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Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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kriegen. Denn wie auch immer die Einzelheiten aussehen – im Grunde hat er ja doch wohl vor, alles zu verseuchen. Und wenn man das mathematisch sieht …«
    »Ich kann selber rechnen«, sagte Henry. »Sechs Milliarden Menschen auf dem Raumschiff Erde gegen den einen Jonesy.«
    »Ja, das sind die Zahlen.«
    »Zahlen können täuschen«, sagte Henry. Aber es klang niedergeschlagen. Ab einer gewissen Größenordnung konnten Zahlen nicht mehr täuschen. Und sechs Milliarden war eine ziemlich große Zahl.
    Owen ließ die Bremse los und trat aufs Gas. Der Humvee rollte vorwärts – diesmal gut einen Meter –, und die Räder fingen wieder an durchzudrehen, fanden dann aber Halt, und der Wagen kam brüllend wie ein Dinosaurier aus dem Schneewall hervor. Owen lenkte nach Süden.
    Erzähl mir, was passiert ist, nachdem ihr das Mädchen aus dem Abwasserrohr gezogen hattet.
    Ehe Henry anfangen konnte, meldete sich das unter dem Armaturenbrett angebrachte Funkgerät. Die Stimme erklang laut und deutlich – derjenige hätte auch bei ihnen im Wagen sitzen können.
    »Owen? Sind Sie da, Bursche?«
    Kurtz.

16
    Sie brauchten fast eine Stunde für die ersten sechzehn Meilen von der Blue Base (der ehemaligen Blue Base) in Richtung Süden, aber das bereitete Kurtz kein Kopfzerbrechen. Gott würde sie nicht im Stich lassen, da war er sich ganz sicher.
    Freddy Johnson saß am Steuer (das lustige Quartett befand sich ebenfalls in einem schneetauglichen Humvee). Perlmutter saß auf dem Beifahrersitz und war mit Handschellen an den Türgriff gefesselt. Cambry war hinten auch entsprechend festgebunden. Kurtz saß hinter Freddy, Cambry hinter Pearly. Kurtz fragte sich, ob sich seine beiden zum Mitfahren gezwungenen Bürschchen auf telepathischem Wege gegen ihn verschworen. Wenn dem so war, würde es ihnen nicht viel nützen. Kurtz und Freddy hatten ihre Fenster heruntergekurbelt, obwohl es im Humvee nun kälter wurde als auf der unbeheizten Außentoilette einer Südpolstation; die Heizung lief auf Volltouren, kam aber einfach nicht dagegen an. Doch die Fenster mussten unbedingt offen bleiben. Andernfalls wäre die Atmosphäre im Humvee bald so lebensfeindlich geworden wie in einer mit Grubengas gefüllten Zeche. Vorrangig stank es nach Äther, dann nach Schwefel. Größtenteils schien es von Perlmutter auszugehen. Er rutschte ständig auf dem Sitz hin und her und stöhnte immer wieder verhalten. Cambry hatte sich schwer mit Ripley angesteckt, und er wuchs auf ihm wie ein Kornfeld nach einem Mairegen, und auch von ihm ging dieser Geruch aus – das bekam Kurtz trotz seiner Atemmaske mit. Aber Pearly war der Hauptschuldige, wie er da auf seinem Sitz hin und her rutschte und versuchte, geräuschlos zu furzen (Arschbackentango hatten sie solche Manöver in den trüben Zeiten von Kurtz’ Kindheit genannt) und so zu tun, als würde dieser erstickende Gestank nicht von ihm ausgehen. In Gene Cambry wuchs der Ripley, und Kurtz hatte so die Ahnung, dass in Pearly, Gott stehe ihm bei, noch etwas ganz anderes wuchs.
    So gut er konnte, verbarg Kurtz diese Gedanken hinter seinem eigenen Mantra: Davis und Roberts, Davis und Roberts, Davis und Roberts.
    »Würden Sie bitte damit aufhören?«, bat Cambry Kurtz von rechts. »Das macht mich wahnsinnig.«
    »Mich auch«, sagte Perlmutter. Er setzte sich anders hin, und ihm entwich ein leises Pffft. Es hörte sich wie ein Gummispielzeug an, dem die Luft ausging.
    »O Mann, Pearly!«, rief Freddy. Er kurbelte sein Fenster weiter runter und ließ Schnee und einen kalten Windstoß herein. Der Humvee schlitterte, und Kurtz hielt sich fest, doch dann fand der Wagen wieder Halt. »Würden Sie dieses Anal-Parfüm bitte für sich behalten?«
    »Verzeihung«, sagte Perlmutter steif. »Wenn Sie unterstellen, ich hätte einen Wind streichen lassen, dann muss ich Ihnen sagen …«
    »Ich unterstelle gar nichts«, sagte Freddy. »Ich sage Ihnen, Sie sollen aufhören, uns vollzustänkern, oder …«
    Da es keinen befriedigenden Abschluss für diese Drohung geben konnte – vorläufig brauchten sie zwei Telepathen, einen als Primärquelle und einen als Reserve –, fiel ihm Kurtz ins Wort: »Die Geschichte von Edward Davis und Franklin Roberts ist sehr lehrreich, denn sie zeigt, dass es wirklich nichts Neues unter der Sonne gibt. Das hat sich in Kansas zugetragen, damals, als Kansas wirklich noch Kansas war …«
    Kurtz, ein recht guter Geschichtenerzähler, nahm sie mit zurück nach Kansas und in die Zeit des Koreakriegs.

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