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Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Geräusch?
    Jonesy bemerkte etwas Erstaunliches, das ebenso anrührend wie erschreckend war: Mr. Gray lächelte mit Jonesys Mund. Nur ein kleines bisschen, aber es war ein Lächeln. Er weiß nicht, was Lachen ist, dachte Jonesy. Er hatte ja auch nicht gewusst, was Wut war, hatte sich aber als äußerst gelehrig erwiesen; was Wutanfälle anging, konnte er nun mit den größten Cholerikern mithalten.
    Ich fand es lustig, was du gesagt hast.
    Was ist denn lustig?
    Jonesy wusste nicht, wie er diese Frage beantworten sollte. Er wollte Mr. Gray die gesamte Bandbreite menschlicher Gefühle vermitteln, da er vermutete, dass seine einzige Überlebenschance letztlich darin bestand, seinen Entführer zu humanisieren – nur dann konnte er überhaupt Mitleid mit den Menschen haben. Aber wie sollte man einer Ansammlung von Sporen aus einer anderen Welt erklären, was lustig war? Und was war denn überhaupt lustig daran, dass sich Dysart’s zur weltbesten Raststätte für Brummifahrer ausrief?
    Jetzt kamen sie zu einem weiteren Schild, auf dem Pfeile nach links und rechts wiesen. GROSSE stand unter dem Pfeil nach links. Und KLEINE stand unter dem nach rechts.
    Was sind wir?, fragte Mr. Gray und hielt vor dem Schild.
    Jonesy hätte ihn auch einfach auf diese Information zugreifen lassen können, aber was hätte das genutzt? Wir sind ein Kleiner, sagte er, und Mr. Gray bog mit dem Dodge Ram nach rechts ab. Die Reifen drehten kurz durch, und der Wagen ruckelte. Lad hob den Kopf, ließ einen weiteren lang gedehnten und wohlriechenden Furz fahren und jaulte dann. Sein Unterleib war angeschwollen und aufgebläht; man hätte ihn auch für eine hochschwangere Hündin halten können, die kurz davor stand, mit einem ansehnlichen Wurf niederzukommen.
    Auf dem Parkplatz für die Kleinen standen gut zwei Dutzend Pkws und Pick-ups, und die am tiefsten unter Schnee begrabenen gehörten den Notfall-Mechanikern (es waren immer ein oder zwei im Dienst), den Kellnerinnen und Köchen. Das am wenigsten eingeschneite Fahrzeug, das stach Jonesy förmlich ins Auge, war ein taubenblauer Streifenwagen der Polizei von Maine, dessen Blaulichter unter einer Schneeschicht verborgen waren. Es würde Mr. Gray einen Strich durch die Rechnung machen, würde er hier festgenommen; aber andererseits war Jonesy bereits am Tatort dreier Morde gewesen, wenn man die Fahrerkabine des Pick-ups mitzählte. An den ersten beiden Tatorten hatte es sicherlich keine Zeugen gegeben und waren vielleicht auch keine Fingerabdrücke von Gary Jones zurückgeblieben. Aber hier? Klar. Jede Menge. Er sah sich selbst in irgendeinem Gerichtssaal stehen und sagen: Aber es war doch der Außerirdische in mir, der diese Morde begangen hat. Mr. Gray ist der Mörder. Noch so ein Scherz, den Mr. Gray nicht verstanden hätte.
    Und dieser werte Freund hatte auch schon wieder herumgeschnüffelt. Dry Parts, sagte er. Wieso nennst du diesen Ort Dry Parts, wenn auf dem Schild doch Dysart’s steht?
    So hat Lamar immer dazu gesagt, erwiderte Jonesy und erinnerte sich an orgiastische Frühstücke dort, normalerweise auf der Hin- oder Rückreise ihrer Jagdausflüge. Also entsprach das ja hier ganz der Tradition, nicht wahr? Mein Dad hat es auch immer so genannt.
    Und was ist daran lustig?
    Dry Farts: trockene Fürze. Na ja, es ist mäßig lustig, würde ich sagen. Das ist ein Wortspiel, das auf dem Gleichklang der Wörter beruht. Und Wortspiele sind die niederste Form des Humors.
    Mr. Gray parkte in der Reihe, die der beleuchteten Insel des Restaurants am nächsten war, dabei weitab von dem Streifenwagen. Jonesy hatte keine Ahnung, ob Mr. Gray wusste, was die Blaulichter auf dem Dach des Wagens zu bedeuten hatten. Er schaltete den Scheinwerfer des Dodge ab, griff dann zum Zündschlüssel, hielt inne und stieß mehrere bellende Lachlaute aus: »Ha! Ha! Ha! Ha!«
    Wie fühlt sich das an?, fragte Jonesy mehr als nur ein wenig neugierig. Auch ein wenig ängstlich.
    »Nach gar nichts«, sagte Mr. Gray ganz ruhig und stellte den Motor ab. Aber als er dann dort in der Dunkelheit saß und der Wind um die Fahrerkabine des Pick-ups heulte, tat er es wieder, und diesmal klang es schon ein wenig überzeugender: »Ha! Ha, ha, ha!« Jonesy lief es in seiner Bürozuflucht kalt den Rücken hinunter. Es war ein schauriges Geräusch, als würde ein Geist versuchen, sich daran zu erinnern, wie es war, ein Mensch zu sein.
    Lad gefiel es auch nicht. Er jaulte wieder und schaute ängstlich zu dem Mann am Steuer des Wagens

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