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Du wirst schon noch sehen wozu es gut ist

Titel: Du wirst schon noch sehen wozu es gut ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Cameron Stefanie Kremer
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offenbar schon wieder vergessen, dass sie sie überhaupt gestellt hatte. Sie stand bloß so da und schaute uns an, als wären wir zwei Kuriositäten. Dann sagte sie:«James», und kam zu mir herüber und tätschelte mir auf dem Kopf herum. Dann sagte sie:«Kaffee», und ging zur Küchentheke und goss sich eine Tasse ein. Dann setzte sie sich zu uns an den Tisch. Ich wartete darauf, dass sie ihr Namensspiel fortsetzen und«Tisch»oder«Gillian»sagen würde, aber sie nippte nur an ihrem Kaffee und blickte gedankenverloren vor sich hin.
    Ich beschloss, dass es angesichts ihres benommenen Zustands das Beste war, die Initiative zu ergreifen.«Es tut mir leid», sagte ich.
    Sie sah mich an.«Es tut dir leid?»
    «Ja», sagte ich.«Es tut mir leid. Ich verspreche, es nie wieder zu tun.»
    «Das will ich wohl hoffen, dass du das nie wieder tust! Und im Ernst, du solltest dich bei John entschuldigen, nicht bei mir.»
    «Ich habe mich bei John entschuldigt. Aber davon spreche ich nicht. Es tut mir leid, dass ich verschwunden bin.»
    «Oh», sagte sie.«Du warst verschwunden?»
    «Ja», sagte ich.«Letzte Nacht bin ich nicht nach Hause gekommen. Du hast nicht mal gemerkt, dass ich nicht da war?»
    «Äh - nein», sagte meine Mutter.«Habe ich nicht. Ich hatte einen äußerst unerfreulichen Abend mit Barry und war infolgedessen mit den Gedanken ein bisschen woanders.»
    «Ganz zu schweigen davon, dass du ein bisschen betrunken warst», sagte Gillian.
    Meine Mutter funkelte sie an, aber das tat anscheinend weh, denn sie zuckte zusammen und rieb sich die Stirn.
    «Ich kann es einfach nicht glauben, dass du nicht mal gemerkt hast, dass ich weg war», sagte ich.
    «Komm wieder auf den Teppich, James», sagte Gillian.«Du bist achtzehn Jahre alt. Soll Mommy dich immer noch ins Bett bringen?»
    «Nein», sagte ich.«Ich hatte nur gedacht, dass irgendjemand es vielleicht merken würde, wenn ich gar nicht nach Hause komme.»
    «Oh, das hätten wir, letzten Endes», sagte meine Mutter.«Du musst nächstes Mal nur ein bisschen länger wegbleiben. Wo warst du letzte Nacht?»
    «Bei Nanette.»
    «Aha», sagte meine Mutter.«Und wie geht es ihr?»
    «Es geht ihr gut. Na ja, eigentlich wirkte sie ein wenig müde. Um genau zu sein, sie machte gerade ein Nickerchen, als ich kam.»
    «Du nimmst mich auf den Arm», sagte meine Mutter.«Diese Frau würde nicht mal dann ein Nickerchen machen, wenn man ihr eine Pistole an die Schläfe hält.»
    «Doch, sie hat eins gemacht. Sie hat tief und fest geschlafen.»
    «Das glaube ich nicht», sagte meine Mutter.«Sie verabscheut es, nachmittags zu schlafen. Sie denkt, so was deutet auf einen schwachen Charakter hin.»
    «Eigentlich», sagte ich,«war es ihr Vater, der so dachte.»
    «Ihr Vater? Woher weißt du das?»
    «Das hat sie mir erzählt», sagte ich.«Sie hat mir alles über ihn erzählt. Klingt, als wäre er ein Tyrann gewesen.»
    «Das war er auch», sagte meine Mutter.«Nun, ich nehme an, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Wie der Vater, so die Tochter.»
    «Genau», sagte ich.«Und wie die Mutter, so die Tochter.»
    Einen Moment lang verstand meine Mutter ganz offensichtlich nicht, was ich meinte, und dann begriff sie es. Sie sah mich mit einem irgendwie verletzten, verwunderten Gesichtsausdruck an.«Du hältst mich für eine Tyrannin?»
    «Ich denke, du hast eine Neigung zur Tyrannei», sagte ich.«Und ich wünschte, du würdest nicht schlecht über Nanette reden. Sie ist meine Großmutter, und ich liebe sie, und deshalb wünschte ich, du würdest aufhören, immer gemeine Sachen über sie zu sagen.»
    Der verletzte, verwunderte Ausdruck auf ihrem Gesicht wurde stärker. Es war, als wäre sie eine Schauspielerin, und der Regisseur hätte gesagt, Mehr, mehr, hol mehr aus dir raus!
    «Tut mir leid», sagte ich.«Ich weiß nicht, wieso ich das gesagt habe.»
    Sie streckte ihre Hand nach meiner aus und hielt sie fest.«Nein», sagte sie.« Mir tut es leid. James, es tut mir leid. Es tut mir so leid. Ich werde es nie wieder tun. Das verspreche ich dir.»
    «Danke», sagte ich.
    «Das ist ja alles so rührend», sagte Gillian.«Das ist wie im Nachmittagsprogramm.»
    Meine Mutter wollte sie wieder anfunkeln, fing sich aber gerade noch rechtzeitig. Sie wandte sich zu mir.«Nun, James, ich kann dazu nur sagen, dass ich sehr aufgebracht und wütend gewesen wäre, wenn ich gemerkt hätte, dass du letzte Nacht nicht da warst. Du hast deinem Vater und mich - nein: deinem Vater und mir - versprochen,

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