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Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Missbrauchshysterie in Delaware. Wie er mit dem Mund den Mr. Klugscheißer Seelenklempner gegeben hatte, während er im Hinterkopf weiter mit Selbstmordgedanken gespielt hatte wie ein Baby, das in der Badewanne eben erst seine Zehen entdeckt hat. Was er gesagt hatte, hatte vollkommen plausibel geklungen, gut genug für jede beliebige Diskussionsrunde im Fernsehen, die sich sechzig Minuten lang mit den Berührungspunkten zwischen Unbewusstem und Unbekanntem beschäftigen wollte, aber dem war jetzt nicht mehr so. Jetzt war er selbst ein vermisster Jäger. Und er hatte Dinge gesehen, die man auch im Internet nicht fand, ganz egal, wie gut die Suchmaschine war.
    Er saß da, den Kopf im Nacken, die Augen geschlossen, den Bauch vollgeschlagen. Jonesys Garand lehnte an einem Reifen des Scouts. Die Schneeflocken ließen sich auf seiner Stirn und seinen Wangen nieder, zart wie Kätzchenpfoten. »Das ist es, worauf die ganzen Idioten immer gewartet haben«, sagte er. »Begegnungen der dritten Art. Mann, vielleicht sogar der vierten oder fünften Art. ’tschuldige, dass ich mich über dich lustig gemacht habe, Pete. Du hattest recht, und ich hatte unrecht. Nein, es ist noch schlimmer. Der alte Gosselin hatte recht, und ich hatte unrecht. So viel zum Thema Harvard-Studium.«
    Und als er das laut ausgesprochen hatte, fügte sich plötzlich eines zum anderen. Da war etwas gelandet oder abgestürzt. Es hatte eine militärische Reaktion der US-Regierung gegeben. Erzählten sie der Außenwelt, was hier vor sich ging? Wahrscheinlich nicht, das wäre nicht ihr Stil, aber Henry hatte so das Gefühl, dass ihnen bald nichts anderes mehr übrig bliebe. Man konnte schließlich nicht den gesamten Jefferson Tract in Hangar 57 unterbringen.
    Wusste er sonst noch etwas? Vielleicht schon und vielleicht sogar ein wenig mehr als die Männer, die die Hubschrauber und Exekutionskommandos befehligten. Sie glaubten eindeutig, es hier mit etwas Ansteckendem zu tun zu haben, aber Henry dachte nicht, dass es so gefährlich war, wie sie offenbar meinten. Das Zeug verbreitete sich und erblühte … aber dann ging es ein. Selbst der Parasit, den die Frau in sich getragen hatte, war gestorben. Es war die falsche Jahreszeit und der falsche Ort für interstellaren Fußpilz – wenn es sich denn darum handeln sollte. Das alles deutete sehr auf eine Bruchlandung hin … aber hatten die Trojaner das Holzpferd nicht auch für ein Geschenk gehalten? Und was war mit den Lichtern am Himmel? Was war mit diesen Implantaten? Seit Jahren hatten Leute, die behaupteten, von Außerirdischen entführt worden zu sein, auch erzählt, man habe sie ausgezogen … untersucht … habe ihnen etwas implantiert … all diese Ideen waren derart freudianisch, dass sie schon fast lachhaft …
    Henry merkte, dass er wegdämmerte, und schreckte so abrupt hoch, dass ihm das aufgerissene Päckchen mit den Würstchen vom Schoß in den Schnee fiel. Nein, er war nicht nur weggedämmert; er war eingenickt. Es war noch erheblich dunkler geworden, und die Welt war in ein fahles Schiefergrau gehüllt. Auf seiner Hose waren frische Schneeflocken. Es hätte nicht viel gefehlt und er hätte angefangen zu schnarchen.
    Er wischte sich den Schnee ab und stand auf, zuckte zusammen, als seine Muskeln empört aufschrien. Er betrachtete die Hotdog-Würstchen, die dort im Schnee lagen, mit leichtem Widerwillen, bückte sich dann, packte sie wieder ein und steckte sie sich in eine Jackentasche. Vielleicht würde er später wieder Appetit darauf haben. Er hoffte es wirklich nicht, aber man wusste ja nie.
    »Jonesy ist im Krankenhaus«, sagte er unvermittelt und ohne zu wissen, was er damit meinte. »Jonesy ist mit Mr. Gray im Krankenhaus. Muss da bleiben. Auf der Intensivstation.«
    Wahnsinn. Das Gefasel eines Wahnsinnigen. Er schnallte sich die Skier wieder unter die Stiefel, inständig hoffend, dass er keinen Hexenschuss bekam, während er sich so bückte, und folgte dann der Spur aufs Neue. Der Schneefall wurde nun wieder dichter, und es wurde immer dunkler.
    Als ihm aufging, dass er zwar an die Würstchen gedacht, aber Jonesys Gewehr vergessen hatte (von seinem eigenen ganz zu schweigen), war er schon zu weit, um noch einmal umzukehren.

12
    Gut eine Dreiviertelstunde später blieb er stehen und guckte dumm auf die Schneemobilspur hinab. Vom Tageslicht war nun kaum mehr als ein matter Schimmer übrig, aber es reichte, um zu sehen, dass die Spur (was davon noch blieb) abrupt nach rechts schwenkte und in

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