe dir alles gegeben, was sich eine Frau nur wünschen kann.« Er zog an der Creole, und der silberne Bügel schnitt schmerzhaft in das zarte Fleisch ihres Ohrläppchens. Betrübt schüttelte Wesley den Kopf. »Und trotzdem hast du mich betrogen.«
    Mit brutaler Gewalt riss er den Ohrring nach unten.
    Aunie stieß einen lauten Schrei aus, als ihr Ohrläppchen aufgeschlitzt wurde. Instinktiv legte sie beide Hände auf seine Brust und stieß ihn mit aller Kraft von sich. Wesley taumelte ein paar Schritte zurück, bevor er das Gleichgewicht wiederfand.
    Sie wartete nicht ab, was er als Nächstes tun würde. Sie wirbelte auf dem Absatz herum und rannte zur Treppe.
    Sie hörte, dass er hinter ihr herkam, traute sich jedoch nicht, sich umzusehen. Lieber Gott, hilf mir, betete sie. O Gott, er ist wahnsinnig. Bitte, hilf mir. Bitte.
    Kurz vor dem oberen Treppenabsatz holte er sie ein.
    Er brachte sie mit einem heftigen Stoß zu Fall, und sie schlug mit dem Rücken hart auf den Stufen auf. Einen Moment lang blieb ihr die Luft weg, und ein scharfer Schmerz fuhr durch ihr Rückgrat. Sie trat nach ihm und vernahm mit einer gewissen Befriedigung, dass er vor Schmerz aufstöhnte.
    »Na warte, du Miststück«, sagte er in diesem Furcht einflößend sanften Ton, und sie sah ihn mit der geballten Faust ausholen. Das war ein Fehler!, schrie eine Stimme in ihrem Kopf. Lieber Himmel, Aunie, versuch nicht, dich zu wehren. Dann tut er dir nur noch mehr weh. Doch noch während ihr Verstand sie warnte, streckte sie instinktiv die Hand nach seinen Augen aus. Es entsprach einfach nicht ihrem Wesen, sich nicht zu wehren. Nicht mehr.
    Seine Faust sauste auf sie nieder, und der Schrei, der Aunie entfuhr, als sie spürte, wie ihr Nasenbein brach, erstarb zu einem schwachen Stöhnen, als sich ihr Mund und ihre Kehle mit Blut füllten.
    Sie konnte sich später nicht daran erinnern, wie oft er danach noch auf sie eingeschlagen hatte. Sie wusste nur, dass er auch ein paarmal mit der flachen Hand zugeschlagen hatte und dass diese Schläge nicht ganz so wehgetan hatten, wie wenn er mit der Faust auf sie eindrosch. Das Einzige, was sich ihrem Gedächtnis unauslöschlich eingeprägt hatte, waren der Schmerz, die entsetzliche Angst, dass sie möglicherweise an ihrem eigenen Blut ersticken würde, und diese verfluchte höfliche Stimme, die ihr erklärte, wenn sie nicht mehr seine Seite zieren wollte, nun, dann müsste er eben dafür sorgen, dass sie auch nie die Seite eines anderen Mannes zieren würde.
    Sie hörte nicht den erschrockenen Aufschrei von Geoff, als dieser ahnungslos das Haus betrat; ebenso wenig bekam sie mit, dass er die Treppe hinaufstürmte, Wesley von hinten umklammerte und von ihr wegzerrte. Aus der Ferne drang ein klägliches Wimmern an ihr Ohr, es war ihr nicht bewusst, dass sie es war, über deren geschwollene und aufgeplatzte Lippen es kam.
    Geoff schaffte es, Wesley in Schach zu halten, die Polizei zu benachrichtigen und einen Krankenwagen zu rufen. Innerhalb weniger Minuten fuhren mehrere Wagen mit heulenden Sirenen vor dem Haus vor, und das Villenviertel wurde für kurze Zeit in seiner selbstgefälligen Ruhe gestört.
    Aunie konnte sich nur schwach an die Fahrt ins Krankenhaus erinnern. Sie schwebte in einem Dämmerzustand, in dem es nichts gab außer furchtbaren

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