Duddits - Dreamcatcher
dieser Pete hatte dieses Etwas, diese Gabe auch besessen, nur wahrscheinlich in geringerem Maße als dieser rätselhafte andere, dieser Duddits.
Mr. Gray gefiel der Gedanke gar nicht, dass er eine Spur hinterließ, die »Duddits« sehen konnte, aber er wusste etwas, was Jonesy nicht wusste. »Pearly« war der Ansicht, dass Henry, Owen und Duddits nur fünfzehn Meilen südlich von Pearlys gegenwärtiger Position waren. Wenn das zutraf, dann waren Henry und Owen fünfundvierzig Meilen zurück, irgendwo zwischen Pittsfield und Waterville. Mr. Gray fand, dass man das nicht unbedingt als »an der Stoßstange kleben« bezeichnen konnte.
Trotzdem war es besser, sich hier nicht groß aufzuhalten.
Die Hintertür des Restaurants ging auf. Ein junger Mann in einer Kluft, die in den Jonesy-Akten als »Kochmontur« bezeichnet wurde, kam mit zwei großen Plastiksäcken heraus, die eindeutig für den Müllcontainer bestimmt waren. Dieser junge Mann hieß John, und seine Freunde nannten ihn »Butch«. Mr. Gray hätte ihn wirklich gern umgebracht, aber »Butch« sah viel kräftiger als Jonesy aus und war dazu auch noch jünger und wahrscheinlich viel flinker. Und außerdem hatte ein Mord unangenehme Nebenwirkungen; die schlimmste war, dass ein so geraubtes Auto bald nutzlos wurde.
He, Butch.
Butch blieb stehen und schaute ihn mit großen Augen an.
Welcher ist dein Wagen?
Er war nicht mit dem eigenen Auto da, sondern mit dem seiner Mutter, und das war gut so. Butchs eigene Rostmühle stand mit leerer Batterie zu Hause. Er war mit dem seiner Mutter gekommen, einem Subaru mit Allradantrieb. Wie Jonesy gesagt hätte: Mr. Gray hatte gerade wieder eine Sieben geworfen.
Butch gab ihm bereitwillig die Schlüssel. Er schaute immer noch aufmerksam (»mit großen Augen und wuschligem Schwanz«, hätte Jonesy es ausgedrückt, aber Mr. Gray konnte an dem jungen Mann keinen wuschligen Schwanz entdecken), war aber eigentlich gar nicht bei Bewusstsein. »Stehend k. o.«, dachte Jonesy.
Daran wirst du dich nicht erinnern, sagte Mr. Gray.
»Nein, werde ich nicht«, sagte Butch.
Arbeite jetzt weiter.
»Klar«, sagte Butch. Er hob wieder seine Müllsäcke und ging zum Container. Wenn er bei Feierabend bemerken würde, dass der Wagen seiner Mutter nicht mehr hier stand, war das alles wahrscheinlich längst vorbei.
Mr. Gray öffnete die Fahrertür des roten Subaru und setzte sich hinein. Auf dem Beifahrersitz lag eine halbe Tüte Kartoffelchips mit Barbecue-Geschmack. Mr. Gray schlang sie gierig hinunter, während er zurück zum Schneepflug fuhr. Anschließend leckte er sogar Jonesys Finger ab. Fettig. Mmmh. Lecker. Wie der Bacon. Er holte den Hund. Fünf Minuten später war er wieder auf dem Highway.
Und fuhr weiter nach Süden, Süden, Süden.
2
Der Abend dröhnt vor Musik und Gelächter und lauten Stimmen; in der Luft liegt der Duft von gegrillten Würstchen, Schokolade und gerösteten Erdnüssen; am Himmel erblüht buntes Feuer. Und das alles verbindet ein Rock-and-Roll-Song, der aus den Lautsprechern im Strawford Park klingt und diesen Abend prägt, als wäre er die Signatur des Sommers selbst:
Hey pretty baby take a ride with me,
We’re going down to Alabama on the C&C.
Und hier kommt der weltgrößte Cowboy, ein drei Meter großer Pecos Bill, der aus der Menge in den brennenden Himmel aufragt. Kleinen Kindern bleibt verwundert der Mund mit dem Eiscremebart offen stehen, und sie machen große Augen; und lachende Eltern heben sie hoch, damit sie besser sehen können, oder nehmen sie Huckepack. Mit einer Hand winkt Pecos Bill mit seinem Hut, und in der anderen hat er ein Transparent mit dem Aufdruck DERRY DAYS 1981.
We’re gonna walk the tracks, stay up all night,
If we get a little bored, then we’ll have a little fight.
»Ie anner so ooß ein?«, fragt Duddits. Er hat blaue Zuckerwatte in der Hand, aber die hat er jetzt ganz vergessen; als er den auf Stelzen gehenden Cowboy unter dem nächtlichen Feuerwerk vorbeischreiten sieht, macht er so große Augen wie ein Dreijähriger. Links neben Duddits stehen Pete und Jonesy, rechts Henry und der Biber. Hinter dem Cowboy folgen vestalische Jungfrauen (und bestimmt sind wenigstens einige von ihnen tatsächlich noch Jungfrau, auch hier im Jahre des Heils 1981), Tambourmajorinnen in paillettenbesetzten Cowgirlröcken und weißen Cowboystiefeln, die ihre Stäbe schwingen.
»Ich weiß nicht, wie er so groß sein kann, Duds«, sagt Pete lachend. Er zupft ein Büschel blauer Zuckerwatte
Weitere Kostenlose Bücher