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Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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allem empfand er ganz deutlich schockierte Fassungslosigkeit – das war das letzte von Jonesys Gefühlen, auf das er noch zurückgreifen konnte. Das kann doch einfach nicht sein. Sie kamen immer mit den Schiffen der Alten, diesen Artefakten; sie hoben immer, wie um sich zu ergeben, die Hände; und jedes Mal siegten sie. Das konnte doch einfach nicht sein.
    Und doch war es so.
    Das Bewusstsein des Byrums erlosch nicht, sondern löste sich eher auf. Sterbend kehrte das als Mr. Gray bekannte Wesen in seinen ursprünglichen Zustand zurück. Als aus ihm wieder es wurde (und kurz bevor aus dem es dann nichts wurde), verpasste Mr. Gray dem Hund einen letzten heftigen Stoß. Er rutschte weiter durch die Lücke … fiel aber immer noch nicht in den Schacht.
    Der letzte von Jonesy inspirierte Gedanke des Byrums war: Ich hätte ihn beim Wort nehmen sollen. Ich hätte ein Mensch …

24
    Jonesy schlitzt mit dem gezackten Ende der Fernbedienung Mr. Gray die nackte, lappige Kehle auf. Die Haut klafft wie ein Mund auf, und eine Wolke aus rötlich orangefarbenen Partikeln pufft heraus, färbt die Luft blutrot und geht dann als Schauer aus Staub und Fusseln auf der Tagesdecke nieder.
    Mr. Grays Körper zuckt unter Jonesys und Henrys Händen noch einmal wie unter einem Stromstoß zusammen. Dann vergeht er wie der Traum, der er immer war, und verwandelt sich dabei in etwas Vertrautes. Jonesy ist es für einen Moment nicht klar, aber dann geht es ihm auf. Mr. Grays Überreste sehen aus wie eines der hingeworfenen benutzten Kondome, die sie auf dem Boden des verlassenen Büros im Lagerhaus der Gebrüder Tracker gesehen haben.
    Er ist …
    … tot!, will Jonesy eben sagen, doch dann durchfährt ihn ein verheerender Schmerz. Diesmal ist es nicht seine Hüfte, sondern sein Kopf. Und seine Kehle. Plötzlich trägt er ein Halsband aus Feuer. Und der ganze Raum ist durchsichtig. Er kann es nicht fassen. Er sieht durch die Wand und in das Schachthaus hinein, wo der Hund, der in der Lücke festhängt, eben ein widerwärtiges rotes Wesen zur Welt bringt, das aussieht wie eine Kreuzung aus einem Wiesel und einem riesigen blutbedeckten Wurm. Er weiß ganz genau, was das ist: ein Byrum.
    Mit Blut und Kot und den Resten seiner membranartigen Plazenta überzogen und mit seinen hirnlosen schwarzen Augen glotzend (es sind seine Augen, denkt Jonesy, Mr. Grays Augen), wird es da eben geboren, streckt seinen Körper heraus, will sich frei machen, will in die Dunkelheit hinabspringen und dem Rauschen des Wassers folgen.
    Jonesy sieht Henry an.
    Henry erwidert seinen Blick.
    Nur für einen Moment begegnen sich die entsetzten Blicke ihrer jungen Augen … und dann sind auch sie verschwunden.
    Duddits, sagt Henry. Seine Stimme kommt aus weiter Ferne. Duddits stirbt. Jonesy …
    Leb wohl. Vielleicht wollte Henry Lebewohl sagen. Ehe er dazu kommt, sind sie beide weg.

25
    Jonesy wurde kurz vom Schwindel gepackt, als er im Nirgendwo war – das Gefühl, von allem abgeschnitten zu sein. Er dachte, das wäre der Tod und er hätte mit Mr. Gray auch sich selbst umgebracht, hätte sich selbst die Kehle aufgeschlitzt.
    Dann brachte ihn der Schmerz zurück. Nicht in seiner Kehle, der war vergangen, und er konnte wieder frei atmen – er hörte sich selbst in tiefen trockenen Atemzügen ein- und ausatmen. Nein, dieser Schmerz war ein alter Bekannter. Er kam aus seiner Hüfte. Er packte ihn und schleuderte ihn an seiner geschwollenen, quietschenden Achse zurück in die Welt. Er kniete auf Beton, hielt ein Tierfell gepackt und hörte ein unmenschliches Kreischen. Wenigstens ist das hier die Wirklichkeit, dachte er. Das ist jetzt außerhalb des Traumfängers.
    Dieses abscheuliche Kreischen.
    Jetzt sah Jonesy das Wieselwesen über der Dunkelheit baumeln, in dieser Welt hier oben nur noch von seinem Schwanz gehalten, der sich noch nicht ganz aus dem Hund gelöst hatte. Jonesy stürzte nach vorn und schnappte sich den glitschigen, zuckenden Leib in der Mitte, und in diesem Moment löste es sich ganz aus dem Hund.
    Er wankte zurück, seine gebrochene Hüfte pochte, und er hielt das sich windende, kreischende Ding in die Luft wie ein Zirkusartist eine Boa Constrictor. Es peitschte mit dem Schwanz, schnappte mit den Zähnen ins Leere, senkte den Kopf und wollte Jonesy ins Handgelenk beißen, erwischte stattdessen seinen rechten Jackenärmel, riss ihn auf und ließ die weiße, fast gewichtslose Daunenfüllung durch die Luft schweben.
    Jonesy drehte sich auf seiner gebrochenen

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