Duddits - Dreamcatcher
erwischt … und Lad auch.
»Er weiß von dem Cottage«, sagte Jonesy.
Natürlich. Das Cottage in Ware, gut sechzig Meilen westlich von Boston. Und er kannte die Geschichte mit der Russin, die kannte ja jeder; Jonesy hatte sie selbst oft genug weitererzählt. Es war eine zu gute Gruselgeschichte, um sie nicht weiterzuerzählen. Man kannte sie in Ware, in New Salem, in Cooleyville und Belchertown, in Hardwick und Packardsville und Pelham. In allen Ortschaften rundherum. Und was, wenn die Frage gestattet war, umgaben diese Ortschaften?
Wieso? Den Quabbin natürlich. Sie befanden sich rund um den Quabbin-Stausee. Der Wasserversorgung von Boston und des umliegenden Großraums. Wie viele Menschen tranken täglich Wasser aus dem Quabbin? Zwei Millionen? Oder drei? Jonesy wusste es nicht genau, aber es waren auf jeden Fall eine ganze Menge mehr als die, die damals das Wasser aus dem Wasserturm in Derry getrunken hatten. Und Mr. Gray würfelte eine Sieben nach der anderen, hatte die Glückssträhne des Jahrhunderts und stand jetzt nur noch einen Wurf davor, die Bank zu sprengen.
Zwei bis drei Millionen Menschen. Und Mr. Gray wollte sie alle mit Lad, dem Border Collie, und Lads neuem Freund bekannt machen.
Und in dieses andere Element übertragen, würde die Saat des Byrus aufgehen.
Kapitel 20
Die Jagd endet
1
Nach Süden, Süden, Süden.
Als Mr. Gray an der Ausfahrt Gardiner vorbeikam, der ersten hinter Augusta, war die Schneeschicht auf der Landschaft schon viel dünner, und auf dem jetzt zweispurigen Highway lag nur noch Schneematsch. Es wurde Zeit, den Schneepflug gegen etwas weniger Auffälliges zu tauschen, einerseits, weil er nicht mehr benötigt wurde, andererseits aber auch, weil Jonesys Arme von der ungewohnten Anspannung, so ein übergroßes Fahrzeug zu lenken, schmerzten. Mr. Gray scherte sich zwar nicht groß um Jonesys Körper (behauptete er jedenfalls sich selbst gegenüber; aber in Wirklichkeit fiel es ihm schwer, nicht wenigstens eine gewisse Zuneigung für etwas zu entwickeln, was ihm so ungeahnte Freuden wie »Bacon« und »Mord« beschert hatte), aber schließlich musste er ihn ja noch ein paar Hundert Meilen weit befördern. Er nahm an, dass Jonesy für einen Menschen, der in der Mitte seines Lebens stand, nicht in besonders guter Form war. Das hing mit dem Unfall zusammen, den er erlitten hatte, aber auch mit seiner Arbeit. Er war »Akademiker«. Dementsprechend hatte er die körperlichen Aspekte seines Lebens weitgehend ignoriert, was Mr. Gray verblüffte. Diese Wesen bestanden zu sechzig Prozent aus Gefühlen, zu dreißig Prozent aus Sinneswahrnehmungen und nur zu zehn Prozent aus Gedanken (und wenn er zehn Prozent sagte, dachte Mr. Gray, dann war er da wahrscheinlich noch großzügig). Seinen Körper so zu missachten, wie Jonesy es getan hatte, erschien Mr. Gray ebenso mutwillig wie dumm. Aber das war natürlich auch nicht sein Problem. Und Jonesys auch nicht. Nicht mehr. Jetzt war Jonesy das, was er anscheinend immer hatte sein wollen: reiner Geist. Aber nach seinen Reaktionen zu schließen, gefiel ihm dieser Zustand nun, da er ihn einmal erreicht hatte, auch nicht besonders.
Auf dem Boden der Fahrerkabine, inmitten von Zigarettenkippen, Pappbechern und zusammengeknüllten Zellophanpackungen, jaulte der Hund vor Schmerz. Sein Körper war grotesk angeschwollen, der Torso so groß wie ein Wasserfass. Bald würde Lad furzen, und dann würde sein Bauch wieder abschwellen. Mr. Gray hatte zu dem Byrum, der in dem Hund wuchs, Verbindung aufgenommen und konnte daher sein Heranwachsen steuern.
Der Hund würde seine Variante dessen sein, woran sein Wirt bei dem Stichwort »die Russin« dachte. Und sobald der Hund an Ort und Stelle war, war seine Aufgabe erledigt.
Er ging hinter sich auf Gedankenfang und nahm zu den anderen Verbindung auf. Henry und sein Freund Owen waren vollkommen verschwunden, wie ein Radiosender, der den Betrieb eingestellt hatte, und das war beunruhigend. Weiter hinten (sie kamen eben an Newport vorbei und waren also gut sechzig Meilen nördlich von Mr. Grays gegenwärtiger Position) folgte eine Dreiergruppe, bei der er nur zu einem guten Kontakt bekam – zu »Pearly«. Dieser Pearly brütete genau wie der Hund ein Byrum aus, und Mr. Gray konnte ihn ganz deutlich empfangen. Zuvor hatte er auch noch einen anderen aus dieser Gruppe hereinbekommen – »Freddy« –, aber jetzt war Freddy fort. Der Byrus auf ihm war abgestorben; das teilte ihm »Pearly« mit.
Jetzt kam wieder
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