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Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde

Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde

Titel: Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Torheit war, da der Tajicho sie höchst wirksam vor allen Geisteraugen schützte.
    Sie folgte Hern um einen letzten Hain mit Brellims und Mondscheinbäumen und sah Sadnaji finster vor ihnen aufragen. Doch es war noch hell genug, um den leeren Innenhof hinter dem breiten, niederen Torbogen in der Gasthofmauer zu erkennen. Hern schwenkte herum und grinste sie an. Das Blitzen seiner Zähne sagte wortlos: Ich habe es dir doch gesagt. Sie jedoch knirschte mit den Zähnen und bezwang ihren Drang, ihm einen Arm auszureißen und über den Schädel zu schlagen. Die Stille stand wie eine Wand zwischen ihnen, als sie die letzten Meter zu dem einladenden Bogen zurücklegten. Sie biß sich heftig auf die Unterlippe, um einen letzten und vermutlich sinnlosen Einwand zu unterdrücken, seufzte und folgte Hern in den Hof des Gasthauses.
    Aus den Ställen an der Nordmauer des Hofes kam eine gebeugte, zerlumpte Gestalt geschlurft. Serroi mußte schwer schlucken, als sie ihn trotz der fünfzehn Jahre erkannte, die seit ihrer Begegnung vergangen waren, fünfzehn Jahre, die sein wettergegerbtes Gesicht um weitere Schmutzschichten und einen boshaften Ausdruck bereichert hatten. Der alte Stallknecht blieb vor Hern stehen, hob das verrunzelte, böse Gesicht und musterte ihn aus rotgeränderten Augen. Er verströmte einen scharfen Geruch nach altem Schweiß, schalem Urin und schlechtem Wein. Serroi zupfte nervös an ihrer Kapuze und wünschte sogleich, sie hätte es bleiben lassen, denn die Bewegung erregte die Aufmerksamkeit des Stallknechts. Er starrte zu ihr herüber, blinzelte langsam und rieb sich mit dem Rücken der schmutzigen Hand über die Nase. »Du bist spät dran, K'taj.« Aus seinem Krächzen klang greisenhafte Unverschämtheit. »Solltest dich lieber nicht im Dunkeln rumtreiben. Ich werde wohl lieber den Agli holen.« Dann kicherte er in pfeifenden Luftstößen, die Hern seinen schlechten Atem ins Gesicht trugen.
    Serroi fluchte insgeheim, als Hern sich steif aufrichtete. Sie drängte ihr Macai näher an das seine, legte ihre Hand auf seinen Arm, weil sie nicht zu sprechen wagte, und hoffte, ihr Eingreifen würde genügen, den Ausbruch zu verhindern. Er wandte ihr den Blick zu, und sie war überrascht, in seinen hellen Augen Lachen statt Zorn zu sehen.
    »Wenn es der Körper verlangt«, sagte er mit genialem Lächeln und schnippte dem Stallknecht eine Silbermünze zu. »Stell die Tiere unter und füttere sie, sie haben heute schwer gearbeitet. Mich herumzuschleppen ist schon eine beachtliche Mühe.« Sie rutschte von dem Macai, machte einen Bogen um den gaffenden Alten und schlenderte gelassen zum Haupteingang des Gasthofes. Serroi beobachtete den Stallknecht, der immer noch
    mit offenem Mund auf die Münze in seiner Hand hinabstarrte. Sie schüttelte den Kopf, stieg ab und folgte Hern rasch. Sie fühlte sich ein wenig durcheinander, als hätte ein gurrendes Macaifohlen ihr plötzlich die Zähne in die Hand geschlagen. Als sie durch die Tür trat, zerrte Hern an einem Glockenstrang neben dem Stiegenhaus. Sie schaute sich in dem Raum um und was überrascht, ihn so leer vorzufinden. Furcht gefror unter ihren Rippen zu einem kalten Klumpen.
Hier stimmt etwas nicht, ganz und gar nicht. Wo steckt Braddon?
Sie zerrte an der Kapuze ihres Umhangs und erinnerte sich voller Unbehagen an Herns Anweisungen an den Stallknecht. Falls die alte Schlange die Macain zum Stall führte und absattelte, vereitelte das jeden schnellen Rückzug. Da war es fast besser zu hoffen, daß er sie stehen ließ und den Agli holen lief, wie er gedroht hatte. Hinter der Bar brannte eine einzige Lampe und ließ den größten Teil des Raumes in finsterem Schatten liegen. Hern zog wieder an der Klingelschnur und fluchte leise vor wachsender Ungeduld.
Sie haben es doch getan,
dachte sie.
Sie haben sein Geschäft trotz seiner vielen Freunde ruiniert.
Sie konnte sich nicht an einen einzigen Abend erinnern, wie schlecht das Wetter auch gewesen war, an dem sich in diesem Raum nicht mindestens ein, zwei Reisende aufgehalten, die Füße ans Feuer gestreckt, getrunken und lange nach Mitternacht Lügengeschichten ausgetauscht hatten, mit den Einheimischen, die hierher kamen, um Braddons Bier zu trinken und die Knabbereien zu verzehren, die er kostenlos dazu anbot. Sie blickte zu dem Tisch neben ihr und trommelte leise mit den Fingern aufs Holz. Trocken und blitzend sauber. Kein Krümel, nicht einmal ein Wasserrand von einem Glas war zurückgeblieben. Sie betrachtete

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