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Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde

Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde

Titel: Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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schnarchte leise. Mama Annic packte Tuli um die Taille, hob sie, die immer noch um sich trat und boxte, aus den Steppdecken, bekam irgendwie eine Hand frei und preßte sie ihr auf den Mund, um die tierischen Jammer- und Klagelaute zu dämpfen. Irgendwie zog und schleppte sie Tuli halb aus dem Raum. Wie durch ein Wunder wurden weder Nilis noch Sanani wach.
    Annic schob mit dem Zeh die Tür zu. Sie atmete schwer vor Aufregung und Anstrengung, zerrte Tuli den Gang hinab zu der geschnitzten und bemalten Wäschetruhe am oberen Treppenabsatz. Dort ließ sie sich mit einem prustenden Seufzer nieder und zog Tuli auf ihren Schoß. Sie hielt sie fest an sich gedrückt, tätschelte ihre Schultern und wiegte sie, bis der Wutanfall vorüber war. »Ich weiß, Schätzchen«, murmelte sie. »Ich weiß, mein kleiner Hitzkopf, es ist nicht einfach, es ist alles andere als einfach. Auf mir lastet der Fluch auch, und ich habe ihn dir vererbt. Es wird besser, ich verspreche es dir, es wird besser.« Annic hielt Tuli in den Armen, bis sie spürte, wie das Schluchzen und Zittern nachließ.
    Tuli schluchzte sich schließlich selbst in erschöpfte Ruhe. Sie hob den Kopf von den feuchten Falten des Kleids ihrer Mutter und glühte vor Scham, daß sie, fast eine Frau, wie ein Baby auf dem Schoß ihrer Mutter saß. Als sie sich aus der Umarmung zu lösen versuchte, hatte sie das Gefühl, nur aus Knien und Ellbogen zu bestehen. Annic lächelte und schob Tuli von ihren Knien auf die Truhe neben sich. »Ich dachte, es wäre besser, wenn ich dich früher weckte.«
    »Sie .. .«
    Annics Hand schloß sich fest um ihre Schulter und brachte sie zum Schweigen. »Ich weiß, Tuli. Dein Vater brach kurz nach eurer Rückkehr auf. Ich dachte, du würdest es gerne erfahren.« Tulis Hand strich unruhig über ihr Nachthemd. Sie starrte auf sie hinab, blinzelte und ballte dann die Fäuste, um die schwarzen Halbmonde unter ihren Nägeln zu verbergen, die sie sich geholt hatte, als sie hinter dem Kornspeicher über die Mauer gestiegen und sich neben dem Fenster in die Erde gekrallt hatte. »Was wird nun werden, Mama?« Sie versteckte die Hände in dem dünnen Stoff und rutschte unruhig auf dem Deckel der Truhe umher.
    Annic blieb längere Zeit schweigend sitzen und hielt die Augen auf die gegenüberliegende Wand gerichtet, ohne jedoch die Kacheln zu betrachten. »Ich weiß es nicht.« Sie seufzte und kraulte durch Tulis kurzes braunes Haar. »Halte dich fern von Nilis, Schätzchen. Dein Vater wird sich um sie kümmern, wenn er zurückkommt. Im Obsthain gibt es genügend Arbeit, das genügt bei weitem, ihr nicht über den Weg zu laufen.« Sie seufzte wieder. »Ich wünschte, ich könnte ihr auch aus dem Weg gehen.« Mit einem heftigen Schwung erhob sie sich. »Schlag das Unkraut und die Schößlinge ab, kleiner Hitzkopf, bis deine Wut so geschrumpft ist, daß du sie in der Hand halten kannst.« Sie lachte leise, beugte sich hinab und tätschelte Tulis Hände, dann schritt sie rasch und graziös die Treppe hinab.
    Tuli hackte wie rasend nach den Trieben, die wie kleine grüne Peitschen aus den Wurzeln der Chaybäume wuchsen. Als sie sie alle niedergemäht hatte, wobei sie in Gedanken bei Nilis war, warf sie den scharfkantigen Spatel beiseite, sammelte die Triebe ein und warf sie in die Gänge zwischen den Obstbäumen, wo ein anderer sie in die Erde hacken konnte.
    Der Obsthain lag ein Stück vom Haus entfernt im weiten Bogen eines Bachs, der das Targebiet durchquerte, ehe er in den Cymfluß mündete. Der Hain bestand aus einem Dutzend Baumreihen, die meisten längst reif: Malat mit ihren spröden, roten Früchten und dem Most, der an Winterabenden gut wärmte, Chaybäume mit zähen, goldenen Chays, die man einmachte und nach dem Trocknen auf Gräser aufzog und in Ketten von Küchenregalen hängen ließ. Chay – gleichermaßen süß und scharf, das Beste an kalten, stürmischen Abenden zu hohen Gläsern heißen, würzigen Mosts. Pleches und Rechedds, Chorem und Lorrim, prall voll Saft, kleine runde Früchte, mit durchscheinend granatroter Haut über goldenem Fleisch, lang gedrehte, ovale Früchte mit purpurblauen Häuten und rotschwarzem Fleisch, kleine grüne Kugeln, die in dichten Trauben wuchsen, rotbackige, wächserne grüne Früchte mit hartem, säuerlichem Fleisch, Früchte zum Trocknen, Süßigkeiten für den Winter, Früchte für Marmeladen und Gelees, Früchte zum Fermentieren für Wein. Und alle nur sehr spärlich an den Ästen. Schatten huschten über

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