Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde
weiten, seichten Wasserflächen. Die meiste Zeit wehen starke Windböen landeinwärts, daß man besser mit Segeln vorankäme als mit Rudern oder Stangen. Tausend Arten von Blutsaugern, im Wasser und in der Luft. Die Darler. Sie sind winzig.« Sie grinste Serroi an. »Die größten reichen dir gerade bis zur Stirn, Kleines.«
Serroi schnitt eine Grimasse. Hern grinste, lehnte sich in, seinen Sessel zurück und verschränkte die Hände vor dem Bauch.
Yael-mri rieb sich die Augen. »Sie sind ein scheues Volk, nicht feindselig. Wenn sie euch nicht mögen, bekommt ihr sie gar nicht erst zu sehen. Wenn sie euch akzeptieren, versorgen sie euch mit frischen Lebensmitteln und führen euch durch die Altwasserarme. Für den Zugang zu ihnen kann ich euch keine Hilfe bieten, es ist zwanzig Jahre her, daß ich diese Route bereist habe.« Sie legte die Hände mit locker angewinkelten Fingern auf den Tisch, so daß ihre Nägel leicht das zähe Papier berührten. »Welchen Weg ihr auch immer einschlagt – und die Entscheidung liegt ganz bei euch – ihr werdet mich vermutlich x-mal verfluchen, ehe diese Mission erfüllt sein wird.«
Nijilic TheDom hing tief im Osten auf den Spitzen der Vachhörner, deren gebleichte, kahle Gipfel sich über das Ödland erhoben. Die Klauen der Macain dröhnten hohl auf der Holzbrücke über den Sajin, einen rauschenden wichtigtuerischen Bach, der aber eben zu schmal war, um den Namen Fluß zu verdienen. Falterelfen tanzten in komplizierten Mustern über dem Wasser, und ihre kleinen Lichtfünkchen blitzten stärker, als sie das jemals in einem Herbst erlebt hatte, so weit sie nur zurückdenken konnte. Sie blieb stehen, um den kunstvollen Tanz zu beobachten, bei dem die winzigen Silberfünkchen schimmernde Spitzen webten, die sich immer wieder in der gekräuselten Wasseroberfläche spiegelten. Liebevoll lächelte sie den Elfen zu, vorpubertäre, vom Mondschein konturierte Mädchen, nicht größer als das erste Glied ihres kleinen Fingers. Doch nach einigen Minuten hatte sie den Eindruck, der Tanz wäre weniger kompliziert, weniger frei, als sie es in Erinnerung hatte, weniger lustvoll und eher präzise, als wären die ausgeübten Figuren plötzlich bedeutungsvoller als die Freude an der Bewegung. Sie sah zu, bis sie die Traurigkeit nicht länger ertragen konnte, dann eilte sie hinter Hern her.
Im grelleren, weißen Schein von TheDom zeichnete sich fast unmerklich ein winziger Schimmer auf Herns Rücken direkt unter der hohen Wölbung des Schulterblatts ab. Als sie ihn einholte, bemerkte sie, daß sich eine einzelne Elfe verzweifelt an eine Falte seines Umhangs klammerte. Ihr Licht flackerte trostlos und erlosch allmählich, als sie den Bach hinter sich ließen. Er merkte es nicht und hätte sich auch nicht großartig darum gekümmert, wenn sie es ihm gesagt hätte, doch ihr war nicht wohl dabei. Elfen waren teils Zauber- und teils Naturwesen, die dem korrumpierenden und übermäßig geschickten Zugriff ihres Noris nur allzu zugänglich waren. So wie sie einst wegen der Verunstaltung ihrer Tiere geweint hatte, schmerzte sie nun die Erkenntnis, daß ein Teil der ehemaligen Herbstschönheit der Welt der Freude geraubt wurde, damit diese sich in die gestrengen Muster fügte, wie sie die Absichten der Nor erforderten und um als Norwerkzeug gegen ihr eigenes Licht zu handeln. In ihrem Kummer dachte sie nicht an den Tajicho und seine Auswirkungen auf Zauberei, streckte die Hand aus und wischte die Elfe von Herns Rücken.
Das kleine Geschöpf zerbrach unter ihrer Berührung zu einer leblosen Hülle, die Herns Schenkel hinabrollte, um in den kalten Straßenschmutz getrampelt zu werden. Sie kam sich wie eine Mörderin vor, schloß die Augen, konnte aber nicht weinen.
Hern schwenkte herum und starrte sie an. »Wozu sollte das gut sein?«
Sie rieb sich über die Augen und seufzte. »Du bist markiert worden.«
»Was?«
»Eine Elfe hatte sich auf dir niedergelassen, um dich für den Nearga-Nor zu zeichnen. Nach Sadnaji zu gehen ist die Tat eines Verrückten, und du weiß es, Hern. Sie sind gewarnt und warten auf uns.«
»Finsternis und Untergang!« Hern lachte. »Ein Norit hinter jedem Baum. Das alles wegen einer dummen, kleinen Elfe?« Er kicherte noch, als er sein erschöpftes Reittier zu schnellerer Gangart antrieb, sich wieder vor sie setzte und sie ihren Fragen überließ.
Sie hob den Arm und zeichnete mit dem Zeigefinger vorsichtig den Rand ihres Augenflecks nach. Vor fünfzehn, nein eher vor
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