Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde

Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde

Titel: Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
Vom Netzwerk:
indigofarbenen Augen. Als Serroi sich aufrichtete, raste ihr Herz aus Furcht vor Norim, die sie niemals hatte überwinden können. Er hob eine Hand, deren schmale Finger sich wie Reptilienklauen hinter einem weißen Feuerrad spreizten. Er schleuderte es ihr entgegen, holte ein zweites aus dem Nichts, warf es, holte und schleuderte schließlich ein drittes. Pfeilschnell schossen sie ihr entgegen. Schneller als man denken konnte. Sie hatte nicht mehr die Zeit, sich zu ducken oder zu verteidigen. Sie wäre auch zu keiner Abwehr fähig gewesen, wenn sie Zeit dazu gehabt hätte.
    Die Hitze streifte ihr Gesicht, das grelle Licht blendete sie. Der Tajicho in ihrem Stiefel summte und brannte.
    Die Feuersterne schwenkten einer nach dem anderen herum und flogen wieder auf den Norit zu. Er fuchtelte hektisch mit den langen Fingern, um die Verwünschung aufzuheben, ehe er von seinem eigenen Feuer entzündet würde.
    Ohne abzuwarten, was geschah, schwang sich Serroi um den Treppenpfosten und stürzte zur Zimmertür. Erst machten sich ihre Finger vergeblich an der Klinke zu schaffen, doch dann konnte sie ihr Entsetzen niederringen, um zu sehen, was sie tat. Hinter ihr vernahm sie ein wütendes und schmerzerfülltes Aufheulen. Sie stieß die Tür auf, hörte wie sich andere Türen auf dem Flur öffneten, hörte schläfrige Stimmen, die abbrachen, als sie die Tür hinter sich zuwarf. Sie schob den Riegel vor und den Stift hinein. Der Riegel drückte wie ein tröstlicher Arm ihre Schultern, als sie an die Tür gelehnt stehenblieb, sich den Schweiß vom Gesicht wischte und die Panik niederzuringen versuchte, die der Norit bei ihr ausgelöst hatte.
    »Mach auf.« Der Befehl war ein vom Holz hinter ihrem Kopf gedämpftes Brüllen. Sie fühlte einen Stoß in ihrem Rücken, als eine Faust gegen die Tür hämmerte. Voll kalter Wut brüllte der Norit erneut: »Öffne diese Tür, Meie, öffne sie und lebe. Leiste mir Widerstand und stirb!« Sie schnüffelte verächtlich und trat von der Tür zurück.
Völlig absurd,
dachte sie.
So redet doch keiner. Leiste mir Widerstand und stirb. Worte eines hölzernen Tyrannen in einem Puppenspiel. Er konnte sie nicht ernst meinen, absurd, sie überhaupt nur auszusprechen.
Sie preßte sich die Handballen vor die Augen und versuchte, jene lähmende Furcht zu überwinden, die ihr ihr Norit bis ins Mark getrieben hatte in jenen Tagen des Schmerzes, des endlosen, unablässigen Schmerzes, als er nicht glauben konnte, daß sie sich ergab und keinen Widerstand mehr leistete. Sie war in Versuchung, dem Norit ihrerseits zuzurufen, ihn für seine Dummheit zu verhöhnen, doch schließlich siegte die Vernunft. Alles, was sie sagte, konnte er sich merken und gegen sie verwenden. Sie lauschte auf Gemurmel, das leise Beschimpfungen sein mochten und lächelte.
    Sie ignorierte die fordernde Stimme und den anschwellenden Lärm draußen, ignorierte das plötzliche Verstummen auf einen groben Befehl des Norits hin, ignorierte den monotonen Gesang, der die Stille durchbrach. Sie durchwühlte die Truhe des Jungen im festen Entschluß, Braddons Großzügigkeit zu nutzen. Stück für Stück zog sie heraus, was sie glaubte brauchen zu können, rollte diese Sachen zu einem kompakten Bündel und schnürte es mit einem breiten, schwarzen Gürtel zusammen. Der Gesang wurde lauter, drängender. Als sie sich aufrichtete, sah sie, wie der Riegel in seinen Eisenschlaufen wackelte. Als ob ungeduldige, aber kraftlose Hände daran zerrten, bewegte der schwere Hartholzriegel sich ein wenig, fiel zurück und bewegte sich wieder.
    Das einzige Fenster im Raum war ein kleines Rechteck an der Kopfseite des Bettes. Sie stieß die Läden auf, warf das Bündel hinaus und hoffte, Hern besäße genug Verstand, es aufzuheben und an ihren Sattel zu binden. Sie hoffte ebenfalls, daß er sich nicht dagegen aufgelehnt hatte, von einer kindgroßen Frau Befehle anzunehmen und sie zusehen lassen wollte, wie sie sich selbst aus dieser Affäre zog. Sie blickte mit einem Stirnrunzeln zu dem Türriegel. Der bewegte sich nun schon geschmeidiger. Mit finsterem Blick rannte sie durchs Zimmer und drückte ihre Hände flach gegen das Holz. »Tajicho«, flüsterte sie, »wenn du Zauberei jemals verkehrt hast ...« und lachte, als der Gesang mit einem schmerzlichen Aufschrei verstummte. Sie schob den Riegel wieder vor und lief zum Fenster.
     
    Sie fand das Bündel in der Astgabel eines ausgetrockneten Strauchs, einem von denen, die sie einzupflanzen geholfen hatte, als

Weitere Kostenlose Bücher