Duell der Zauberer
du redest immer noch zuviel«, entgegnete Belgarath.
»Alle paar Jahre überkommt mich das Bedürfnis zu reden«, gab der alte Mann auf dem Esel zu. »Geht es deiner Tochter gut?«
Belgarath nickte.
»Schöne Frau, deine Tochter – aber launisch.«
»Das hat sich nicht wesentlich geändert.«
»Hatte ich auch nicht erwartet.« Der alte Goldsucher kicherte, dann zögerte er einen Moment. »Falls du nichts gegen einen Rat einzuwenden hast, sei auf der Hut, wenn du vorhast, ins Flachland hinunterzugehen«, sagte er ernst. »Es sieht aus, als würde es da unten bald anfangen zu brodeln.
Viele Fremde in roten Kitteln laufen dort rum, und von alten Altären, die seit Jahren nicht benutzt worden sind, steigt wieder Rauch auf. Die Grolims sind wieder unterwegs, und ihre Messer sind frisch geschärft. Die Nadraker, die hierher kommen, sehen ständig über ihre Schultern.« Er hielt inne und sah Belgarath in die Augen. »Es hat auch andere Zeichen gegeben«, fügte er hinzu. »Die Tiere sind schreckhaft – wie vor einem schweren Sturm – und manchmal in der Nacht, wenn man genau hinhört, klingt es von Ferne wie Donner vielleicht kommt es sogar von Mallorea her. Die ganze Welt scheint sich unbehaglich zu fühlen. Ich habe das Gefühl, daß etwas Großes geschehen wird, etwas, an dem du vielleicht beteiligt bist. Sei versichert, sie wissen, daß du hier bist. Ich würde mich nicht darauf verlassen, unerkannt durchschlüpfen zu können, ohne daß mich jemand bemerkt.« Dann zuckte er die Achseln, als sei die Sache damit für ihn erledigt. »Ich dachte nur, du würdest es vielleicht gern wissen.«
»Danke«, erwiderte Belgarath.
»Hat mich nichts gekostet.« Der alte Mann zuckte wieder die Achseln. »Ich glaube, ich werde da langgehen.« Er deutete nach Norden. »In den letzten Monaten kommen zu viele Fremde hier in die Berge. Es wird allmählich zu voll. Ich habe jetzt genug geredet, also werde ich mich wieder zurückziehen.« Er wendete seinen Esel und trabte davon. »Viel Glück«, rief er zum Abschied über die Schulter zurück, dann verschwand er in den blauen Schatten unter den Bäumen.
»Du scheinst ihn zu kennen«, meinte Silk zu Belgarath.
Der alte Zauberer nickte. »Ich habe ihn vor ungefähr dreißig Jahren kennengelernt. Polgara war nach Gar og Nadrak gegangen, um ein paar Nachforschungen anzustellen. Nachdem sie alle Informationen gesammelt hatte, die sie wollte, kam ich her und kaufte sie dem Mann ab, dem sie gehörte. Wir machten uns auf den Heimweg, aber ein früher Schneesturm erwischte uns hier in den Bergen. Er hat uns gefunden, als wir herumstolperten, und uns mit in die Höhle genommen, wo er sich einigelt, wenn der Schnee zu tief wird. Eigentlich eine recht bequeme Höhle, abgesehen davon, daß er darauf besteht, seinen Esel mit hineinzunehmen. Er und Polgara haben sich den ganzen Winter darüber gestritten, soweit ich mich erinnere.«
»Wie heißt er?« fragte Silk neugierig.
Belgarath zuckte die Achseln. »Hat er nie gesagt, und es wäre unhöflich zu fragen.«
Garion hatte bei dem Wort ›kaufen‹ schlucken müssen. Ohnmächtige Wut wallte in ihm auf. »Tante Pol gehörte jemandem?« fragte er ungläubig.
»Das ist nadrakische Sitte«, erklärte Silk. »In ihrer Gesellschaft gelten Frauen als Besitz. Es schickt sich nicht für eine Frau, ohne Besitzer zu sein.«
»Sie war eine Sklavin?« Garions Fingerknöchel wurden weiß, so sehr ballte er die Fäuste.
»Sie war natürlich keine Sklavin«, sagte Belgarath. »Kannst du dir auch nur im entferntesten vorstellen, daß deine Tante Pol so etwas mit sich machen ließe?«
»Aber du hast gesagt…«
»Ich sagte, ich habe sie dem Mann abgekauft, dem sie gehörte. Ihre Beziehung war eine Formalität, nichts weiter. Sie brauchte einen Besitzer, um hier arbeiten zu können, und er hat viel an Achtung gewonnen, weil er eine so bemerkenswerte Frau besaß.« Belgarath verzog das Gesicht. »Es hat mich ein Vermögen gekostet, sie von ihm zurückzukaufen. Manchmal frage ich mich, ob sie das wirklich wert war.«
»Großvater!«
»Deine letzte Bemerkung würde sie sicher sehr interessant finden, alter Freund«, sagte Silk verschmitzt.
»Du mußt sie ihr ja nicht unbedingt wiederholen, Silk.«
»Man kann nie wissen.« Silk lachte. »Vielleicht will ich eines Tages einmal etwas von dir.«
»Du bist abscheulich.«
»Ich weiß.« Silk grinste und sah sich dann um. »Dein Freund hat einige Mühen auf sich genommen, um dich zu treffen. Was steckt
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