Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde

Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde

Titel: Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
Vom Netzwerk:
zuvor dort festgemachten Macain waren fort. »Die Versammlung muß zu Ende sein.«
    Tuli schnüffelte. »Natürlich, du hast doch Nilis gehört.« »Bah!« er glitt vom Rücken des Macai. »Nun klettere die Wand hoch, ehe Pap dir die Hose strammzieht.« Er führte Labby zum Pferch. »Typisch Mädchen!«
     

2
DIE MISSION
    Ihr Noris steht hoch auf dem Berg, die schwarzen Stiefel knöcheltief im kalten Stein, die schmale, elegante Gestalt ein dunkler Schatten, halb verdeckt von Schneeböen und Nebel –kalt, kalt, so kalt. Bleiche Hände recken sich nach ihr, traurige Augen blicken sie an. Er berührt sie, nimmt ihre Hände in die seinen – kalt, kalt, so kalt.
    »Hilf mir, Serroi«, flüstert er, und die Worte sind wie Eissplitter, die in ihr Fleisch schneiden – kalt, kalt, so kalt.
    »Komm zu mir, Liebste«, ruft er ihr zu. Stein kriecht um sein Knie, während sich unten, weit unten, das Tal in goldener Pracht, goldener Wärme erstreckt. »Hilf mir«, fleht er. Grau und skrupellos schiebt dich das Gestein bis über seine Taille –kalt, so kalt. Wieder greifen seine Hände nach ihr. Sie fühlt federzarte Berührungen in ihrem Gesicht – kalt, kalt, so kalt. »Komm zu mir, Tochter, komm zu mir, mein Kind.« Der Stein schließt sich um seinen Hals. Das Sehnen in seinem Blick weckt das lang geleugnete Sehnen tief in ihrem Innern – oh, kalt, so kalt.
    »Laß mich in Ruhe, Vater, laß mich in Ruhe, Lehrer«, flüstert sie und sieht, ehe sich der Stein über seinem Kopf schließt, die Qual in seinen Augen, eine maßlose Qual, so maßlos wie der Schmerz in ihr – kalt, so schrecklich kalt.
     
    Mondlicht fiel schräg durchs Fenster und zeichnete ein gebrochenes Silberoval auf Serrois Körper. Immer wieder warf sie sich in unruhigem Schlaf hin und her, gefangen in Träumen, die sie weder verhindern noch aus ihnen erwachen konnte.
    Ihr Noris lehnt sich vor einem prasselnden Feuer in schwarzen Samt zurück. Sie ist ein kleines Mädchen, lehnt behaglich und glücklich neben seinem Diwan, liegt und sitzt halb auf hochgestapelten Kissen, seidenen Kissen in Silber, Karmesinrot, Bernsteinfarben, Azurblau, Violett, Smaragdgrün, Mitternachtsblau. Seine Hand fällt herab, streichelt ihr Haar und beginnt, die weichen Locken durch die Finger zu ziehen. Das Feuer ist nicht wärmer als das stille Glück zwischen ihnen.
     
    »Nein!« Serroi fuhr von ihrem schweißgetränkten Kissen hoch, sprang aus dem Bett und stand an der Tür. Noch im Halbschlaf begriff sie nicht, daß sie zu Hause war, zu Hause und sicher, sicher in dem Tal, zu dem Ser Noris keinen Zutritt hatte. Einst, vor langer Zeit, hatte er sie als Schlüssel zu benutzen versucht, um die Abwehrkräfte von Biserica zu überwinden. Sie drückte ihr Gesicht gegen das polierte Holz der Tür und unterdrückte Tränen, die sie nicht vergießen wollte.
Jetzt bin ich kein Schlüssel. Ich bin ein Hebel, und du benutzt mich, um dir Zutritt
zu
erzwingen. Es wird nicht funktionieren, es kann nicht funktionieren. Früher einmal hätte ich alles für dich getan.
»Jetzt nicht mehr«, flüsterte sie.
    Immer noch zitternd, wankte sie zurück zum Bett, setzte sich erschöpft auf den Rand und ließ den Kopf in die Hände sinken. »Heilige Jungfrau, wie müde ich bin. Laß mich schlafen, ja? Bitte. Bitte, laß mich in Ruhe.« Ihre Augen brannten. Sie hob den Blick und schaute aus dem Fenster auf das dunkle Granitmassiv jenseits des Tales. »Du bist jetzt wach dort, nicht wahr? Und willst all das nicht so, wie es ist, willst es, weil du es nicht bekommen kannst, willst es, obgleich es zu Staub und Asche zerfiele, wenn du Hand daran legtest.« Trotz der Wärme der Nacht schauderte ihr beim Gedanken an diese Berührung, und sie empfand eine schmerzliche Mischung aus Widerwillen und Sehnsucht. Müde zogen sich ihre Mundwinkel hoch und fielen dann herab, so daß die Lippen eine bittere Linie bildeten. »Wenn du nur begreifen würdest, mein Noris, daß du dich selbst mit jedem Traum, den du zu meiner Qual schickst, verrätst. Du demonstrierst deine eigene Schwäche, nicht die meine... ah, heilige Jungfrau, das ist gelogen. Auch meine Schwäche, nur allzu deutlich.« Sie wandte den Blick von dem Fels, fand jedoch keine innere Erleichterung, da doch der einzige Gegenstand, auf den sie ihre Augen richten konnte, das leere Bett auf der anderen Seite der Zelle war. Selbst im wolkengesprenkelten Mondlicht konnte sie genau die Falten der Decke und die Spröde des weißen Kissens erkennen. Tayyan hatte

Weitere Kostenlose Bücher