Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
in Flammen stehenden Küchenzelt hinüber (das Intendanturzelt nebenan fing schon Feuer, und das Krankenrevier und die Leichenhalle waren als Nächstes dran). Die Hälfte der Scheinwerfer im Lager war erloschen.
    Kurtz legte Freddy Johnson einen Arm um die Schultern und ging mit ihm zwanzig Schritte hinaus in den Schnee, den der Sturm jetzt schleierförmig wie zu geheimnisvollen Dampfschwaden aufwirbelte. Direkt vor den beiden Männern brannte Gosselin’s – oder was noch davon übrig war – lichterloh. Der Kuhstall hatte bereits Feuer gefangen. Die aufgebrochenen Tore standen weit offen.
    »Freddy, lieben Sie Jesus? Sagen Sie mir die Wahrheit.«
    Freddy kannte das schon. Es war ein Mantra. Der Boss versuchte einen klaren Kopf zu bekommen.
    »Ich liebe ihn, Boss.«
    »Schwören Sie das?« Kurtz blickte sehr gespannt. Sah aber wahrscheinlich eher durch ihn hindurch. Plante schon voraus, wenn man denn von solchen instinktgeleiteten Wesen überhaupt behaupten konnte, dass sie etwas planten. »Wenn Ihnen bei einer Lüge der ewige Höllenpfuhl droht?«
    »Ich schwöre es.«
    »Sie lieben ihn sehr, nicht wahr?«
    »Ja, Boss.«
    »Mehr als die Gruppe? Mehr als den Dienst an der Waffe?« Eine Pause. »Mehr, als Sie mich lieben?«
    Das waren Fragen, auf die man nicht die falschen Antworten geben wollte, wenn einem noch was am Leben lag. Aber es waren zum Glück keine schwierigen Fragen. »Nein, Boss.«
    »Keine Telepathie mehr, Freddy?«
    »Ich hatte da was – ich weiß nicht, ob es wirklich Telepathie war. Ich habe Stimmen gehört …«
    Kurtz nickte. Flammen, rotgolden wie der Ripley-Pilz, schlugen aus dem Stalldach.
    »… aber das ist jetzt weg.«
    »Noch jemand aus der Gruppe?«
    »Imperial Valley, meinen Sie?« Freddy machte eine Kopfbewegung in Richtung Winnebago.
    »Wen soll ich denn sonst meinen? Firehouse Five Plus Two? Natürlich die!«
    »Die sind sauber, Boss.«
    »Das ist gut, aber es ist auch schlecht. Freddy, wir brauchen ein paar Infizierte. Und wenn ich wir sage, dann meine ich Sie und mich. Ich brauche Leute, denen diese rote Scheiße schon zu den Ohren rauskommt, verstanden?«
    »Ja.« Freddy verstand bloß nicht, warum, aber das war im Moment egal. Er konnte förmlich zusehen, wie Kurtz seinen Plan entwickelte, und das war für ihn eine große Erleichterung. Wenn Freddy etwas wissen musste, würde Kurtz es ihm schon sagen. Freddy schaute beklommen zu dem lodernden Laden, dem lodernden Kuhstall, der lodernden Feldküche hinüber. Die Lage war komplett fürn Arsch.
    Nein, das stimmte nicht. Nicht, wenn Kurtz einen Plan hatte.
    »Daran ist vor allem diese verdammte Telepathie schuld«, meinte Kurtz grüblerisch. »Aber die Telepathie hat es nicht ausgelöst. Das war eine normale menschliche Schweinerei. Wer hat Jesus verraten, Freddy? Wer hat ihm den Verräterkuss gegeben?«
    Freddy hatte die Bibel gelesen, und das vor allem, weil Kurtz ihm eine geschenkt hatte. »Judas Iskariot, Boss.«
    Kurtz nickte bedeutungsvoll. Seine Augen schweiften umher, tabellarisierten die Zerstörungen, kalkulierten die Reaktionsmöglichkeiten, die der Sturm sehr einschränkte. »Das stimmt, Bursche. Judas hat Jesus verraten, und Owen Philip Underhill hat uns verraten. Judas hat dafür dreißig Silberstücke bekommen. Kein toller Lohn, finden Sie nicht auch?«
    »Nein, Boss.« Bei der Antwort wandte er sich etwas von Kurtz ab, weil eben in der Intendantur etwas explodiert war. Eine stählerne Hand packte ihn an der Schulter und drehte ihn wieder um. Kurtz’ Augen waren weit aufgerissen und loderten. Mit den weißen Wimpern sahen sie aus wie die Augen eines Gespensts.
    »Schauen Sie mich an, wenn ich mit Ihnen rede«, sagte Kurtz. »Und hören Sie mir zu, wenn ich mit Ihnen rede.« Kurtz legte die freie Hand auf den Griff seiner Pistole. »Oder ich verteile Ihre Eingeweide im Schnee. Das ist eine schwierige Nacht für mich. Machen Sie es mir nicht noch schwerer, Sie Hund! Haben Sie mich verstanden? Haben Sie das jetzt endlich gefressen?«
    Johnson war eigentlich ein tapferer Mann, aber jetzt war er nur noch ganz klein mit Hut. »Ja, Boss, entschuldigen Sie bitte.«
    »Entschuldigung angenommen. Gott liebt und vergibt, und so wollen wir’s auch halten. Ich weiß zwar nicht, wie viele Silberstücke Owen bekommen hat, aber das eine kann ich Ihnen sagen: Wir werden ihn kriegen, und dann reißen wir dem Jungen dermaßen den Arsch auf, dass es sich gewaschen hat. Sind Sie dabei?«
    »Ja.« Nichts wollte Freddy sehnlicher, als den

Weitere Kostenlose Bücher