Duell der Zauberer
bewegt.«
»Das sind keine guten Neuigkeiten«, meinte Silk.
»Darauf können wir wohl alle trinken.« Der Nadraker hob seinen Krug. »Habt ihr in den Bergen etwas gefunden, wonach zu graben sich lohnt?«
Silk schüttelte den Kopf. »Nur ein paar Spuren. Wir haben in den Flüssen nach Gold gesucht. Wir haben nicht die Ausrüstung, um Stollen in die Berge treiben zu können.«
»Ihr werdet nie reich, wenn ihr an einem Fluß hockt und Sand siebt.«
»Wir kommen durch.« Silk zuckte die Achseln. »Eines Tages stoßen wir vielleicht auf so viel, daß wir uns eine Ausrüstung anschaffen können.«
»Vielleicht regnet es auch eines Tages Bier.«
Silk lachte.
»Habt ihr schon mal daran gedacht, noch einen Partner aufzunehmen?«
Silk betrachtete den unrasierten Nadraker. »Bist du schon mal dort gewesen?« fragte er.
Der Nadraker nickte. »Oft genug, um zu wissen, daß es mir nicht gefällt aber ich schätze, daß mir das Armeeleben noch viel weniger gefällt.«
»Wir wollen noch einen trinken und darüber reden«, schlug Silk vor.
Garion lehnte sich zurück an die rauhe Balkenwand. Nadraker schienen gar nicht so übel zu sein, wenn man einmal die rauhe Schale außer acht ließ. Sie waren barsch und etwas mürrisch, aber sie hatten nicht diese eiskalte Feindseligkeit gegenüber Fremden, die er bei den Murgos bemerkt hatte.
Seine Gedanken schweiften zu dem zurück, was der Nadraker von einer Königin erzählt hatte. Er verwarf rasch die Vorstellung, daß eine der Königinnen, die sich zur Zeit in Riva aufhielten, gleichgültig unter welchen Umständen, eine solche Autorität angenommen hatte. Dann blieb nur noch Tante Pol. Die Information des Nadrakers mochte etwas entstellt sein, aber in Belgaraths Abwesenheit konnte es möglich sein, daß Tante Pol das Kommando übernommen hatte – auch wenn es ihr ganz und gar nicht ähnlich sah. Was mochte dort bloß geschehen sein, daß sie zu solch extremen Handlungen gezwungen war?
Während der Nachmittag verstrich, wurden mehr und mehr Männer in der Taverne so betrunken, daß sie schwankten, und gelegentlich brach Streit aus – wenn die Kämpfe auch meist darin bestanden, wild um sich zu schlagen, denn kaum einer war noch nüchtern genug, einen gezielten Hieb anzubringen. Ihr Tischgenosse trank stetig, legte dann schließlich den Kopf auf die Arme und begann zu schnarchen.
»Ich glaube, wir haben alles erfahren, was es zu erfahren gab«, sagte Belgarath leise. »Laßt uns verschwinden. Nach dem, was unser Freund hier sagt, halte ich es für keine gute Idee, in der Stadt zu übernachten.«
Silk nickte zustimmend, und die drei erhoben sich von ihrem Tisch und bahnten sich ihren Weg durch die Menge zur Seitentür.
»Willst du Vorräte mitnehmen?« fragte der kleine Mann.
Belgarath schüttelte den Kopf. »Ich habe das Gefühl, daß wir so schnell wie möglich hier verschwinden sollten.«
Silk warf ihm einen raschen Blick zu, dann banden sie die Pferde los, stiegen auf und ritten hinaus auf die schmutzigen Straßen. Sie ritten im Schrittempo, um jedes Aufsehen zu vermeiden, aber Garion hatte das dringende Bedürfnis, diese schlammige Stadt hinter sich zu lassen. Etwas Bedrohliches lag in der Luft, und die goldene Spätnachmittagssonne wirkte wie von einer unsichtbaren Wolke verdunkelt. Als sie das letzte baufällige Haus am Rand der Stadt passierten, hörten sie hinter sich alarmierte Schreie. Garion drehte sich schnell um und sah eine Gruppe von etwa zwanzig Berittenen in roten Tuniken, die in vollem Galopp auf die Taverne zustürmten, die sie gerade verlassen hatten. Mit einer Geschicklichkeit, die lange Übung verriet, schwangen sich die rotgekleideten Fremden aus dem Sattel und besetzten sofort alle Türen, um denen, die in der Taverne saßen, jede Fluchtmöglichkeit zu nehmen.
»Malloreaner!« knurrte Belgarath. »Ab unter die Bäume!«
Damit hieb er seinem Pferd die Fersen in die Flanken. Sie galoppierten über die verkrautete, mit Baumstümpfen übersäte Lichtung, die sich rings um die Siedlung zog, auf den Waldrand und die damit verbundene Sicherheit zu. Es gab jedoch weder Aufschreie noch wurden sie verfolgt. Die Taverne schien einen ausreichenden Fang zu bieten, um das malloreanische Netz zu füllen. Von einem sicheren Aussichtspunkt unter ausladenden Zweigen beobachteten Garion, Silk und Belgarath, wie eine Reihe verzweifelter Nadraker, an den Knöcheln mit einer Kette aneinandergefesselt, aus der Taverne in den roten Staub der Straße getrieben wurden
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