Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
verschwunden, überwuchert von einem pflanzlichen Bart. Er versuchte zu sprechen und konnte es nicht; sein Mund war verstopft, seine Zunge begraben unter einer üppigen Schicht Byrus.
    Ich kann nicht mehr, Mann. Ich kann nicht mehr. Bitte, lass mich.
    »Gut«, sagte Mr. Gray. »Ich glaube, du hast deinen Zweck erfüllt.«
    Pete!, schrie Jonesy. Und dann, an Mr. Gray gewandt: Nein! Nicht!
    Mr. Gray achtete natürlich nicht darauf. Für einen Moment sah Jonesy einen Blick schweigenden Einverständnisses in Petes verbliebenem Auge. Und Erleichterung. Für diesen einen Moment drang er noch zu Pete vor – zu seinem Freund aus Kindertagen, der immer draußen vor dem Tor der Derry Junior High gestanden hatte, eine Hand vor dem Mund, unter der er eine Zigarette verbarg, die gar nicht da war, der Astronaut hatte werden und die ganze Welt aus der Erdumlaufbahn hatte sehen wollen, einer der vier, die geholfen hatten, Duddits vor den großen Jungs zu retten.
    Für einen Moment. Dann spürte er, wie etwas aus Mr. Grays Geist hervorsprang, und das Zeug, das auf Pete wuchs, zuckte nicht einfach nur, sondern packte zu. Ein infernalisches Krachen erscholl, als Petes Schädel an einem Dutzend Stellen gleichzeitig brach. Sein Gesicht – was noch davon übrig war – wurde mit einem Ruck nach innen gezogen, was ihn mit einem Schlag in einen Greis verwandelte. Dann sackte er nach vorn, und Schneeflocken ließen sich schon auf dem Rücken seines Parkas nieder.
    Du Schwein.
    Mr. Gray, den Jonesys Fluch und Jonesys Wut gleichgültig ließen, entgegnete nichts. Er schaute wieder nach vorn. In diesem Moment ließ der auffrischende Wind kurz nach, und in dem Schneeschleier tat sich eine Lücke auf. Gut fünf Meilen weiter nordwestlich sah Jonesy sich bewegende Lichter – keine Leuchtfeuer, sondern Autoscheinwerfer. Und zwar jede Menge. Ein Laster-Konvoi kam den Highway herauf. Laster und nur Laster, mutmaßte er. Dieser Teil von Maine gehörte jetzt dem Militär.
    Und die suchen alle nach dir, Arschloch, spie er, als das Schneemobil weiterfuhr. Der Schneevorhang um sie her fiel wieder und schnitt ihnen den Blick auf die Lkws ab, aber Jonesy wusste, dass Mr. Gray den Highway problemlos finden würde. Pete hatte ihn in einen Teil der Quarantäne-Zone gebracht, in der sie, dachte Jonesy, wohl nicht groß mit Schwierigkeiten rechneten. Für die restliche Strecke verließ er sich auf Jonesy, denn Jonesy war anders. Zum einen hatte er keinen Byrus. Der Byrus mochte ihn aus irgendeinem Grunde nicht.
    Du kommst hier nie raus, sagte Jonesy.
    Und ob, sagte Mr. Gray. Wir sterben immer, und wir überleben immer. Wir verlieren immer, und wir siegen immer. Ob es dir nun passt oder nicht, Jonesy: Wir sind die Zukunft.
    Wenn das stimmt, dann ist es das beste Argument für ein Leben in der Vergangenheit, das ich je gehört habe, entgegnete Jonesy. Mr. Gray sagte nichts darauf. Mr. Gray als Wesen, als Bewusstsein, war verschwunden, hatte sich wieder in der Wolke aufgelöst. Es war eben noch genug von ihm übrig, um Jonesys motorische Fähigkeiten zu steuern und das Schneemobil weiter in Richtung Highway zu lenken. Und Jonesy, wehrlos mitgeschleppt zu welchem Ziel auch immer, fand bescheidenen Trost in zwei Umständen. Dass Mr. Gray erstens nicht wusste, wie er zu seinem Innersten vordringen konnte, zu diesem kleinen Teil von ihm, der in seiner Erinnerung an das Büro der Gebrüder Tracker noch existierte. Und zweitens, dass Mr. Gray nichts von Duddits wusste, von kein Prall, kein Spiel.
    Und Jonesy wollte dafür sorgen, dass Mr. Gray auch nichts davon erfuhr.
    Zumindest noch nicht.

Kapitel 13
Bei Gosselin’s

1
    Für Archie Perlmutter, den Redner der Highschool-Abschlussfeier (Thema der Ansprache: »Die Freuden und Pflichten der Demokratie«), den ehemaligen Pfadfinder, den gläubigen Presbyterianer und West-Point-Absolventen, sah Gosselin’s Country Market nicht mehr real aus. Mittlerweile mit einer Lichtstärke ausgeleuchtet, die für eine Kleinstadt gereicht hätte, sah es aus wie ein Filmset. Und nicht wie irgendein Filmset, sondern wie der zu einem Ausstattungsfilm à la James Cameron, bei dem allein die Cateringkosten reichen würden, ganz Haiti zwei Jahre lang zu ernähren. Auch der beständig zunehmende Schneefall dämpfte das grelle Licht nicht nennenswert und änderte nichts an der Illusion, dass alles an dem Gebäude, von der morschen Holzverschalung der Mauern, über die beiden Ofenrohre, die schräg aus dem Dach ragten, bis zu der rostigen

Weitere Kostenlose Bücher