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Dürre Beweise

Dürre Beweise

Titel: Dürre Beweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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Cottage-Viertel, dem alten Haus der Familie von Hagen, in dem Ronnie aufgewachsen war, ohne je glücklich zu werden, weil der Druck auf ihn so groß gewesen war und weil überall, wo er hinkam, schon die Titten von seiner Mutti herumhingen. Und wo jetzt seine unglückliche Schwester Gerda zusammen mit ihrem Mann, dem ungarischen Sportarzt, wohnte, und mit der gemeinsamen Tochter Maxima, die es aber seit Kurzem vorzog, nicht mehr nach Hause zu kommen.
    Ich freute mich irgendwie gar nicht, als ich dort ankam.
    In der Einfahrt mit Altbaumbestand war vorschriftswidrig ein weißer Renault-Kastenwagen abgestellt, er war verbeult und hatte seltsame Sticker drauf von irgendwelchen Musikantenstadl-Größen.
    Ich parkte mich dahinter ein und drehte die Heizung auf Vollgas, was ich durfte, wenn Lemmy nicht mit dabei war. Mir war also entsprechend heiß, und ich wurde schon wieder sehr müde. Außerdem hatte ich eine gewisse natürliche Scheu vor Familien, also blieb ich noch ein wenig im Wagen sitzen und rauchte einen weiteren schönen Ofen. Bald sah ich fast nichts mehr und konnte nur noch schwer atmen, aber die Fenster wollte ich auch nicht hinunterdrehen, denn hier liefen viele Wachmänner mit ihren niedlichen Kampfhunden herum, um die lieben Leute in der Gegend vor den bösen Leuten von außerhalb zu schützen. Da rümpfte schnell einer die Nase, wenn er an einem japanischen Wagen vorbeiging, aus dem es nicht nach Apfelstrudel roch, wie es die strenge Vorschrift hier war.
    Ich schlief also in meiner Selchkammer kurz ein und wachte erst wieder auf, als es vor mir schepperte. Ich wischte vorsichtig den Beschlag von der Scheibe und schaute interessiert zu, wie zwei Idioten versuchten, einen riesigen Flachbildschirm in den Renault vor mir zu hieven, dabei rutschten sie aus, und das Teil fiel auf meine Motorhaube.
    Nicht, dass es sie störte!
    Da fiel mir ein, dass ja der Tonfilm längst erfunden war, also drehte ich die Scheibe jetzt doch ein Stück hinunter, und nun konnte ich auch hören, was sich die Jungs zu sagen hatten: Der eine rief den anderen Kevin, und der Kevin nannte den einen Marcel. Insgesamt waren sie eine gute Mischung aus Dumm und Dümmer in ihren Zwanzigern, die hier entweder einen Umzug organisierten oder etwas anstellten, was dem Gesetz nach strafbar war. Ich tippte mal auf Letzteres, und sie hatten es dabei nicht einmal besonders eilig, was ich sympathisch fand. Ich hätte mich jetzt natürlich auch einmischen können, aber warum hätte ich das tun sollen? Wenn sie mit Lemmys Lederjacke abgehaut wären oder mit dem Leopardenkleid von Happiness, das sie so gerne mochte und ich noch lieber, dann hätten sie meine Faust zu spüren bekommen. Aber in diesem Fall war ich auf ihrer Seite, auch wenn sie es mir nicht leicht machten, sie anzufeuern, den Lackschaden an meinem Datsun würden sie mir nämlich nicht ersetzen, wie es aussah.
    Die gemütliche Grundstimmung übertrug sich auf mich, ich sank immer tiefer in meinen Sitz hinein, es fehlte nicht viel, und ich hätte sie gebeten, den Fernseher auf meine Motorhaube zu stellen und einzuschalten. Bevor ich die Hupe drücken und ihnen „Kommt herein, Jungs!“ zurufen konnte, stiefelten sie aber wieder die Einfahrt hinein. Ich zog ein paar Mal kräftig an meinem Joint und hoffte auf noch mehr Action, wenn sie zurückkämen, und ich wurde nicht enttäuscht.
    Nun hatten sie beide einen vollen Sack dabei, der überquoll vor kleinen Plastikfläschchen, die schmissen sie auch in den Wagen hinein, und ich konnte hören, wie sie sich dabei über „die beiden Fetten zuhause“ lustig machten. Dabei waren sie selbst keine Fliegen! Dann stiegen sie endlich ein und fuhren los.
    Ich hatte also schon einiges erlebt für heute, als ich endlich ausstieg. Dabei fragte ich mich kurz, ob der Fernseher noch laufen würde, wenn sie ihn zu Hause einschalteten, und wie die Wohnung wohl aussah, in der er hängen sollte. Ich dachte: Vielleicht trifft man sich ja mal wieder?
    Zur Sicherheit hatte ich mir ihre Nummer aufgeschrieben. Sollte sich nämlich herausstellen, dass da drinnen im Haus zwei Leichen oder so was herumlagen, denen der Fernseher früher gehört hatte, dann wusste ich ungefähr Bescheid und konnte meinem Kumpel Guttmann von der Bullerei einen Tipp geben.
    ***
    Ich schlich mich dann langsam in Richtung Villa. Hier gab es eine Fußbodenheizung für die Einfahrt, ich blieb ein paar Minuten darauf stehen, denn meine Füße waren kalt, und meine Eier auch. Wie sich nun

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