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Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Hüfte um, und da sah er einen Mann im Rahmen des eingeschlagenen Fensters, durch das sich Mr. Gray hereingezwängt hatte. Der Mann schaute verblüfft. Er trug einen Parka in Tarnfarben und hielt ein Gewehr in der Hand.
    Jonesy schleuderte das sich windende Wiesel fort, so weit er konnte, was nicht sehr weit war. Es flog vielleicht drei Meter weit, landete mit feuchtem Plumps auf dem mit Laub übersäten Boden und schlängelte sich augenblicklich wieder auf den Schacht zu. Der Hundekadaver verstopfte die Lücke zwar größtenteils, aber daneben war noch reichlich Platz.
    »Erschießen Sie’s!«, brüllte Jonesy den Mann mit dem Gewehr an. »Um Gottes willen, knallen Sie es ab, ehe es ins Wasser springen kann!«
    Aber der Mann da am Fenster tat gar nichts. Der letzte Mensch, auf den die Welt noch hoffen konnte, stand einfach nur mit heruntergeklappter Kinnlade da.

26
    Owen konnte einfach nicht fassen, was er da sah. Ein rotes Monster, ein mutiertes Wiesel ohne Beine. Von so etwas erzählt zu bekommen, war eines, es dann aber mit eigenen Augen zu sehen, etwas ganz anderes. Es glitt auf das Loch in der Mitte des Bodens zu. Darin steckte rücklings schon ein Hund fest, dessen Beine steif in die Luft ragten.
    Der Mann – das musste Typhoid Jonesy sein – schrie ihn an, er solle das Ding erschießen, aber Owen kriegte einfach nicht die Arme hoch. Sie fühlten sich an wie mit Blei ummantelt. Das Ding würde entkommen; nach allem, was passiert war, geschah genau das, was er verhindern wollte, direkt vor seinen Augen. Es war wie in der Hölle.
    Er sah, wie es sich voranschlängelte, und dabei gab es ein scheußliches, affenartiges Kreischen von sich, das Owen durch Mark und Bein ging; er sah, wie Jonesy verzweifelt und unbeholfen in diese Richtung kroch und es abfangen oder ihm wenigstens den Weg abschneiden wollte. Aber das würde nichts werden. Der Hund war im Weg.
    Owen befahl seinen Armen noch einmal, das Gewehr zu heben, und wieder passierte nichts. Das MP5 hätte sich genauso gut auch in einem anderen Universum befinden können. Er würde das Ding entkommen lassen. Er würde hier wie eine Salzsäule stehen und würde es entwischen lassen. Gott stehe ihm bei.
    Gott stehe ihnen allen bei.

27
    Henry setzte sich benommen auf der Rückbank des Humvee auf. Er hatte etwas im Haar. Er wischte es weg, immer noch in dem Krankenhaustraum gefangen (bloß dass das gar kein Traum war, dachte er ), und dann holte ihn ein stechender Schmerz in die Wirklichkeit zurück. Es war Glas. Er hatte das Haar voller Glassplitter. Es waren Krümel von Sicherheitsglas, und sie lagen auch überall auf der Rückbank. Und auf Duddits.
    »Dud?«
    Das fruchtete natürlich nichts. Duddits war tot. Musste tot sein. Er hatte seine letzte Kraft dafür aufgewandt, Jonesy und Henry gemeinsam in dieses Krankenhauszimmer zu bringen.
    Aber Duddits stöhnte. Er schlug die Augen auf, und als Henry in diese Augen sah, kam er auf dieser verschneiten Sackgasse endgültig wieder zu sich. Duddits’ Augen waren blutrote Nullen, blickten sibyllinisch.
    »Uuhbie!«, rief Duddits. Er hob schwächlich die Hände und tat, als würde er mit einem Gewehr auf etwas zielen. »Uubbie-Duh! Ihr ham etz wassu tun!«
    Aus dem Wald vor ihnen erklangen daraufhin zwei Gewehrschüsse. Nach einer Pause folgte ein dritter.
    »Dud?«, flüsterte Henry. »Duddits?«
    Duddits sah ihn. Selbst noch mit diesen blutigen Augen konnte Duddits ihn sehen. Henry spürte das nicht nur, nein, für einen Moment sah er sich selber mit Duddits’ Augen. Es war, als schaute er in einen Zauberspiegel. Er sah den Henry, der er gewesen war: ein Junge, der durch eine Hornbrille, die ihm viel zu groß war und immer auf die Nasenspitze rutschte, in die Welt hinausschaute. Er spürte die Liebe, die Duddits für ihn empfand, ein einfaches, unkompliziertes Gefühl, nicht vergällt von Zweifeln oder Egoismus oder auch nur von Dankbarkeit. Henry nahm Duddits in die Arme, und als er merkte, wie leicht sich sein alter Freund anfühlte, fing Henry an zu weinen.
    »Du hast uns Glück gebracht«, sagte er und wünschte sich den Biber herbei. Der Biber hätte tun können, was Henry nicht konnte; Biber hätte Duds in den Schlaf singen können. »Du hast uns immer Glück gebracht. So sehe ich das.«
    »Ennie«, sagte Duddits und strich mit der Hand über Henrys Wange. Er lächelte, und seine letzten Worte sprach er ganz klar und deutlich aus: »Ich liebe dich, Ennie.«

28
    Vor ihnen, ganz in der Nähe, erschollen zwei

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