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Dürre Beweise

Dürre Beweise

Titel: Dürre Beweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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ich mochte vor allem nicht die Probleme, die sie hatte. Und wenn ich es recht bedachte, dann strahlte sie einfach auch nicht so von innen heraus wie Happiness, also sagte ich zu ihr: „Aber ich hab doch schon eine.“
    Da sagte sie streng: „Na gut, dann sag halt Guttmann, dass er kommen soll!“
    Frauen sind da sehr flexibel, wie mir schon vor langer Zeit aufgefallen war. War nur noch die Frage, wie flexibel Guttmann in seinem Alter noch war.
    Als sie beleidigt ausstieg, musste ich an Dirty Willi denken, der sich jetzt gerade irgendwo in Thailand einen blasen ließ, und der wirklich alles über das Leben und die Liebe wusste. Der sagte immer: „Willst du Schmetterlinge im Bauch, dann steck dir Raupen in den Arsch.“
    Und mehr gab es zu diesem Thema einfach nicht zu sagen.
    ***
    Da saß ich dann alleine im Auto, der Motor samt Heizung war abgedreht, und mir wurde langsam so richtig kalt; wenn man Lemmys Profi-Tipps bedachte, dann wäre mein Samen nun perfekt gekühlt gewesen, um gespendet zu werden – wenn ich denn einen gehabt hätte!
    Ich hatte Sehnsucht nach Happiness, als ich durch die Scheibe hinaufblickte zu den kleinen Funkeldingern, aber dort war sie nicht, und auch die Funkeldinger sah ich nicht, weil bald mein ganzer Datsun zugeschneit war.
    Ich blieb dann einfach herinnen sitzen, während Jolanda den Ofen im Hard & Heavy anfeuerte, Lemmy seinen vermutlich auch, und Kubelka irgendwelchen Weibern vorgaukelte, dass er sie verstand, und dafür einen geblasen kriegte. Und Guttmann konnte sich zumindest auf die anstehende Weihnachtsfeier freuen, zu der er mich aber nie mitnahm.
    Nur ich hatte nichts mehr, worauf ich mich freuen konnte.
    Geschenke? Ich war irgendwie schwer zu beschenken. Alles, was ich brauchte, hatte ich, und was ich nicht hatte, das wollte ich nicht. Eine klare Ansage also, die es aber für alle meine Kumpels schwer machte, mich zu überraschen. Ein neues Hawaii-Hemd? Ein neuer grauer Jogger?
    Nein, danke. Lieber Schnaps!
    Ich trank noch ein bisschen, und langsam machte der Schnee aus meinem Datsun ein dickes flauschiges Päckchen, und während mir eigentlich immer kälter werden sollte, wurde mir trotzdem immer wärmer, je mehr russische Brühe ich trank, und in diesem seltsamen Zustand, den jeder Obdachlose kennt, der einen harten Winter zu überstehen hat, machte ich im Geiste eine Plus-Minus-Lebensrechnung auf, bei der auf der Plus-Seite aber nichts stand. Also nahmen düstere Minus-Gedanken von mir Besitz, wie zum Beispiel der: Würde mich denn überhaupt noch jemand suchen, wenn ich hier herinnen erfror? Eine Kaltfront aus Osten, von Bratislava her, war nämlich im Anzug und hatte ganz fest versprochen, dass sie Väterchen Frost aus Russland mitbringen würde.
    Sollte sie doch kommen!
    Wenn einen dann ausgerechnet ein nigerianischer Drogendealer am Sterben hinderte, dann sagte das wohl alles über die Bedeutung, die man für andere hatte.
    Ich wollte zunächst gar nicht abheben, weil ich mir dachte: Vielleicht ist er ja sauer auf mich, weil er sich wegen mir die Hosen vollgeschissen und ich ihn dann in diesem Schnellimbiss im Stich gelassen hatte. Aber dann dachte ich mir: Scheiß drauf, was soll’s!
    Ich kramte also die Schelle aus meiner Manteltasche, drückte auf Grün und kriegte sofort wieder eine Ahnung vom grundsätzlich positiven Wesen des Afrikaners, das keine Kaltfront trüben konnte, er schrie mir ins Ohr: „Rock, this place is amaziiiiing!“
    Hätte diese nigerianische Frohnatur nicht ein paar Minuten früher anrufen können?
    Dann wäre ich zumindest aus der Sache mit Jolanda etwas würdevoller ausgestiegen, und zwar mit einem „Es tut mir wirklich leid, aber das ist jetzt ein sehr dringender Anruf, lass uns einfach später mal über alles reden!“, einer Lüge, die einem heute wie nichts über die Lippen kam, die aber in jedem Fall besser war als die Wahrheit.
    Denn so hatte ich ihr letztlich reinen Wein einschenken müssen, und der schmeckte wie eine verdammte Abfuhr, was mir natürlich schon irgendwie unangenehm war, war sie doch im Sprengel die letzte Anlaufstelle für Leute wie mich, die keinen Fisch mit trockenem Riesling wollten, sondern Gulaschsuppe mit Bier, worauf ich auch in Zukunft nicht verzichten wollte.
    Und auch der eine oder andere Klaps auf ihren Arsch zu fortgeschrittener Stunde hatte manchmal etwas Befreiendes. Aber gut, die Sache war nun mal so gelaufen, wie sie gelaufen war, und also fragte ich Lovegod: „Welchen Platz meinst du denn

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