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Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden

Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden

Titel: Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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verzweifelten
Trotzes
von der Karte.
    Raiki lächelte auf das Bild hinab. Zuneigung und Besorgnis vermischten sich auf ihrem Gesicht. »Eine Mißgeburt der Windläufer.« Sie blickte empor. »Armes Kind. Muß es sein?« Ser Noris antwortete nicht. Seine dunklen Augen waren starr auf die Karte in ihrer Hand gerichtet.
    »Wenn es sein muß.« Seufzend legte Raiki ihre Karte neben die seine.
    BILD:
Die Mißgeburt etwas älter. Die grünen Flecken hatten sich ausgebreitet und zusammengeschlossen. Die ganze Haut wies nun einen hellen Olivton auf. Der dunklere Fleck auf der Stirn zeichnete sich nun deutlicher als ovale Eiform zwischen den Brauen ab. Ihr Haar war kürzer, ein Schopf weicher, rotbrauner Locken. Sie trug eine abgeschabte Lederjacke, die die spärlichen Rundungen ihres schmalen Oberkörpers wie eine zweite Haut umschloß. Über eine Schulter ragte die Spitze eines Bogens.
    »Meinst du, daß das klug ist, Raiki janja?« Ser Noris tippte die Karte mit seiner Stiefelspitze an. »Ich werde das Kind unterrichten. Versuche nun, die Frau zu nehmen.«
    Raiki warf ihm einen traurigen Blick zu. »Du verstehst nicht. Bei deinem Wesen kannst du nicht verstehen. Nimm deine nächste Karte.«
    BILD:
Ein Mann in weitem, schwarzem Gewand mit auf der Brust aufgestickten Silberflammen. Er hielt die Arme seitlich mit angebeugten Ellbogen und nach oben gewandten Handflächen ausgestreckt. Auf seiner rechten Hand brannte ein Feuer, über seiner Linken hing eine Peitsche.
    Raiki schüttelte den Kopf. »Ach, mein Freund, das ist übel. Die Söhne der Flamme. Tja! Du appellierst an das Schlimmste im Menschen. Ich fürchte, ich habe in der Welt, die du schaffst, keinen Platz. Es würde mir Magenschmerzen bereiten. Ich wäre die ganze Zeit über zornig und würde sauer wie eine unreife Quitte.« Sie deckte ihre zweite Karte auf.
    BILD:
Ein kleiner, untersetzter Mann, bei dem überflüssige Pfunde den starken, eleganten Knochenbau von Gesicht und Körper verdeckten.
Er
wirkte träge, sinnlich, intelligent und arrogant, ein Mann, der alles besaß, was er sich wünschte, ohne es erbitten zu müssen, den übersprudelnde Lebensfreude vor dem Zerfall rettete und der doch so nachlässig war, daß er den Dingen nicht weiter auf den Grund ging, die seine Verwunderung hervorriefen oder seine Neugier anstachelten. Ein Mann, der viel versprach, aber bislang wenig gehalten hatte.
    »Hern von Oras. Eine schartige Waffe, janja.«
    »Vielleicht.« Sie strich die Karten zusammen. »Scharten können nützlich sein.« Sie rappelte sich auf und trat an ihm vorbei zum Rande des Felsens, wo sie stehenblieb und in das Biserica-Tal hinabblickte. »Ser Noris, mein Noris, zu viele Menschen werden durch dein Spiel sterben.«
    Er trat hinter sie. »Sie sterben täglich in dem Chaos, das du Leben nennst, janja. Worin liegt der Unterschied?« Er drückte leicht ihre Schulter, eine liebevolle Geste, die für jemanden von seiner Ausbildung seltsam war – einer Ausbildung, die die Fähigkeit zu liebevollen Gefühlen in ihm hätte abtöten sollen. Daß dem nicht so war, und er es fertigbrachte, die einschränkenden Gebote der Neärgate zu mißachten und trotzdem Macht zu erringen, ließ schon erahnen, wie weit er seine Kollegen hinter sich gelassen hatte und wie weit seine Ambitionen reichten.
    Raiki tätschelte seine Hand. »Paß auf, mein Noris. Wenn du die Antwort auf diese Frage weißt, werde ich das Spiel gewonnen haben.«
     

DIE FRAU: 1
    Ein Blitz leuchtete die Straße aus. Serroi verlangsamte ihren taumelnden Lauf und schlug ihre kleinen, kräftigen Hände vor die Augen. Das war knapp. Der augenförmige Fleck über den Brauen pochte
Gefahr, Gefahr, Gefahr,
rief Kopfschmerzen hervor und sagte ihr etwas, das sie ohnehin schon wußte. Hinter ihr wurden die Rufe der Wachen immer lauter; über dem Geräusch ihrer eigenen Stiefel konnte sie das Poltern ihrer Schritte hören. Sie rannte gegen eine Mauer und nahm die Hände herab. Die Winkel ihres breiten Mundes zuckten angesichts des absurden Versuchs, mit vorgehaltenen Händen zu laufen, unwillkürlich zu einem Grinsen. Als sie auf der kurvenreichen Straße um eine Ecke bog, blitzte es wieder auf, und sie sah, wie Tayyan schwer über den Körper eines Betrunkenen stolperte, der schlaff ausgestreckt an einer Mauer lag.
    Die schlanke Meie stand auf und zuckte zusammen, als sie ihren Fuß aufzusetzen versuchte. Serroi blieb neben ihr stehen. Mit einem letzten besorgten Blick hinter sich kniete sie neben das verletzte

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