Duden - Bücher, die man kennen muss. Klassiker der Weltliteratur
der 1842 gefasste Plan, unter Charlottes
Leitung in Haworth eine Lehranstalt zu gründen, gescheitert war,
konzentrierten sich die Schwestern Charlotte, Anne und Emily Bronte auf ihre literarischen Aktivitäten: 1846 veröffentlichten sie - erfolglos - eine Auswahl ihrer Gedichte unter den Pseudonymen Currer (Charlotte), Ellis (Emily) und Acton (Anne) Bell. 1847 folgte
erneut unter Pseudonym Charlottes gefeierter Roman Jane Eyre. Anders als ihre früh verstorbenen Schwestern Emily und Anne fand
Charlotte Bronte Anschluss an die literarischen Zirkel Londons, u. a.
an den von ihr bewunderten William M. Thackeray (ihm hatte sie
Jane Eyre gewidmet) und an ihre spätere Biografin Elizabeth Gaskell
(1810-65). 1854 stimmte die 38-Jährige der Vernunftheirat mit Reverend A. B. Nicholls zu. Sie starb während ihrer ersten Schwangerschaft an einer Lungenentzündung. Posthum erschien 1857 ihr Erstlingsroman The Professor. Im gleichen Jahr kam ihre Biografie The
life of Charlotte Bronte von Gaskell heraus, die bis heute eine wichtige Quelle der Bronte-Forschung ist.
Zu Lebzeiten war Charlotte Bronte die erfolgreichste der drei
Schwestern. In ihrem schmalen Euvre verband sie psychologische
Beobachtung mit scharfer Analyse sozialer Missstände in der viktorianischen Gesellschaft. In ihren vier Romanen griff sie wiederholt das englische Erziehungssystem an. Nachdem ihr Roman Shirley in der Edinburgh Review als Frauenroman besprochen worden war, schrieb sie im Januar 1850: »Ich hätte lieber Kritiker, die mich als
Autor beurteilen, nicht als Frau!«
Jane Eyre OTJane Eyre 1 0A1847 1457 Seiten 1 Deutschsprachige
Erstausgabe18541 Form Roman 1 Epoche Viktorianische Ära
Jane Eyre. Eine Autobiografie ist der archetypische Frauenroman des
19. Jahrhunderts, ein Musterbeispiel disziplinierter Erzählkunst. Mit
dramaturgischen Elementen der Gothic Novel (Schauerroman) und
des Sensationsromans schuf Charlotte Bronte eines der bis dahin
differenziertesten Frauenporträts der englischen Literatur.
Entstehung Nachdem die Veröffentlichung ihres Romanerstlings The Professor (1845/46, posthum 1857) abgelehnt worden war,
erschien 1847 Jane Eyre unter dem männlichen Pseudonym Currer Bell. Erst im Zuge der Veröffentlichung ihres nächsten Romans
Shirley (1849) wurde die wahre Identität der Verfasserin aufgedeckt.
Dennoch behielt Bronte ihren Künstlernamen bei.
Inhalt Die Vollwaise Jane Eyre wächst im Haus ihrer Verwandten
auf. Von allen verachtet und ungeliebt, wird sie in die berüchtigte Erziehungsanstalt Lowood gesteckt, wo sie später selbst als Erzieherin
tätig ist. Als Erwachsene nimmt sie eine Stellung als Gouvernante
auf dem Herrensitz Thornfield des egozentrischen Mr. Rochester an,
der sich von der äußerlich unscheinbaren, aber intelligenten jungen
Frau sofort angezogen fühlt. Jane willigt in die Heirat ein. Am Traualtar erfährt sie Rochesters grausiges Geheimnis: Er hält seit Jahren
seine gesetzlich angetraute, wahnsinnig gewordene Frau im Haus
gefangen. Schockiert reist Jane ab, mittellos und gesundheitlich angegriffen. Ihre Odyssee führt sie ins Haus eines jungen Geistlichen,
der in ihr eine ideale Gefährtin für seine Missionstätigkeit in Indien
sieht und ihr einen Antrag macht. Erst jetzt erkennt Jane - durch
eine unverhoffte Erbschaft finanziell unabhängig - ihre Liebe zu Ro chester. Sie kehrt nach Thornfield zurück, wo sie das Schloss in Ruinen und den Geliebten nach einem Unfall erblindet und hilflos vorfindet. Sie pflegt ihn gesund, beide finden endlich Ruhe und Geborgenheit.
Aufbau Von der feministischen Literaturkritik wird Jane Eyre
häufig als rationalistischer Gegenentwurf zu Die Sturmhöhe, dem
Hauptwerk Emily Brontes, interpretiert. Die dort radikal eingeforderte schrankenlose Hingabe und romantische Obsession tritt bei
Charlotte Bronte zugunsten eines rationalistischen Lebensentwurfs
zurück, der sich in der vom Verstand und von scharfer Beobachtungsgabe geleiteten, äußerlich unscheinbaren Titelheldin artikuliert.
Wirkung Jane Eyre markierte Charlotte Brontes Durchbruch und
trug ihr wegen der freimütigen Ansichten ihrer Heldin zeitlebens
den Ruf einer moralischen Umstürzlerin ein.
Der Roman wurde mehrfach verfilmt, u. a. 1944 durch Robert
Stevenson. Diese kaum werkgetreue Hollywoodadaptation mit
Joan Fontaine und Orson Welles in den Hauptrollen reduzierte die
Handlung auf die romantischen Aspekte. Werkgetreuere Umsetzungen gelangen Franco Zeffirelli 1995 in
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