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Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch

Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch

Titel: Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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schob. Er trug trotz des spärlichen Lichteinfalls eine Sonnenbrille. Sein kahler, gebräunter Schädel kontrastierte mit dem grauen Himmel und den gedämpften Farben ringsherum. Er musterte den Feuerlöschteich in der Dorfmitte, der reglos dalag, unergründlich und schwarz, umgeben von einem Ring aus bleichem Schilf. Dahinter sah man die Höfe der ortsansässigen Bauern. Roter Backstein und grün gestrichene Tore unter ausladenden Dachflächen.
    »Das da vorn ist der Hof der Seesens.« Pia deutete nach rechts. »Da wohnt Oxana Markowa. Dort war ich im März mit Heinz Broders, um den Tod von Hedwig Seesen zu untersuchen.«
    »Ja, ja. Ich habe den Bericht gelesen.« Lessing zog die Schultern hoch. »Warum parken wir ausgerechnet hier?«
    »Es ist der Mittelpunkt des Dorfes. Die Kate von Mona Falke ist da vorn, in Richtung Kirche. Traust du dir den kleinen Fußmarsch zu?«
    Er zog die Augenbrauen zusammen. Ihn zu reizen machte es auch nicht besser. Aber die Versuchung, ihre Anspannung damit zu kompensieren, war groß.
    Die wenigen Meter zu Mona Falkes Haus legten sie schweigend zurück. Pia haderte mit dem Schicksal. Warum war ausgerechnet er zugegen gewesen, als ihre Wehen eingesetzt hatten? Sie wusste, dass dieser Gedanke albern war. Doch sie fühlte sich im Nachteil. Dabei war gar nichts weiter passiert. Lessing hatte den Vorfall wahrscheinlich längst vergessen. Trotzdem wünschte sie, irgendetwas würde an seiner untadeligen Fassade kratzen, und sei es auch nur, dass er im Matsch ausrutschte und ein paar Schlammspritzer abbekam.
    Lessing hielt sich im Hintergrund, während Pia an Mona Falkes Haustür klopfte. Er dachte vermutlich (und wahrscheinlich zu Recht), dass die Bewohnerin dieser pittoresken, kleinen Kate einen Schock erleiden würde, wenn plötzlich ein baumlanger, kahl rasierter Mann mit dunkler Sonnenbrille auf ihrer Türschwelle stand. Aber die Vorsichtsmaßnahme war unnötig. Niemand öffnete.
    »Wo kann sie nur stecken?«, fragte Pia. »Sie wird sich doch denken können, dass wir sie wegen des Todesfalls auf dem Parkplatz noch mal sprechen müssen.«
    »Weiß die Frau überhaupt schon, dass es ihr Sohn war, der ermordet worden ist?«
    »Als wir das letzte Mal mit ihr gesprochen haben, stand es noch nicht fest. Aber inzwischen … Die Zeitungen haben ja auch darüber berichtet.«
    Es fing an zu nieseln. Winzige Regentropfen glitzerten auf Lessings Kopf und auf den dunklen Brillengläsern. Er nahm die Sonnenbrille ab.
    Pia trat unter dem Dachüberstand hervor. »Irgendjemand in Düsterbruch wird wohl wissen, wo Mona Falke steckt. Wir fragen zuerst die Seesens. Die stehen heute sowieso auf unserer Liste.«
    »Zu Befehl.«
    »Immer gern.« Sie ging ihm mit festen Schritten voraus, was bei dem aufgeweichten Boden nicht ganz einfach war.
    Oxana Markowa öffnete ihnen die Tür. Sie lächelte höflich, schien beinahe erfreut zu sein, Pia zu sehen. Nach kurzem Nachdenken wurde ihr Gesicht aber wieder ernst. »Sie sind wegen des Toten auf dem Parkplatz hier, oder?«
    »Zunächst einmal suchen wir Mona Falke.«
    »Ich verstehe. Sie ist wohl immer noch nicht wieder zurück, oder?«
    »Wissen Sie, wo Frau Falke sich aufhält?«
    »Krispin, unser Pastor, hat mir gesagt, dass sie für ein paar Tage zu ihrer Schwester gefahren ist.«
    »Haben Sie eine Adresse oder eine Telefonnummer?«
    »Nein. Das ist alles ein bisschen merkwürdig. Bisher hat Mona nie etwas von einer Schwester erzählt.«
    »Oh.« Das war eine unerwartete Komplikation. »Können wir reinkommen und uns mit Ihnen unterhalten, Frau Markowa?« Pia deutete auf ihren Begleiter. »Das ist übrigens ein Kollege von mir, Franz-Xavier Lessing.«
    Er nickte unverbindlich.
    »Dann kommen Sie mal rein.« Oxana Markowa wandte sich um und ging ihnen mit anmutigen Bewegungen voraus in die Küche. Auf der Cerankochplatte stand ein großer Emaille-Topf, in dem es leise köchelte. Es roch säuerlich und pikant. Vom Kochdunst waren die Fensterscheiben leicht beschlagen.
    »Ich mache gerade Soljanka.« Oxana Markowa deutete auf den Herd. »Manchmal koche ich russisch. Jörg mag Pelmeni besonders gern. Aber ich liebe auch deutsches Essen: Kohlrouladen.« Sie lächelte verlegen, als hätte sie schon zu viel von sich preisgegeben, und deutete auf die Eckbank unter dem Fenster. Pia setzte sich Oxana gegenüber, Lessing hockte sich auf die äußerste Ecke der Bank und sah zum Fenster hinaus. Trotz des Nieselregens hing draußen Bettwäsche auf der Leine.
    »Ist Ihr … ist

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