Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch

Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch

Titel: Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
Vom Netzwerk:
Restaurant. Pia sah sich um. Die gediegene Inneneinrichtung aus hellem Eschenholz musste vor nicht allzu langer Zeit eine Investition im fünfstelligen Bereich erfordert haben. An einem der Tische vor den Fenstern saßen zwei Männer in Anzügen, die ein verspätetes Mittagessen zu sich nahmen. Sie warfen Pia und Lessing einen kurzen Blick zu. Als Nadja Ivanova den Raum betrat, starrten sie ungeniert zu ihr hinüber.
    Sie trug ein Kostüm mit kurzem Rock und dazu hochhackige Pumps. Pia versuchte, sich die strahlend blonde Frau mit dem messerrückendick aufgetragenen Make-up in Seesens Küche vorzustellen, aber es gelang ihr nicht ganz.
    »Was wollen Sie denn eigentlich von mir wissen?«, wandte sich Nadja Ivanova nach der Begrüßung sofort an Lessing. Dies war sein Spiel. Es bestand im Grunde keine Veranlassung, sie wegen des Mordes an André Falke zu befragen. Nach Angaben der Rezeptionistin war sie erst am Dienstagvormittag im Hotel angekommen.
    Eine Viertelstunde und zwei Tassen Kaffee später wusste Lessing, dass seine Gesprächspartnerin André Falke nie begegnet war. Seine Mutter, Mona Falke, hatte sie wohl mal im Hause ihrer Freundin Oxana gesehen, aber sie konnte sich nicht an Einzelheiten erinnern. Die Menschen hier interessierten sie nicht, sagte sie. Und überhaupt verstehe sie nicht, warum es Oxana, eine weit gereiste, gebildete Frau, in ein Kaff wie Düsterbruch verschlagen habe. Aber da sie nun mal ihre beste Freundin sei, müsse sie sie ja unterstützen, insbesondere im Hinblick auf die geplante Hochzeit.
    »Wenn Sie Oxana Alexejewnas beste Freundin sind, kennen Sie bestimmt auch ihre Familie«, sagte Lessing.
    »Natürlich«, bestätigte die Russin. Sie beugte sich nach vorn. Ihre Kostümjacke öffnete sich ein Stück, und die Farbe und Beschaffenheit ihres BH s war kein Geheimnis mehr. Spitze in Himbeerrot. »Ich kannte auch ihre verstorbenen Eltern. Und ihren Bruder. Darüber wollen Sie doch eigentlich mit mir reden, oder?«
    »Fjodor Alexejewitsch Markow«, sagte Lessing beiläufig. »Haben Sie ihn in letzter Zeit gesehen?«
    Nadja lachte leise auf. »Ach, Fedja! Er ist überall und nirgends. Ja, er war sogar schon mal hier, um seine kleine Schwester zu besuchen. Das hat für kurze Zeit etwas Glanz in diese Einöde gebracht.«
    »Er ist um einiges älter als seine Schwester. Stehen sich die beiden eigentlich nahe?«
    »Für einen Polizisten aus Lübeck sind Sie aber gut informiert«, bemerkte sie. Ihre sorgfältig nachgezogenen Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln. Wäre sie mit der deutschen Sprache aufgewachsen, hätte sie gehört, dass Lessing nie und nimmer aus Lübeck stammte, dachte Pia. Und er würde sie nicht darüber aufklären, von welcher Polizeibehörde er kam – ganz gewiss nicht. »Dann müssten Sie eigentlich auch wissen, dass Fjodor alles für Oxana tut. Er hat ihre Ausbildung bezahlt, ein Schweizer Internat, ein Studium in St. Petersburg und Berlin – Gesang natürlich. Oxana steht die ganze Welt offen.« Ihre Augen glitten kurz über die Ausstattung des Hotels. »Aber er wird ihrem Glück auch nicht im Wege stehen, wenn sie darauf besteht, hier zu heiraten. Vielleicht …«
    »Ja?«
    »Vielleicht ist es ihm sogar ganz recht so. Fjodor mag Deutschland. Er will Oxana schützen.«
    »Ist sie denn in Gefahr?«
    Nadja lächelte wieder. »Das müssen Sie Fjodor schon selbst fragen. Ich würde ihn nicht als übermäßig ängstlich beschreiben.« Sie trank einen Schluck Kaffee. »Doch er besitzt eine gepanzerte Limousine, die mehr wiegt als ein Lkw, und wenn er auswärts isst, hat er manchmal eine Art Vorkoster dabei. In Düsterbruch natürlich nicht, hier gibt er sich auf Oxanas Wunsch hin ganz normal.«
    »Wer hat ein Interesse daran, Fjodor Markow Schaden zuzufügen, Nadja Glebowna?«, hakte Lessing mit gesenkter Stimme nach. Er benutzte jetzt ihren Vatersnamen statt des Nachnamens.
    Nadja zeigte zum ersten Mal Anzeichen von Nervosität. Pia wunderte sich darüber. Sie konnte der Frage ganz einfach ausweichen. Dies war keine offizielle Vernehmung.
    »Ein Mann mit Fjodors Fähigkeiten und Verbindungen hat immer Feinde. Ihr hier glaubt doch, ein Russe, der viel Geld verdient, ist automatisch kriminell und steckt mit der Mafia unter einer Decke. Ihr habt keine Ahnung, wie es wirklich ist!«
    »Dann klären Sie uns auf.«
    »Natürlich kennt Oxanas Bruder viele wichtige Leute. Das bringen die Geschäfte nun mal mit sich. Das heißt aber noch lange nicht, dass er immer mit

Weitere Kostenlose Bücher