Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde
ihr eine Überfahrt nach Zemilsüd bekommen können.« Sie faltete die Hände auf der Karte und schaute Serroi und Hern ernst an. »Kelea-alela. Bec. Yallor-am-Engpaß.« Sie sprach die Namen langsam und mit deutlicher Betonung auf allen Silben aus. Nach kurzem Schweigen nahm sie die Hände auseinander und fuhr mit dem Finger südlich über den langen, blauen Schlauch des Sinadeen zu einem Punkt an der Küste von Zemilsüd.
Serroi lehnte sich zurück, ließ ihre Augen halb zufallen und lächelte ein wenig, weil die beiden sie amüsierten. Hern ließ Yael-mris Vortrag mit wohl demonstrierter Geduld über sich ergehen, und Yael-mri gab ohne alle Bedenken dem Gefallen an ihrer Gegensätzlichkeit zu Hern und ihren schulmeisterhaften Neigungen nach, egal ob ihre Zuhörer nun viel von dem, was sie sagte, begriffen oder nicht.
»Kelea-alela. Vor einer Mondensammlung, also vor der letzten gerade vergangenen – war Kelea-alela das Zentrum einer Minarkkolonie, doch die brach zusammen, als der Sinadeen während der Stürme der Mondensammlung nicht schiffbar war. Die Einheimischen brachten den Minarkgouverneur und alle Hochminarka um, die sie zwischen die Finger bekamen – nach allem, was ich gehört habe, ein wohlverdientes Schicksal.« Sie lächelte Hern süßlich an. Serroi unterdrückte ein Kichern. »Sie befestigten die Stadt. Als die Unwetter sich legten, hatten sie ihre Stellungen so ausgebaut, daß die minarkischen Kriegsgaleeren sie nicht vertreiben konnten. Trotzdem haben wir dort noch Freunde, und die Stadt ist die nächste von den dreien, weshalb ihr meiner Ansicht nach am besten von hier aus ins Landesinnere aufbrechen solltet. Kelea-alela, Bec und Yallor-am-Engpaß, ihr könnt von jeder der drei Städte aus eure Reise antreten und zum Spiegel gelangen. Vielleicht sollte ich euch alle drei Routen beschreiben, schließlich kann man ja nicht wissen, was euch widerfährt, wenn ihr das Tal erst verlaßt. »Bec.« Ein langer, kürbisförmiger Meeresarm, der tief in die Landmasse des südlichen Kontinents hineinragt. Am hinteren Ende des Kürbisses markiert ein schwarzer Klecks die Lage der alten Stadt namens Bec. »Die Bedarner sind recht freundlich. Sie haben niemals einen Grund gefunden, ihre Stadt zu verlassen, aber sie sehen ein, daß nicht alle Fremden nur ihren Vorteil suchen, so daß sie ihnen Einlaß in die Stadt gewähren. Irgendwie können sie alles brauchen, was Fremde mitbringen. Man kann sie nicht beleidigen, sie lachen einen höchstens aus.« Ihr Mund verzog sich zu einem wehmütigen Halblächeln. »Jedem Außenstehenden dreht sich nach einem zehntägigen Aufenthalt dort der Magen um. Aber laßt euch nicht verdrießen. Der Bernbecfluß führt zum Mount Sancrater hinauf. Hier. Das ist ein ruhender Vulkan mit einem spiegelnden See in seinem Krater. Der See heißt Der Spiegel. Aber es ist nicht der, in den Kojote euch hineinschauen lassen soll. Der Bernbec ist ein wilder Fluß, der mit jeder Meile reißender wird ...« Ihre Stimme erstarb, als sie die zerklüftete Linie von Bec hinauf in die Berge nachzeichnete und nachdenklich auf den kleinen, blauen Kreis tippte. »Wasserfälle, Stromschnellen und streckenweise unterirdischer Wasserverlauf. Starkes Gefälle, aber auf der ganzen Strecke sauberes Wasser ohne Infektionsgefahr.« Sie blickte Hern mit einem Stirnrunzeln an, ihre Augen ruhten auf seinem Bauch, der durch seine Sitzhaltung noch betont wurde. »Die Bergstämme werden euch Schwierigkeiten bereiten, wenn ihr euch für diese Strecke entscheidet. Die oberen Fluß-gebiete sind ihnen heilig, und sie geben sich alle Mühe, jeden Außenstehenden, der sich dort hinaufbegibt, umzubringen. Der beste Weg führt von Kelea-alela aus am Falelefluß entlang ins Landesinnere. Das einzige Problem, das sich euch dort stellt, sind die Niyonius-Sümpfe, ein Labyrinth von Altwasserarmen. Und weit und breit kein Führer zu bekommen. Doch wenn es euch gelingt, euch an den Hauptwasserlauf zu halten, bringt der Fluß euch direkt zum See.
Yallor-am- Engpaß.« Sie führte ihren Finger zum entgegengesetzten Ende des Sinadeen, wo ein schmaler Streifen Land die See vom Ozean der Stürme trennte. »Der Yamfluß. Entspringt hier unten in Unteryallor.« Ihr Nagel erzeugte ein leises Geräusch auf der entsprechenden Stelle. »Hier habt ihr eine schmalen Streifen Ackerland, ein paar zerklüftete Berge und dann das Dar. Ein flaches Gebiet, nicht die kleinste Erhebung über Hunderte von Meilen mit dichten Schilfbüscheln und
Weitere Kostenlose Bücher