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Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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aus wie in einer Gruft in einem Horrorfilm aus den Fünfzigerjahren, die Jonesy immer noch gern auf Video anschaut. Aber das hier ist keine Gruft; dumpf hört man Wasser rauschen.
    In der Mitte des Bodens befindet sich ein rostiger runder Deckel, auf dem MWRA eingeprägt ist – Massachusetts Water Resources Authority. Trotz der roten Fusseln auf dem Bildschirm sind diese Lettern deutlich zu erkennen. Natürlich sind sie das. Für Mr. Gray – der als eigenständiges Wesen schon damals in ihrer Hütte gestorben ist – bedeuten sie alles.
    Sie bedeuten ihm, sozusagen, die Welt.
    Der Schachtdeckel ist ein wenig beiseite geschoben, und durch den sichelförmigen Schlitz sieht man in die absolute Dunkelheit. Der Mann, der da den Hund über den Boden schleift, ist er selbst, das wird Jonesy bewusst, und der Hund ist auch noch nicht ganz tot. Er zieht eine Spur aus schaumigem, rosafarbenem Blut auf dem Beton hinter sich her, und seine Hinterläufe zucken, paddeln förmlich.
    Lass doch den Film, raunzt ihn Henry an, und Jonesy richtet sein Augenmerk auf die Gestalt im Bett, auf das graue Ding, das sich die mit Byrus überwucherte Decke bis zur Brust hochgezogen hat, die nur porenlose, unbehaarte Haut ohne Brustwarzen ist. Wegen der Decke kann er das zwar nicht sehen, aber Jonesy weiß auch so, dass da kein Bauchnabel ist, denn dieses Ding wurde nie geboren. Es sieht aus, wie sich Kinder eben einen Außerirdischen vorstellen, und wurde direkt den unbewussten Vorstellungen der Menschen nachempfunden, die als Erste mit dem Byrum in Kontakt kamen. Als Wesen im eigentlichen Sinne, als Aliens, ETs, hat es sie nie gegeben. Die Grauen sind als körperhafte Wesen immer erst aus der menschlichen Fantasie erstanden, aus dem Traumfänger, und das zu wissen erleichtert Jonesy sehr. Er ist nicht der Einzige, der sich hat täuschen lassen. Wenigstens das.
    Und noch etwas gefällt ihm sehr: der Blick in diesen fürchterlichen schwarzen Augen. Die Furcht darin.

16
    »Ich bin bereit«, sagte Freddy leise, als er hinter dem Humvee hielt, den sie über Hunderte Meilen verfolgt hatten.
    »Ausgezeichnet«, sagte Kurtz. »Erkunden Sie das Fahrzeug. Ich gebe Ihnen Deckung.«
    »Okay.« Freddy sah zu Perlmutter hinüber, dem wieder der Bauch schwoll, und dann zu Owens Jeep. Jetzt war offensichtlich, warum sie vorhin Gewehrfeuer gehört hatten: Der Humvee sah ziemlich zerschossen aus. Fragte sich nur, wer hier ausgeteilt und wer eingesteckt hatte. Fußspuren führten vom Humvee fort, lösten sich bald in dem heftigen Schneefall auf, waren aber hier vorn noch deutlich zu erkennen. Ein Paar Stiefelabdrücke. Wahrscheinlich von Owen.
    »Los, Freddy!«
    Freddy trat hinaus in den Schnee. Kurtz glitt hinter ihm aus dem Wagen, und Freddy hörte ihn seine Dienstpistole durchladen. Jetzt hing sein Leben von dieser Pistole ab. Tja, vielleicht war das schon in Ordnung; Kurtz wusste schließlich damit umzugehen, das stand außer Frage.
    Freddy lief es kalt den Rücken hinunter, als hätte Kurtz die Pistole genau darauf gerichtet. Aber das war ja lächerlich, nicht wahr? Auf Owen, ja, aber Owen war eben auch anders. Owen hatte die Grenze überschritten.
    Freddy eilte geduckt zum Hummer, das Sturmgewehr im Anschlag. Es gefiel ihm nicht, Kurtz im Rücken zu haben, keine Frage. Nein, das gefiel ihm überhaupt nicht.

17
    Als sich die beiden Jungs dem überwucherten Bett nähern, drückt Mr. Gray mehrfach auf den Knopf für die Schwestern, aber nichts passiert. Die ganze Anlage ist mit Byrus verstopft, denkt Jonesy. So ein Pech aber auch, Mr. Gray – das ist aber wirklich zu schade. Er schaut zum Fernseher hinüber und sieht, dass sein Film-Ich jetzt den Hund bis an den Rand des Schachts geschleift hat. Vielleicht kommen sie schon zu spät; vielleicht auch nicht. Man weiß es nicht. Es ist noch alles offen.
    Hallo, Mr. Gray, ich wollte Sie so gern kennenlernen, sagt Henry. Dabei zieht er das mit Byrus übertupfte Kissen unter Mr. Grays schmalem, ohrlosem Kopf hervor. Mr. Gray versucht, zur anderen Seite des Betts zu rutschen, aber Jonesy hält ihn fest, packt die kinderdünnen Arme des Außerirdischen. Seine Haut fühlt sich weder warm noch kalt an. Sie fühlt sich eigentlich überhaupt nicht wie Haut an. Sie fühlt sich an –
    Als wäre sie Luft, denkt er, wie in einem Traum.
    Mr. Gray?, sagt Henry. So begrüßen wir Typen wie Sie auf dem Planeten Erde. Und dann drückt er Mr. Gray das Kissen aufs Gesicht.
    Unter Jonesys Händen fängt Mr. Gray an, sich zu

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