Duddits - Dreamcatcher
nun echt schon ziemlich überreif. Was hast du denn gegessen? Murmeltierkötel?«
»Blätter und Moos und solche Sachen, ich weiß es nicht genau«, sagte McCarthy. »Ich war einfach so hungrig, wissen Sie, ich musste irgendwas essen, aber ich kenne mich da nicht aus, habe nie ein Buch von Ewell Gibbons gelesen … und es war natürlich dunkel.« Das sagte er, als wäre es ihm eben erst eingefallen, und Jonesy schaute zu Biber hinüber und wollte sehen, ob der Biber wusste, was Jonesy wusste: dass McCarthy log. McCarthy wusste nicht, was er im Wald gegessen hatte und ob er überhaupt etwas gegessen hatte. Er wollte einfach nur diesen grässlichen, unerwarteten Monsterfurz erklären. Und den folgenden Gestank.
Es gab wieder einen Windstoß, eine mächtige Böe, die ein kleines Schneegestöber zum offen stehenden Fenster hereinwehte, aber wenigstens wälzte der Wind auch die Luft im Zimmer um, Gott sei Dank.
McCarthy beugte sich abrupt vor, wie von einer Sprungfeder angetrieben, und als er dann da hing, mit dem Kopf zwischen den Knien, ahnte Jonesy schon, was jetzt kommen würde; mach’s gut, Navajo-Teppich, war schön mit dir. Der Biber dachte eindeutig in die gleiche Richtung; er zog die ausgestreckten Beine ein, damit sie nicht vollgespritzt wurden.
Doch statt Erbrochenem entwich McCarthy ein lang gedehntes, tiefes Brummen – es klang wie eine völlig überlastete Fabrikmaschine. McCarthys Augen traten wie Murmeln vor, und seine Wangen waren so gespannt, dass sich unter seinen Augenwinkeln kleine halbmondförmige Schatten bildeten. Das ging so immer weiter, ein Knurren und Schnarren, und als es endlich aufhörte, kam einem der Generator draußen viel zu laut vor.
»Ich hab ja schon ’ne Menge Monsterrülpser gehört, aber der war nun wirklich einsame Spitze«, sagte Biber. Es klang aufrichtig respektvoll.
McCarthy lehnte sich auf dem Sofa zurück, die Augen geschlossen und die Mundwinkel gesenkt zu einem Ausdruck, in dem Jonesy Scham oder Schmerz oder beides zu entdecken meinte. Und wieder nahm er diesen Geruch von Bananen und Äther wahr, ein gärender Geruch, als ob etwas gerade eben schlecht wurde.
»O Gott, das tut mir so leid«, sagte McCarthy, ohne die Augen zu öffnen. »Das mache ich schon den ganzen Tag, seit es hell geworden ist. Und ich habe auch wieder Bauchschmerzen.«
Jonesy und der Biber schauten einander schweigend besorgt an.
»Weißt du, was ich glaube?«, meinte Biber. »Ich glaube, du solltest dich mal hinlegen und ein bisschen pennen. Du warst wahrscheinlich die ganze Nacht lang wach und hast auf diesen blöden Bären gelauscht und wer weiß auf was sonst noch. Du bist übermüdet und fertig und überhaupt. Du musst einfach mal ein bisschen Bubu machen, und in ein paar Stunden bist du wieder frisch wie der Morgentau.«
McCarthy sah Biber so hundserbärmlich dankbar an, dass sich Jonesy ein wenig genierte zuzuschauen. Obwohl McCarthys Teint immer noch bleifarben war, war er in Schweiß ausgebrochen, große Tropfen, die sich auf Stirn und Schläfen bildeten und ihm dann wie klares Öl die Wangen hinunterliefen. Und das trotz der kalten Luft, die nun durchs Zimmer wirbelte.
»Wissen Sie, Sie haben bestimmt recht«, sagte er. »Ich bin müde, weiter nichts. Ich habe Bauchschmerzen, aber das kommt vom Stress. Und ich habe alle möglichen Sachen gegessen, Blätter und … o Mann, oje, ich weiß nicht … alle möglichen Sachen halt.« Er kratzte sich die Wange. »Ist das verdammte Ding da auf meinem Gesicht schlimm? Blutet es?«
»Nein«, sagte Jonesy. »Es ist bloß rot.«
»Das ist eine Allergie«, sagte McCarthy mit tieftrauriger Stimme. »Das kriege ich auch immer, wenn ich Erdnüsse esse. Ich lege mich mal hin. Famose Idee.«
Er stand auf und fing sofort an zu schwanken. Biber und Jonesy wollten ihn festhalten, aber er kam auch allein ins Gleichgewicht. Jonesy hätte schwören können, dass das, was er für einen Bierbauch gehalten hatte, verschwunden war. War das möglich? Konnte der Mann so immense Blähungen gehabt haben? Er hatte keine Ahnung. Er wusste nur, dass es ein mächtiger Furz und ein noch mächtigerer Rülpser gewesen waren, etwas, wovon man noch in zwanzig Jahren erzählen konnte, beginnend etwa mit den Worten Wir sind früher alljährlich in der ersten Woche der Jagdsaison zu Biber Clarendons Hütte gefahren, und einmal im November – das war 2001, in dem Jahr mit dem schweren Herbststurm – kommt da plötzlich dieser Typ in unser Camp gewandert … Ja, das
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