Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch
Jörg Seesen auch da?«, fragte Pia.
»Er müsste gleich wieder zurück sein. Jörg ist nur kurz zum Baumarkt gefahren.« Sie sah zur Wanduhr über der Tür.
»Wir sind tatsächlich wegen des Todesfalls auf dem Parkplatz hier«, bestätigte Pia. »Es hat sich zweifelsfrei herausgestellt, dass der Tote im Auto André Falke war.«
Oxana nickte.
»Kannten Sie André Falke, Mona Falkes Sohn?«
»Kaum. Ab und zu hat er seine Mutter wohl besucht. Einmal bin ich ihm in ihrem Haus begegnet, aber wir haben nicht miteinander gesprochen.« Sie schien noch mehr sagen zu wollen, überlegte es sich mit einem Seitenblick auf Lessing dann jedoch anders.
»Wie war Ihr Eindruck von André Falke?«
»Ein gut aussehender Mann, etwa dreißig Jahre alt. Etwas zu sehr von sich eingenommen. Man weiß nie, was dahintersteckt, nicht wahr?«
»Haben Sie eine Ahnung, womit er sein Geld verdient hat?«
»Mona erzählte allen, er sei Geschäftsmann und habe eine eigene Firma. Sie war sehr stolz auf ihn.«
»Irgendetwas Konkretes?«
»Nein.« Draußen waren Schritte und das Schlagen einer Tür zu hören. Oxana horchte auf. »Da kommt Jörg ja«, sagte sie erleichtert. »Ich weiß eigentlich nichts über André Falke. Jörg kennt die Leute hier viel besser als ich.«
Jörg Seesen begrüßte sie mit festem Händedruck und küsste seine Zukünftige auf den Mund. Dann öffnete er den Kühlschrank und trank in großen Zügen direkt aus der Milchpackung, stellte sie zurück und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. Eine kleine Demonstration seiner Hausrechte. »Möchten Sie auch etwas trinken?«, fragte er.
»Nein, danke. Wir haben auch ein paar Fragen an Sie, den Tod von André Falke betreffend.«
Seesen zog sich einen Stuhl heran und ließ sich schwer darauf nieder. Er trug selbst gestrickte Wollsocken und eine blaue Arbeitshose. Seine Hemdsärmel über den kräftigen Unterarmen waren hochgerollt. Am Handgelenk hatte er einen Streifen Schmieröl. »Alle sagen, dass er ermordet wurde.«
»Es handelt sich erwiesenermaßen um ein Tötungsdelikt.«
Seesen sah von Pia zu Lessing und wieder zurück. »Wir haben nichts damit zu tun.« Eine Gefühlsregung wanderte wie ein Schatten über sein Gesicht. Besorgnis, vielleicht auch Angst. Seine Augen suchten kurz Blickkontakt zu seiner Freundin, dann wandte er sich wieder an Pia. »Sie sollten darüber lieber mit Mona sprechen. Weiß sie es überhaupt schon?«
»Deshalb sind wir hier. Frau Falke ist nicht da. Ich dachte, Sie wüssten vielleicht, wo wir sie erreichen können?«
»Das ist merkwürdig«, sagte er. »Ich hab mir auch schon Sorgen gemacht, weil ich Mona seit Montag nicht mehr gesehen habe. Sie sollten sie langsam mal ausfindig machen.«
»Kennen Sie den Namen und Wohnort von Mona Falkes Schwester?«
»Nein. Hat sie eine Schwester?« Er wirkte überrascht.
»Angeblich schon. Wie sieht es mit Freunden und Bekannten von Mona Falke aus? Irgendwer wird doch wohl wissen, wo sie ist.«
»Ehrlich gesagt, kann ich Ihnen da nicht weiterhelfen. Haben Sie schon mit unserem Pastor gesprochen?«
»Das werden wir noch. Sonst noch jemand?«
Seesen überlegte. »Monas direkter Nachbar, Paulsen, ist schon vor einer ganzen Weile weggezogen. Aber wahrscheinlich hätte der sowieso nichts gewusst.« Seesen machte eine Handbewegung, als leerte er ein Schnapsglas. »Außerdem waren die sich sowieso nicht grün, Paulsen und Mona.«
»Brauchen Sie mich noch? Ich muss mal eben nach der Wäsche sehen«, sagte Oxana und erhob sich.
Seesen schaute ihr nach, bis sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte. Und wieder fiel Pia sein Gesichtsausdruck auf. Übertriebene Sorge … oder eher Furcht? »Muss das alles sein?«, fragte er. »Oxana lässt es sich nicht anmerken, aber diese Vorkommnisse machen ihr Angst.«
»Ja, es ist besorgniserregend«, bestätigte Pia. »Und es sollte einem wohl auch etwas Angst machen, wenn ein Mörder im eigenen Umfeld so planmäßig und brutal zuschlägt.«
»Aber der Mord ist doch nur zufällig hier in der Nähe passiert«, protestierte Seesen. »Das hatte doch nichts mit uns zu tun. Nicht mit den Leuten aus Düsterbruch! Auf diesem Parkplatz treiben sich Typen herum …« Er errötete bei seinen letzten Worten, ob vor Wut oder aus Verlegenheit, war nicht auszumachen.
»Was wissen Sie über den Parkplatz?«
»Da finden schmutzige, widerliche Dinge statt. Ich habe zufällig davon erfahren, dass ausgerechnet der Parkplatz Schnakenkuhl ein Treffpunkt für
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