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Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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älter, als sie war, als sie ihr zum ersten Mal begegnet sind und sie vor der Behindi-Akademie wartete, und sicherlich jünger, als sie jetzt ist. Sie haben sich auf ein Matrosenkostüm unbestimmter Farbe geeinigt, das abwechselnd blau, lila und rot und dann wieder lila und blau ist. Sie hält ihre große Plastikhandtasche, aus der oben BarbieKen hervorschauen, und ihre Knie sind ausgiebig verschorft. Marienkäfer-Ohrringe erscheinen unter ihren Ohrläppchen und verschwinden wieder, und Henry denkt: Ach ja, an die kann ich mich erinnern, und dann bleiben sie.
    Sie macht den Mund auf und sagt: Hi, Duddie. Sieht sich um und sagt: Hallo, Jungs.
    Und dann, einfach so, ist sie futsch. Plötzlich sind sie wieder zu fünft und nicht mehr zu sechst, fünf große Jungs, die unter einer alten Eiche stehen, Junilicht im Gesicht und die aufgeregten Rufe der Softball spielenden Mädchen in den Ohren. Pete weint. Jonesy auch. Der Penner ist verschwunden – er hat anscheinend genug gesammelt für seine Flasche –, und stattdessen ist jetzt ein anderer Mann da, ein ernst blickender Mann, der trotz der Wärme eine Winterjacke trägt. Seine linke Wange ist mit etwas Rotem überzogen, das ein Muttermal sein könnte, aber Henry weiß, dass es etwas anderes ist. Es ist der Byrus. Owen Underhill ist zu ihnen in den Strawford Park gekommen und sieht ihnen zu, aber das macht weiter nichts; nur Henry kann diesen Besucher von der anderen Seite des Traumfängers sehen.
    Duddits lächelt, schaut aber auch verwirrt angesichts der Tränen auf den Wangen seiner Freunde. »Ie-oh eint ieh?«, fragt er Jonesy – wieso weint ihr?
    »Das ist jetzt egal«, sagt Jonesy. Als er Duddits’ Hand loslässt, löst sich die Verbindung endgültig auf. Jonesy fährt sich mit der Hand übers Gesicht; Pete auch. Biber lacht seufzend auf.
    »Ich glaube, ich habe meinen Zahnstocher verschluckt«, sagt er.
    »Nein, da ist er doch, du Blödel«, sagt Henry und zeigt ins Gras, wo der zerkaute Zahnstocher liegt.
    »Osi finn’n?«, fragt Duddits.
    »Kannst du das, Duds?«, fragt Henry.
    Duddits geht in Richtung Softball-Platz, und sie folgen ihm in respektvollem Abstand. Duds geht genau an Owen vorbei, sieht ihn aber natürlich nicht; für Duds gibt es keinen Owen Underhill, zumindest noch nicht. Er geht an der Zuschauertribüne vorbei, geht am dritten Mal vorbei, geht an der kleinen Snackbar vorbei. Dann bleibt er stehen.
    Hinter ihm schnappt Pete nach Luft.
    Duddits dreht sich um und sieht ihn an, putzmunter und interessiert, fast lachend. Pete streckt einen Finger aus, pendelt damit und sieht an dem sich bewegenden Finger vorbei zu Boden. Henry folgt seinem Blick und meint für einen Moment, etwas zu sehen – einen hellgelben Fleck auf dem Gras, der aussieht wie Farbe –, und dann ist das wieder verschwunden. Da ist nur noch Pete, der macht, was er immer macht, wenn er seine spezielle Gedächtnisgabe einsetzt.
    »Iehs-u ie Ienje, Iet?«, erkundigt sich Duddits auf eine väterliche Art, die Henry zum Lachen reizt – Siehst du die Linie, Pete?
    »Ja«, sagt Pete und macht große Augen. »Ja, ich sehe sie.« Er sieht zu den anderen hoch. »Sie war hier, Jungs! Sie war genau hier!«
    Sie gehen quer durch den Strawford Park und folgen einer Linie, die nur Duddits und Pete sehen können, während ein Mann, den nur Henry sehen kann, ihnen folgt. Am nördlichen Ende des Parks ist ein klappriger Bretterzaun mit einem Schild daran: D.B. & A.R.R. GELÄNDE – ZUTRITT VERBOTEN! Die Kinder ignorieren dieses Schild seit Jahren, und Jahre ist es auch her, dass die Derry, Bangor and Aroostook Railroad tatsächlich Güterzüge auf diesem Nebengleis durch die Barrens geleitet hat. Sie sehen die Gleise, als sie sich durch eine Lücke im Zaun zwängen; sie schimmern da unten am Fuß der Böschung rostig im Sonnenschein.
    Die Böschung ist steil und überwuchert mit Giftsumach und Giftefeu, und auf halber Strecke finden sie Josie Rinkenhauers große Plastikhandtasche. Sie ist jetzt alt und ramponiert und an mehreren Stellen mit Isolierband geflickt, aber Henry würde diese Handtasche jederzeit wiedererkennen.
    Duddits macht sich froh darüber her, reißt sie auf und schaut hinein. »ArbiehEn!«, verkündet er und zieht sie heraus. Pete hat währenddessen vorgebeugt weiter gestöbert und blickt dabei ernst wie Sherlock Holmes, der Professor Moriarty auf der Spur ist. Und es ist Pete Moore, der sie dann tatsächlich findet, sich von einem schmutzigen Betonabflussrohr, das an der

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