Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde
Erde und beziehe aus ihr die Kraft die du benötigst.«
Ihr Körper weiß, was zu tun ist, auch wenn ihr Geist umwölkt ist, und so greift Serroi tief hinab und bebt, als Wärme aus der Erde zu ihr emporsteigt.
Reiki nimmt die Hände fort. »Du weißt, was zu tun ist«, sagt sie. »Das Wissen ist dir angeboren.«
Serroi legt ihre Hände wieder um den Speerschaft. Aber ehe sie an ihm ziehen kann, bewegt er sich von selbst. Als er schließlich ganz aus ihrem Rücken heraus ist, sickert Blut aus der Wunde. Sie läßt den Speer fallen, geht in die Knie und drückt die Hände auf die Wunde. Erst strömt das Blut durch ihre Hände hindurch, dann entweicht ihnen ihre Wärme. Ihre Hände sinken in den aufgerissenen Muskel. Sie weiß nicht, was geschieht, aber die Wärme weiß es, ihr Körper weiß es – weiß, wie er sich selbst heilen kann. Sie begreift das fast augenblicklich, entspannt sich und läßt die Dinge einfach geschehen. Ihr Körper nutzt die Wärme, um neues Fleisch und Blut zu bilden, und schiebt ihre Hände während dieses Heilprozesses Schicht um Schicht höher. Als ihre Hände aus dem Körper wieder auftauchen, starrt sie sie an. Ihr Traumfleisch ist durchschimmernd grünes Glas, und kein bißchen Blut klebt daran.
»Würdest du dich ein bißchen beeilen, sonst stirbt Hern dir unter den Händen weg.« Reikis ernste Stimme durchdringt ihr Erstaunen.
Traum-Serroi nickt. Sie zerrt an ihrem Körper, kann ihn jedoch nicht von der Stelle bewegen, auch nicht, als die Wärme in sie zurückströmt. Reiki schiebt sie beiseite, hebt Serroi auf und legt sie flach mit dem Rücken auf den Boden. Traum-Serroi huscht zu Hern. Wieder verwurzelt sie sich in der Erde, ein Empfinden, als streckte ihr Traumkörper Fühler aus, und sie sieht sie tief, ganz tief ins Herz der Erde hineinwachsen. Sie packt den Speerschaft, fühlt, wie Leben in ihn kommt und beginnt, sich durch die dickere, fleischigere Muskulatur von 1 Herns Rücken zu arbeiten. Als der Speer draußen ist, läßt sie ihn fallen und preßt die Hände auf Herns Fleisch. Wieder weiß der Körper, was zu tun ist. Sie muß gar nichts unternehmen, sondern nur die nötige Energie spenden und ihn arbeiten lassen. Diesmal ist sie viel zuversichtlicher, empfindet große Gelassenheit, ein Glück, in dem die Freude steckt, daß Hern nicht sterben wird und sie zu heilen vermag. Wieder glättet sich das Fleisch unter ihren Händen und schiebt sie Stück für Stück heraus. Als die Wunde geschlossen und bis auf eine rosige Hauttönung geheilt ist, betrachtet sie nachdenklich das zarte, grüne Glas ihrer Hände. Sie dreht sich um und lächelt Reiki janja müde aber glücklich zu.
Die Janja lächelte ein bißchen zerstreut und winkt Serroi mit ihrer kräftigen Hand. »Schnell zurück, Kleines. Du warst lange genug draußen.«
Serroi schwebt über ihrem Körper. Sie bleibt einen Augenblick lang stehen und schaut auf ihn hinab. Die Augen ihres Körpers sind geschlossen. Ein zartes Lächeln leuchtet auf ihrem Gesicht. Sie wirkt auf ruhige Weise glücklich und ist letztendli eins mit sich, als wäre all ihr Kummer fortgespült. Trau Serroi zögert. Doch – trotz aller Pein, die ihr, wie sie weiß, noch bevorsteht – ist sie noch nicht bereit zu sterben. Die Ruhe ist verführerisch, doch ihr bleibt noch zuviel zu tun, als daß sie der Verlockung erliegen könnte. Sie tritt in ihren Körper und wir eins mit ihm.
Sie setzt sich auf. Hern war immer noch bewußtlos, und sei Körper erholte sich noch von der Anstrengung. Sie empfand etwas von der gleichen Erschöpfung, einer auszehrenden Müdigkeit, als hätte sie den ganzen Tag feuchtes Heu mit der Gab aufgeladen. Sie zog die Beine an und schlang die Arme darum. Ihre Kräuter, Medikamente und andere kleine Vorräte waren mit dem Waffengürtel fort, die Macain waren fort und mit ihnen alle Lebensmittel und alles Wasser. Das Gold war fort Sie seufzte bei dem Gedanken, wie verärgert Yael-mri wäre wenn sie das hörte. Fort mit den Sleykynin – und das war da Schlimmste. Sie stützte die Ellbogen auf die Knie, ließ ihr Kinn in die Hände sinken und betrachtete Hern. Er schlief und war nun nicht mehr bewußtlos, wie ihr klar wurde, als sie ein leises Schnarchen hörte.
Totgeglaubt liegengelassen,
dachte sie.
Da werden sie noch bedauern, wahrscheinlich reißt ihnen jetzt schon der Primas des örtlichen Stiftshauses die Ohren vom Kopf, weil sie die Leichname nicht mitgebracht haben. Ich möchte gern wissen, wie spät es ist.
Sie
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