Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde
brachte die Werkzeuge in den Schuppen. Die Stall-Pria blickte vom aufgerissenen Bein eines MacaHoch, als Serroi aus dem Stall kam. Sie war eine alte Meie, gebürtig aus den Bergen, und sie fühlte sich in der Gesellschaft von Tieren wohler als der von Menschen, obgleich die Zeit sie gelehrt hatte, ihre Mitmenschen ebenso genau zu durchschauen wie ihre Tiere. Sie war Yael-mris engste Freundin und inoffizielle Beraterin, weiser als es ihrem Alter entsprach, vielleicht sogar weiser als die höchst ehrenwerten Angehörigen der Shawar, weil sie mehr Erfahrungen gemacht hatte. Sie trat an den Zaun. Voll wortlosen Mitgefühls streckte sie eine schlanke, schwielige Hand aus. Serroi lächelte, als sich die rauhen Finger um die ihren schlossen. »Es ist nicht so schlimm, Pria Melit.«
Melit nickte. »Nicht auf Leben oder Tod, es wird vorübergehen. Komm später bei mir vorbei, wenn du das Gespräch hinter dir hast.«
Serroi nickte, wurde ihr doch wärmer angesichts der ihr dargebotenen Herzlichkeit. »Das werde ich tun.«
Bis sie sich den Schmutz vom Stall heruntergewaschen und sauberes Lederzeug angezogen hatte, schlug die Glocke Treilea. Sie blieb einen Augenblick stehen, wobei sich ihre Hände schlossen und wieder öffneten, dann ging sie ruhig hinaus, ohne einen Blick in das Zimmer zurückzuwerfen, das ihr ein halbes Leben lang gehört hatte.
Vor dem Aste-Warau, dem asketischen Warteraum – eher ein verkümmerter Korridor – vor Yael-mris Arbeitszimmer, zögerte Serroi, strich sich nervös über die rostroten Locken, straffte die Schultern und stieß dann die Tür auf.
Dom Hern blickte ihr entgegen, als sie eintrat. Er stand an einem der Fenster, die sich an der Nordwand des schmalen Raumes dahinzogen. Er runzelte die Stirn, trat vom Fenster und setzte sich auf eine der harten Holzbänke mit dem Rücken zur Südwand. »Du auch?«
Serroi zog ihren Waffengürtel hoch und ließ sich auf die Bank fallen. »Was auch?«
»Bestellt.« Seine hellgrauen Augen blickten sie spöttisch an. »Ja.« Ihre knappe Einsilbigkeit schien ihn noch mehr zu erheitern als ihre Anwesenheit hier. Sie schwenkte herum und ließ ihren kühlen Blick über seinen untersetzten Körper streichen. Sie hatte ihn nicht mehr gesehen, seit er ins Torhaus eingezogen war, wohl aber hatte sie genug über ihn gehört. Sie grinste ihn an, als wollte sie seine Erheiterung teilen. »Wir werden rausgeschmissen, Dom.«
»Dachte ich mir schon.« Er rieb sich die Nase und sprang dann auf die Beine, als seine Stimmung plötzlich von Heiterkeit zu gereizter Enttäuschung umschlug. Er starrte aus dem Fenster auf die trocknenden Blumen und die teilnahmslosen Pflanzen und legte den Kopf in den Nacken, um die im Norden aufragenden Berge zu betrachten. Sie mußte an die anderen Dinge denken, die seine Zeit beanspruchten (außer dem Reiten, dem Spiel mit Schwert und Stock und endlosem Liebesspiel), an die Stunden in der Bibliothek von Biserica bei der Durchsicht von Karten und Berichten, die Zeit, die er mit frisch aus Mijloc zurückgekehrten Meien zubrachte, um Floarins Taten und Worte sowie die der Anhänger und ihrer Aglim zu erfahren.
Sie betrachtete die starken breiten Hände, die er auf dem Rücken verschränkt hielt. Er
wäre ohnehin nicht mehr lange hiergeblieben. Aber warum hat sie ihn gerade jetzt holen lassen?
Als Yael-mri die Tür zu ihrem Warau öffnete, schwenkte Hern herum, und Serroi stand auf. Yael-mri lächelte Serroi zu. »Tut mir leid, daß ich euch so lange warten ließ, aber ich hatte unerwarteten Besuch.« Die Lippen preßten sich zu einer schmalen Linie zusammen, ihr Gesicht wurde streng und tadelnd, als sie sich an Hern wandte. »Dom.«
»Prieti-Meie.« Er verbeugte sich trotz seines fülligen Körpers graziös, doch als er einen Schritt auf die Tür zu machte, wurde Yael-mri steif. Zorn flackerte in ihren hellbraunen Augen auf. Um seine Anmaßung zu korrigieren, gebot sie ihm mit einer schneidenden Handbewegung Einhalt und nickte Serroi zu. »Komm, Meie.« Sie trat beiseite und ließ Serroi an sich vorüber in den Warau. Als sie sah, daß Serroi Platz genommen hatte, winkte sie Hern herein.
Sie ignorierte seinen beleidigten Blick, trat ruhig an einen breiten Tisch und machte es sich in einem hochlehnigen Sessel dahinter bequem. »Wenn du bitte Platz nehmen würdest, Dom Hern, möchte ich etwas mit euch beiden besprechen.« Sie lehnte sich zurück, ihre Hände ruhten flach auf den vom Alter geglätteten Seitenlehnen. Braune Augen wanderten
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