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Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde

Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde

Titel: Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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zwanzig Jahren hatte ihr Noris sie zu beeinflussen gelernt–mit ihrer bereitwilligen Unterstützung und dem Augenfleck als Tor. Sie schüttelte die leichte Panik ab, die sie ergreifen wollte und wurde dann plötzlich steif.
Ich bin wie die Elfe,
dachte sie.
Nicht ganz natürlich.
Sie beugte sich hinab und berührte mit den Fingerspitzen den warmen Stein in ihrer Stiefeltasche.
Du löschst Zauberkräfte aus. Ich frage mich, ob du eines Tages auch mich auslöschen wirst.
Ihr schauderte bei dem Gedanken. Dann richtete sie sich auf und blickte zu den Monden empor.
Fast da.
Sie schüttelte den hinter ihrem Sattel gebündelten Umhang aus, zog ihn um die Schultern und verknotete die Bänder mit zitternden Fingern.
Zauberei, heilige Jungfrau, wie sehr hasse ich Zauberei. Ich hasse sie.
Sie stülpte die Kapuze über ihren Kopf.
Ich hätte niemals gezeugt, geschweige denn geboren werden dürfen.
     
    Mitten im tiefsten Winter blies der Langwind Tag und Nacht über die Tundra, daß einem der Atem gefror, wenn man sich der kalten Luftmasse nur einen Augenblick lang aussetzte.
    Beute- und Raubtiere verschliefen gleichermaßen die lange Finsternis, während die Windläufer mit ihren Herden landeinwärts zu den Flammenbergen und den Brodelnden Wassern zogen, wo die Herden Weiden und Schutz vor diesem tödlichen Wind fanden. Die Gegend der Brodelnden Wasser war eine lange Kette aus dem schwarzen Gestein ausgewaschener Täler, denen die verschiedenen Windläufersippen jeweils traditionell verbunden waren.
    Brauch und Gesetz wollten es, daß keine Frau in dieser Zeit bei einem Mann liegen durfte, und wurde eine solche Sünde bekannt, drohte der Frau der Ausschluß aus der Gemeinschaft. Und bekannt wurde es in jedem Falle, wenn die Vereinigung Früchte trug–alle auf diese Weise empfangenen Kinder waren Mißgeburten, die auf die eine oder andere Weise gezeichnet waren. Diese Mißgeburten wurden nach dem Ausschluß ihrer Mütter körperlich dem Reinigenden Feuer übergeben und ihre Geister am letzten Tag der Feier der Großen Hexe wieder überantwortet, ehe die Sippen sich im Frühling trennten, um ihren Herden die jahrhundertealten Pfade in die Tundra hinab zu folgen. Serroi wurde am Abend eines Trinkgelages kurz vor Ende des Winterlagers empfangen. Zuviel Met und zuviel Tanz, zuviel Wärme und zu große Dunkelheit, später zuviel Schuldgefühle und Furcht, obgleich ihr Geburtstermin nichts verriet. Sie war überfällig und trotzdem noch zu klein gewesen. Und sie wurde makellos geboren, rosig, wohlgestaltet, intelligent und lebhaft – ein hübsches Baby. Zwei Jahre lang fühlte sich ihre Mutter vor der Verstoßung bewahrt, doch in Serrois drittem Lebensjahr begannen blaßgrüne Flecken wie alte Blutergüsse ihren Körper zu verdunkeln, Hände und Gesicht blieben vorläufig ausgespart. Gegen Ende des dritten Winterlagers breiteten die Flecken sich auch über ihr Gesicht aus, und zwischen ihren Brauen begann sich der Augenfleck zu bilden. Ihre Mutter beobachtete sie mit einer Traurigkeit und Verzweiflung, die Serroi nicht verstehen konnte. Ihre Geschwister mieden sie oder spielten ihr grausame Streiche – und auch das war ihr unbegreiflich.
    Im Frühjahr ihres vierten Lebensjahres kam der Noris und nahm sie mit – rettete ihr das Leben. wie sie später erfuhr. Denn zum nächsten Winterlager wäre sie gezeichnet, dem Feuer überantwortet und ihre Mutter vertrieben worden, so daß sie alleine für ihr Überleben hätte sorgen müssen. Doch ehe es soweit kommen konnte, erschien der Noris, brachte sie fort, schenkte ihr vielleicht sogar ein bißchen Liebe und benutzte sie, um an Stellen zu graben, die ihm sonst verwehrt geblieben wären.
     
    Die Straße schlängelte sich über das leicht hügelige Land, wand sich zwischen den hohen Dornenhecken, welche die Grenzen der Tars markierten, vorbei an Hainen mit Brellims, Spikuls und Mondscheinbäumen und vorüber an klappernden Bastokangruppen. Lautes Schnauben der müden Macain, Macaistampfen im Staub, schläfriges Zwitschern irgendwo aus den Hecken oder Bäumen, das entfernte Heulen eines Chini unter den Monden, gelegentliches Bellen und Rascheln aus Gras und Gebüsch am Straßenrand – lauter vertraute, ja beruhigende Nachtgeräusche, und doch fühlte Serroi, wie sich Kälte in ihr ausbreitete. Die Luft um sie herum schien zu stehen, obgleich eine heftige Brise die Blätter über ihrem Kopf tanzen ließ. Sie fühlte Blicke auf sich gerichtet, obwohl sie wußte, daß es ihre eigene

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