Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
fehlende Nachtschlaf … diese ganze Aufregung, die so unbekömmlich war für einen Kranken … Das war alles gar nicht gut. Er bekam einen Infekt, und bei ALL-Kranken im fortgeschrittenen Stadium konnte schon ein simpler Schnupfen tödliche Folgen haben.
    »Alles klar mit ihm?«, fragte Owen.
    »Mit Duds? Duddits ist aus Stahl. Stimmt’s nicht, Duds?«
    »Aal«, stimmte Duddits zu und beugte einen jämmerlich dünnen Arm, um seine Kraft vorzuführen. Beim Anblick seines dünnen, abgehärmten Gesichts – das trotz allem zu lächeln versuchte – war Henry zum Schreien zumute. Das Leben war unfair. Eigentlich hatte er sich seit Jahren eingebildet, das zu wissen. Aber das hier war nicht nur unfair. Es war abscheulich gemein.
    »Schauen wir doch mal, was sie hier für brave Jungs zum Trinken eingepackt hat.« Henry nahm die gelbe Lunchbox.
    »Uuhbi-Duuh«, sagte Duddits. Er lächelte zwar, aber seine Stimme klang dünn und erschöpft.
    »Genau, wir haben jetzt was zu tun«, pflichtete Henry bei und schraubte die Thermoskanne auf. Er gab Duddits seine morgendliche Prednison-Tablette, obwohl es noch nicht acht Uhr war, und fragte ihn dann, ob er auch eine Oxycodon wolle. Duddits überlegte und hob zwei Finger. Henry wurde das Herz schwer.
    »Ziemlich schlimm, was?«, fragte er und reichte Duddits zwei Oxycodon-Tabletten nach hinten durch. Die Frage war eigentlich überflüssig – jemand wie Duddits bat nicht um eine zusätzliche Pille, um sich damit zuzudröhnen.
    Duddits machte eine winkende Handbewegung – comme ci comme ça. Henry konnte sich gut an dieses Wedeln erinnern; es hatte ebenso zu Pete gehört wie die angekauten Bleistifte und Zahnstocher zu Biber.
    Roberta hatte Duddits Kakao in die Thermoskanne gefüllt, sein Lieblingsgetränk. Henry schenkte ihm eine Tasse ein, hielt sie noch für einen Moment, als der Humvee auf einer glatten Stelle wegrutschte, und reichte sie ihm dann. Duddits schluckte seine Tabletten.
    »Wo tut es weh, Duds?«
    »Ier.« Er zeigte auf seine Kehle. »Un ier nomeer.« Er wies auf seine Brust. Zögerlich zeigte er dann auch noch auf seinen Schritt, und dabei rötete sich sein Gesicht ein wenig. »Ier au.«
    Eine Harnwegsinfektion, dachte Henry. Ach du je.
    »Illen elfn?«
    Henry nickte. »Ja, die Pillen helfen. Du musst ihnen nur Zeit geben, dann wirken sie schon. Folgen wir immer noch der Linie, Duddits?«
    Duddits nickte eindringlich und zeigte nach vorn zur Windschutzscheibe. Henry fragte sich (nicht zum ersten Mal), was er da eigentlich sah. Einmal hatte er Pete danach gefragt, und der hatte gemeint, es sähe aus wie ein Faden und sei oft nur schwer zu erkennen. Am besten geht es, wenn die Linie gelb ist, hatte Pete gesagt. Gelb lässt sich immer am einfachsten erkennen. Ich weiß auch nicht, warum. Und wenn Pete einen gelben Faden gesehen hatte, sah Duddits ja vielleicht einen breiten gelben Streifen, vielleicht sogar Dorothys gelbe Ziegelsteinstraße.
    »Sag uns Bescheid, wenn sie auf eine andere Straße abbiegt, ja?«
    »Ach ich.«
    »Willst du nicht schlafen?«
    Duddits schüttelte den Kopf. Und er hatte wirklich nie so lebendig und wach ausgesehen wie jetzt, da seine Augen in seinem erschöpften Gesicht strahlten. Henry musste daran denken, wie Glühbirnen manchmal kurz vor dem Defekt hell aufleuchteten.
    »Wenn du aber doch müde wirst, sag Bescheid, dann halten wir an. Dann besorgen wir dir einen Kaffee. Wir brauchen dich wach.«
    »Oh-äi.«
    Henry fing eben an, sich wieder umzudrehen, wobei er seinen schmerzenden Körper mit allergrößter Vorsicht bewegte, als Duddits noch etwas sagte.
    »Issa Äi ill Ähkn.«
    »Tatsächlich?«, fragte Henry nachdenklich.
    »Was?«, fragte Owen. »Das habe ich nicht verstanden.«
    »Er sagt: Mr. Gray will Bacon.«
    »Spielt das eine Rolle?«
    »Keine Ahnung. Gibt es hier ein Radio, Owen? Ich würde gern die Nachrichten hören.«
    Das Radio hing unter dem Armaturenbrett und wirkte nagelneu. Es gehörte nicht zur herkömmlichen Ausstattung. Owen streckte die Hand danach aus und stieg dann auf die Bremse, als ein Pontiac – ohne Allradantrieb und Winterreifen – sie überholte. Der Pontiac schlingerte hin und her, hielt sich dann aber doch auf der Straße und brauste davon. Henry schätzte, dass er mindestens neunzig Stundenkilometer fuhr. Als Owen das sah, runzelte er die Stirn.
    »Du Fahrer, ich Beifahrer«, sagte Henry. »Aber wenn der das ohne Winterreifen kann, können wir das dann nicht auch? Es wäre doch nicht schlecht, wenn wir

Weitere Kostenlose Bücher