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Duenenmord

Duenenmord

Titel: Duenenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Peters
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etwas Besonderes aufgefallen?« Drei Fragen sind zwei zuviel, dachte Romy, als der Mann sie irritiert ansah – noch dazu bei einem Menschen, der emotional verstört war.
    »Mir ist nichts bekannt von Problemen oder Ärger. Sie wirkte höchstens etwas angespannt in letzter Zeit«, meinte Mickel schließlich.
    »Können Sie das genauer beschreiben?«
    »Na ja, etwas überarbeitet würde ich sagen, zu viele Termine vielleicht, konkreter kann ich es nicht formulieren. Ansonsten ist sie … war sie eine faire Vorgesetzte, engagiert in ihrem Beruf und bei allem, was sie so anpackte. Privat weiß ich nicht viel von ihr«, er zuckte die Achseln und starrte einen Moment ins Leere. »Ich kenne sie allerdings auch noch nicht lange, da ich erst seit zwei Jahren in Bergen bin.«
    »War sie mit jemandem aus dem Kollegium enger befreundet?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht. Als Leiterin hat sie sich privat immer zurückgehalten. Man kann nicht dick befreundet und gleichzeitig Vorgesetzte sein – zumindest ist das ziemlich schwierig, weil man ja auch mal unpopuläre Entscheidungen treffen muss.«
    »Wann war denn die letzte unpopuläre Entscheidung zu treffen?«
    Mickel winkte ab. »Na ja, das war jetzt mehr eine allgemeine Beschreibung.«
    »Ach so.«
    »Seitdem Monika sich in der Prora engagiert, vertrete ichsie häufiger mal und weiß, dass es gar nicht so einfach ist, alle Seiten zu berücksichtigen und die richtige Entscheidung zu treffen«, fügte er hinzu.
    Romy schlug ein Bein über das andere. »Sind Sie eigentlich genauer darüber im Bilde, wie Monikas Engagement dort zustande gekommen ist?«
    »Soweit ich weiß, wurde das Thema aktuell, als es mit dem Bau der Jugendherberge losging – und das ist ja eine richtig große Sache geworden, die schon im Vorfeld viele Diskussionen und Fragen ausgelöst hat«, erklärte Mickel und wirkte nun gefasster.
    »Zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel ist diskutiert worden, ob es so schlau ist, die Idee des billigen Massentourismus neu zu beleben, die die KdF-Planer ja seinerzeit auch im Blick hatten …«
    Romy spitzte die Lippen.
    Mickel nickte eifrig. »Monika erwähnte mal, dass rechte Gruppierungen kurz vor der Eröffnung im letzten Sommer diesen Aspekt im Internet lobend erwähnt hätten. Das müssen Sie sich mal vorstellen!«
    »Ach du Scheiße.«
    »Ja, genau. Wie dem auch sei – Monika fand das alles ziemlich spannend und hat darüber Kontakt zum Dokumentationszentrum bekommen. Seitdem war sie regelmäßig dort, interessierte sich für die Ausstellungen, Pläne und Projekte und in diesem Zusammenhang natürlich auch für die Kinder- und Jugendarbeit. Es gibt Leute, die die Prora und ihre lange Geschichte aufregend finden, andere verabscheuen sowohl die Anlage als auch das ständige Erinnern und Rückbesinnen. Irgendwann muss mal Schluss sein, sagen sie.« Er hob die Hände. »Als touristische Attraktion taugt das Ganze allemal.«
    Wenige Minuten später ließ Romy die Befragung ausklingen. Auf ihre Bitte händigte Mickel ihr Monika Sängers Terminkalenderaus, während die Sekretärin Kopien des Mailverkehrs der letzten Wochen auf einem Stick speicherte. Max wird sich freuen, dachte Romy und entschloss sich spontan, nicht auf Kasper zu warten, sondern gleich noch einmal bei den Sängers vorbeizufahren. Ihr Handy klingelte, als sie im Auto saß und sich gerade angeschnallt hatte.
    Dr. Möller verbreitete wie immer schon bei der Begrüßung gute Laune, und die schien noch besser zu werden, als Romy ihr Erstaunen darüber bekundete, wie rasend schnell er mal wieder mit seinem Vorab-Bericht zur Stelle war.
    »Man tut, was man kann«, entgegnete er fröhlich. »Soviel ist klar: Sie hatte Wasser in der Lunge«, kam er sofort zur Sache. »Nicht viel, aber nachweisbar.«
    »Was bedeutet, dass sie ertrunken ist.«
    »So ist es.«
    »Können Sie schon was zu den Verletzungen sagen?«
    »Ich bin noch auf der Suche nach Faserspuren. Im Moment schätze ich, dass die Frau zusammengetreten wurde, was zu massiven Verletzungen führte – auch im Hirnbereich. Aber gestorben wäre sie daran wahrscheinlich nicht, hätte man sie rechtzeitig ins Krankenhaus gebracht.«
    Romy schluckte. Blinde Zerstörungswut, unbändiger Hass. »Hatte sie noch andere Verletzungen außer im Gesicht und an den Händen?«
    »Nein.«
    »Merkwürdig, finden Sie nicht?«, fragte Romy.
    »Durchaus ein bemerkenswerter Aspekt, der bei Ihrer Motivsuche wohl eine Rolle spielen dürfte. Den Todeszeitpunkt würde ich

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