Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde
kann keinen Schritt mehr tun, ohne zuvor einen Blick auf die Anweisungen zu werfen, die sie überall aushängen.« Er deutete zur Tür, wo auf der Mitte der Holzplatte ein weißes Rechteck zu erkennen war. »haben mich in ihr Gefängnis gesteckt«, fuhr er fort. »Der junge Beyl kam, um mich herauszuholen, hatte alles dabei, um in die Berge zu ziehen und wollte, daß ich mitkomme. Ein guter Kerl, zum Teufel, er fehlt mir. Wird tot sein, ehe es richtig Winter wird. Erfroren, aufgefressen oder erstochen. Meie, du solltest nicht in der Lederkleidung herumziehen. Nicht hier. Und auch nicht anderswo. Der elende Wurm muß nun den Agli aus dem Bett holen, und der fette Kerl läßt sich nicht gern im Schlaf stören. Ihr habt ein wenig Zeit. Oben an der Treppe auf der vierten Etage zur Südseite, da liegt Beyls Zimmer. Die meisten seiner Kleider sind noch da. Nimm dir, was du brauchst, und leg' das Lederzeug ab. Sei leise, wir haben einen Norit hier. Der ist schon über einen Monat da und steckt seine Nase in alles.« Er faltete den Lappen mit ordentlichen, knappen Bewegungen, packte ihn weg und richtete sich auf. »Sie, Ketaj.« Er stieß mit dem Finger in Herns Richtung und tippte sich dann an den Kopf. »Versetzen Sie mir einen Schlag hierher, daß man es sieht. Der Wurm weiß, wann Sie hier angekommen sind. Ich habe zuviel Zeit verschwatzt.« Er seufzte. »Es kommt mir vor, als hätte ich seit einem Jahr nicht mehr reden können. Wenn sie mich mit blutigem Kopf am Boden finden, werden sie vielleicht nicht fragen, wann ich mir den geholt habe.« Er trat schnell fort, blieb am Fuß der Treppe stehen. »Wenn sie mich hier finden, glauben sie möglicherweise, Sie hätten mich erwischt, ehe ich schreien konnte.« Er zog den Kopf ein.
Hern riß die Augen auf, doch er nickte und zog seinen Dolch. Erst ging er langsam, dann aber trat er sehr schnell die drei Schritte auf Braddon zu und schlug ihn über den Schädel, ehe Serroi wieder ausatmen konnte, nachdem sie die Luft angehalten hatte. Braddon klappte langsam zusammen. Serroi lief zu ihm, seinen Fall zu bremsen, aber Hern hielt sie zurück. Als Braddon ausgebreitet am Boden lag, schob er sie zur Seite, kniete nieder und suchte den Pulsschlag des alten Mannes an dessen Kehle. Er lächelte erleichtert und benutzte die Spitze der Klinge, um einen langen Kratzer über die sich wölbende Beule zu ziehen. Als das Blut aus dem spröden, grauen Haar zu sickern begann, sprang er auf.
»Manchmal bist du schon recht clever, Dom«, murmelte Serroi.
Er verbeugte sich spöttisch. »Nett von dir, es zu registrieren.« Die Bitterkeit in seiner Stimme verwunderte sie, doch noch ehe sie etwas entgegnen konnte, packte er ihr Handgelenk und wandte sich zur Tür.
Sie zerrte ihren Arm frei. »Noch nicht«, sagte sie. »Noch nicht.«
»Was?«
»Du kümmerst dich um die Macain. Bring sie zur Südseite, ich werde dort aus einem Fenster steigen und an der Mauer herunterklettern.«
»Vergiß es, wir werden schnell genug aus dieser Gegend fort sein, so daß du die Sachen nicht brauchst.«
Serroi kehrte zur Treppe zurück und zog dabei die Kapuze hoch, daß sie über die Augen fiel. Hinter dem zusammengebrochenen Mann blieb sie stehen und starrte Hern an. Wütende Worte schossen ihr durch den Kopf und bleiben ihr im Halse stecken. Schließlich sagte sie nur: »Sieh zu, daß wir Macain haben.«
Sie wirbelte herum und rannte die Treppe hinauf, immer weiter hoch. Der Zorn trieb sie an, als liefe sie über Kohlen, ihre Zehen knirschten auf den abgetretenen Grasmatten, tappten über die Treppenabsätze immer weiter hinauf in dem quadratischen Treppenschacht, erster Stock, zweiter. Überall waren die Türen geschlossen und die Leute dahinter schliefen, wußten nichts von der Meie, die durch die flackernde Dunkelheit huschte... dritter Stock, vierter...
Sie hörte auf zu laufen, blieb keuchend stehen und beugte sich nach vorn, umklammerte fest den Abschlußpfosten des Geländers, schnappte nach der von Lampenöl und heißem Metallgeruch durchsetzten Luft und blinzelte in Richtung der wabernden Schatten im schmalen Korridor vor ihr.
Fast am Ende des Ganges ging eine Tür auf, und ein Mann trat heraus – ein großgewachsener, magerer Mann mit schwarzen, zu kunstvollen Locken gedrehten Haaren. Er
zog sich an, um mir entgegenzutreten,
dachte
sie. Er wußte, daß ich kam.
Die Lampe neben seiner Tür warf rötliche Strahlen auf seine glänzende, kohlrabenschwarze Haut und schlug azurblaue Funken aus seinen
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