Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde
niemals im Leben so ein Bett verlassen, nicht ohne eine Beule hier und eine Kuhle da, ein oder zwei Falten, die sie selbst unter der größten Anstrengung nicht glätten konnte. Ein Klopfen an der Tür riß sie aus ihren Gedanken. Sie hob die Beine aufs Bett, schlug sie in Knöchelhöhe übereinander und zog das Nachthemd über die Knie. »Herein.«
Yael-mri zog die Tür auf und blieb in dem dunklen Rechteck stehen. Die Kerze hielt sie steif von sich, so daß sie schwarze Schatten in ihrem strengen Gesicht warf. »Die Schweigenden ließen mir ausrichten, du träumtest wieder.«
Serrois Hand auf ihrem Knie zitterte. »Ja.«
Als Yael-mri seufzte, leckte die Flamme an einer hochstehenden Wachsseite und ließ ein Rinnsal der Flüssigkeit an einer Seite der Kerze hinablaufen. Plötzlich erfüllte der Geruch von heißem Wachs den kleinen Raum. Abwesend streckte Yael-mri den Arm weiter aus und die Kerze weiter von sich. »Die Shawar sind wegen dieser Heimsuchungen beunruhigt. Ihre Meditationen werden gestört, und was noch schlimmer ist, einige der Vorbereitungen sind gescheitert.«
Serroi leckte über trockene Lippen. Als sie Yael-mris Blick voller Mitgefühl begegnete, stockte ihr der Atem. Sie versuchte zu lächeln, doch das Zucken ihres Mundes fühlte sich eher wie eine Grimasse an, so daß sie das Lächeln ersterben ließ. »Ich werde das Tal verlassen müssen.«
»Das befürchte ich auch. Komm zum Prieti-Warau, wenn die Glocke Treilea schlägt. Dann werden wir uns unterhalten. Ich habe dir einige Vorschläge zu machen, was dein Ziel angeht, wenn du aufbrichst.«
»Ich höre.« Serroi fuhr mit zitternden Fingern über ihren
Augenfleck, um seinem schmerzlichen Pochen entgegenzuwirken. Sie zog eine Grimasse. »Dann mache ich zumindest etwas, anstatt nur herumzusitzen und dem Gestein beim Wachsen zuzusehen.«
»Du tust entschieden mehr als das.«
Serroi zuckte mit den Schultern. »Die Arbeit anderer Leute.« Yael-mri beobachtete sie einen Augenblick und runzelte nachdenklich die Stirn. »Möchtest du, daß jemand den Rest der Nacht bei dir bleibt? Oder soll ich eine der Heilerinnen holen?« »Nein.« Als Yael-mri noch im Türrahmen zögerte, hob Serroi den Kopf und starrte sie ungerührt an. »Mach dir keine Sorgen, ich werde nicht mehr schlafen. Es werden keine Träume mehr kommen.«
Die Tür fiel zu, Schritte entfernten sich rasch und verhallten, als die dicken Wände das Geräusch schluckten. Serroi zog die Steppdecke von ihrem Bett und schlang sie um die Schultern. Wieder griff sie nach dem Augenfleck und umfuhr seinen Umriß, ein dunkelgrünes Oval, das sich fast schwarz von ihrem hell olivfarbenen Teint abhob und dessen Längsachse parallel zu ihren Brauen verlief. Sie mußte daran denken, wie andere Finger sie dort gestreichelt hatten. Schmale, weiße Finger von überwältigender Schönheit, als sie noch Kind war und später die liebevollen Berührungen braungebrannter Hände, die rauh und schwielig von Schwertknauf und Macaihalftern waren, mager, ein bißchen knochig und sehr lieb.
Tayyan, Geliebte und Kampfgefährtin. Tayyan, die ich auf einer Straße in Oras habe verbluten lassen, worauf ihr Leichnam vor den Stadtmauern den Dämonen zum Fraß vorgeworfen wurde.
Sie preßte die Handballen vor die Augen, dann ließ sie die Hände in den Schoß sinken. Die Tage waren ihr wie Sand zwischen den Fingern zerronnen, unzählige Tage, einer ganz ähnlich wie der andere. Zeit. Zuviel Zeit. Ihre Trauer war abgestumpft, ihr Schuldgefühl untergegangen in Furcht, als ihr Noris darum rang, sie zurückzuholen. Sie lehnte sich an die Wand, schaute aus dem Fenster und beobachtete die dahinziehenden Wolken und die Schatten, die den Berghang sprenkelten.
Such mir eine schwere Aufgabe aus, Yael-mri, finde eine unmögliche Mission, und ich werde sie an mich reißen, als wäre sie mein einziges Kind.
Ihre Lippen zuckten.
Narrheit. Und doch – alles wäre besser als dieses scheußliche ›sich treiben lassen‹.
Sie verbrachte den Morgen damit, einen der Ställe zu putzen und völlig erschöpfte Macain zu waschen, mit denen die Meien von ihren Dienststellen zurückgekehrt waren, wobei einige Mühe gehabt hatten, sich vor dem feindseligen Mob in Sicherheit zu bringen. Diese körperliche Arbeit, die kein Nachdenken erforderte, beruhigte ihren Geist, bis sie bereit war, allem, was Yael-mri mit ihr vorhatte, ins Auge zu sehen.
Als sie die Dalea-Glocke hörte, wischte sie sich den schmutzigen Schweiß vom Gesicht und
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