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Dürre Beweise

Dürre Beweise

Titel: Dürre Beweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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als wir dann beide einpackten, riskierte ich einen verschämten Blick hinüber und schaute mir seinen an, und da drohte der ganze schöne Vertrag mit ihm doch noch zu platzen.
    ***
    Ich hätte einfach nicht aufstehen sollen, dann hätte ich mir diesen Elefantenschwanz von Ku nicht anschauen müssen. Der Mann hatte leicht reden von wegen „Wir sind beide keine Nigerianer“, jeder verdammte Nigerianer wäre vor Penisneid ganz blass geworden im Gesicht, wenn er sich diesen Schlauch hätte ansehen müssen.
    Kurz war ich natürlich beleidigt, aber Ku fragte zu Recht: „Auf wen bist du denn böse? Auf Mutter Natur, die mich mit diesem Geschenk ausgestattet hat? Krieg deinen Penisneid vielleicht mal in den Griff!“
    Zähneknirschend zeigte ich Reife und brachte ihn doch noch nach Hause, nachdem wir meinen Anteil in unserem Vertragswerk auf 70 % erhöht hatten, „sonst mach ich das nicht!“, Aber lieber hätte ich natürlich den größeren Schwanz von uns beiden gehabt als den größeren Anteil!
    Während uns dann ein paar aufgemotzte Lowrider überholten – Spinner aus der Halbstarken-Szene der Zuwanderer, deren Problem Ku einwandfrei mit ihren zu kleinen Schwänzen erklären konnte, nicht ohne irgendwie so von oben auf mich herabzusehen –, fragte ich ihn noch, ob er mir den ganzen Scheiß über diesen Affen Ronnie überhaupt erzählen durfte, und da wurde er plötzlich ein wenig unruhig, denn: „Du lieber Himmel, nein! Das ist natürlich gegen das Gesetz, und wenn jemand erfährt, dass ich dir brühwarm erzähle, was der für Probleme mit den Titten seiner Mutter hat, dann bin ich meine Berechtigung los und kann Schnee schaufeln gehen oder für Lemmy an einer Ecke Gras verkaufen, also bitte halt still. Das ist ein verdammt geiler Job, den ich mir da aufgebaut habe, die Verrückten legen mir 200 Eier für nicht einmal eine Stunde Gesprächstherapie auf die Kralle, damit ich ihnen zuhöre, also bitte!“
    Als ich mich dann vor seinem Wohnhaus einparkte und ihn aussteigen ließ, wartete ich irgendwie darauf, dass er mich vielleicht auf einen Kaffee einladen und zu sich hinauf bitten würde. Aber er verabschiedete sich einfach und ging zur Tür, von wo er mir noch einmal freundlich zuwinkte. Der Kerl war astrein und hatte keine dunklen Seiten. Er war kein Psychopath, der kleine Detektive mit seinem Riesending erschlagen wollte.
    ***
    Ich schlief dann sehr unruhig, weil ich die ganze Nacht an irgendwelche Nigerianer denken musste, die mit Ku zusammen am Klo standen, ihn ansahen und aufgeregt über ihn tuschelten, während ich unbemerkt daneben stand und mich keiner anschauen wollte, so einen Scheiß halt.
    Ab vier Uhr morgens war dann an Schlaf sowieso nicht mehr zu denken, denn ein paar kurzfristig von der Stadt angeworbene Sozialhilfeempfänger oder Asylwerber, die sich für 4,90 Euro die Stunde in die kalte Nacht stellen mussten, weil sie es verabsäumt hatten, sich rechtzeitig zum Therapeuten ausbilden zu lassen, ließen die Schnapsflasche kreisen und schoben zwischendurch ein wenig Schnee von den Gehsteigen hinunter, was ein sehr unangenehmes Geräusch in meinen Ohren erzeugte. Ich kannte das von Lemmy, wenn er im Schlaf mit den Zähnen knirschte.
    Ich persönlich war ja ohnehin stark dagegen, dass der Schnee überhaupt weggeräumt wurde, denn dann hätte ich mir den Ritt in Richtung Cottage-Viertel ersparen und stattdessen den ganzen Tag im Bett bleiben und schlafen können. So aber trieben mich noch weitere finstere Gedanken um, nachdem ich die Nigerianer und Ku endlich aus dem Klo meiner Träume vertrieben hatte: Falls Lemmy eines Tages wirklich Ernst machen und mich rauswerfen würde, dann war Schneeschaufeln ungefähr das, was mir noch blieb. Und wenn ich Glück hätte, dann würde ich bei einem der Penner für eine Nacht in seinem Kartonhäuschen unterkommen, und dafür müsste ich ihm dann vielleicht sogar noch einen blasen, denn wo sollte ich in meinem Alter und bei den Preisen eine Bleibe finden? Und was, dachte ich plötzlich, wenn Lemmy sich mal in der Dosierung verschätzte und er die Reise über den Jordan antreten musste, bevor er mich als Alleinerben einsetzte? Ich hatte ihm schon oft gesagt: Lemmy, wir müssen endlich mal darüber reden, du kannst nicht alles ungeordnet hinterlassen, was wird dann aus deiner Elvis-Sammlung? Fragen, die einen halt beschäftigten, wenn man seit Jahren wie ein altes Kiffer-Ehepaar zusammenlebte.
    Ich fuhr dann also ziemlich unausgeschlafen zu dieser Villa im

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