Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Mannes keinerlei Aufrichtigkeit an. Und der Typ stand da einfach in Unterwäsche herum, wie ein Androide, dessen Gedächtnischips zu drei Viertel gelöscht waren. Zuvor hatte er ja noch Lebenszeichen von sich gegeben, wenn er auch nicht direkt putzmunter gewirkt hatte; jetzt war das alles verschwunden, genau wie die Farbe aus seinen Wangen.
    »Mach schon, Rick«, sagte Biber ganz ruhig. »Hau dich hin und penn ’ne Runde. Erhol dich.«
    »Ja, gut.« Er setzte sich auf das frisch aufgeschlagene Bett und schaute aus dem Fenster. Seine Augen waren weit geöffnet und sein Blick ausdruckslos. Jonesy kam es so vor, als würde sich der Gestank im Zimmer allmählich legen, aber vielleicht gewöhnte er sich auch nur daran, wie man sich an den Gestank im Affenhaus im Zoo gewöhnte, wenn man sich nur lange genug darin aufhielt. »Mensch, schauen Sie mal, wie das schneit.«
    »Ja«, sagte Jonesy. »Wie geht’s Ihrem Magen jetzt?«
    »Besser.« McCarthy schaute Jonesy ins Gesicht. Er hatte den ernsten Blick eines verängstigten Kindes. »Entschuldigen Sie bitte, dass ich so furze – so was habe ich noch nie gemacht, nicht mal bei der Armee, und da haben wir praktisch jeden Tag Bohnen gegessen –, aber jetzt geht es mir besser.«
    »Müssen Sie noch mal pinkeln, ehe Sie sich hinlegen?« Jonesy hatte vier Kinder, und die Frage stellte er fast automatisch.
    »Nein. Ich bin im Wald gegangen, kurz bevor Sie mich gefunden haben. Danke, dass Sie mich aufgenommen haben. Danke Ihnen beiden.«
    »Ach was«, sagte Biber und trat verlegen von einem Bein aufs andere. »Das hätte doch jeder gemacht.«
    »Vielleicht«, sagte McCarthy. »Und vielleicht auch nicht. In der Bibel heißt es: ›Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an.‹« Draußen stürmte es jetzt regelrecht, und der Wind ließ die ganze Hütte erzittern. Jonesy wartete, dass McCarthy weitersprach – es hörte sich an, als hätte er noch mehr zu sagen –, aber der Mann schwang einfach nur noch seine Füße ins Bett und verschwand unter der Decke.
    Irgendwo in den Tiefen von Jonesys Bett erklang nun noch ein weiterer lang gedehnter, schnarrender Furz, und da hatte Jonesy genug. Es war eine Sache, einen wandernden Fremden ins Haus zu lassen, wenn gerade ein Sturm aufzog; etwas ganz anderes aber war es herumzustehen, während er eine Gasbombe nach der anderen losließ.
    Der Biber folgte ihm hinaus und schloss sachte hinter sich die Tür.

5
    Als Jonesy etwas sagen wollte, schüttelte Biber den Kopf, hielt sich den Zeigefinger vor die Lippen und führte Jonesy quer durch den großen Raum in die Küche. Weiter konnten sie sich von McCarthy nicht entfernen, wenn sie nicht draußen in den Schuppen gehen wollten.
    »Mann, der Typ hat ja vielleicht Schmerzen«, sagte Biber, und im grellen Licht der Neonröhren in der Küche sah Jonesy erst, wie besorgt sein alter Freund war. Der Biber wühlte in der großen Brusttasche seines Overalls, zog einen Zahnstocher hervor und fing an, daran herumzunagen. In drei Minuten – in der Zeit also, in der ein richtiger Raucher eine Zigarette schaffte – würden davon nur noch flachszarte Splitter übrig sein. Jonesy hatte keine Ahnung, wie Bibers Zähne das verkrafteten (von seinem Magen ganz zu schweigen), aber er machte das schon sein ganzes Leben lang so.
    »Hoffentlich hast du unrecht, aber …« Jonesy schüttelte den Kopf. »Hast du schon mal so was gerochen wie diese Fürze?«
    »Nein«, sagte Biber. »Aber der Typ hat noch ganz andere Probleme als seine Magenschmerzen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Tja, er glaubt zum Beispiel, wir hätten den elften November.«
    Jonesy verstand nicht. Der elfte November war der Tag gewesen, an dem sie, wie immer gemeinsam, in Henrys Scout hier eingetroffen waren.
    »Biber, es ist Mittwoch. Heute ist der vierzehnte .«
    Biber nickte und lächelte ein wenig, wider besseres Wissen. Der Zahnstocher, der bereits ziemlich verbogen war, wanderte von einem Mundwinkel in den anderen. »Ich weiß das. Du weißt es auch. Aber Rick, der weiß es nicht. Rick denkt, heute wäre der Tag des Herrn.«
    »Biber, was genau hat er dir erzählt?« Was es auch war, es konnte nicht viel sein, denn so lange hatte es ja nicht gedauert, Rührei zu machen und eine Dose Suppe aufzuwärmen. Das brachte ihn auf eine andere Idee, und während Biber erzählte, ließ Jonesy Wasser ein, um die paar Teller zu spülen. Er hatte nichts gegen das Campen, hätte es aber nie ertragen, dabei in einem Saustall zu leben – ganz im Gegensatz zu

Weitere Kostenlose Bücher