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Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch

Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch

Titel: Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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allem einverstanden ist, was die tun.« Sie führte wieder die Kaffeetasse zum Mund. »Er war in Russland im Gefängnis. Doch Fedja war kein Krimineller und auch kein Dissident. Er hat nur immer getan, worin er gut ist: organisieren, Kaufen und Verkaufen. Das hat ihm unter der alten Nomenklatura eine Verurteilung zu zwanzig Jahren Arbeitslager eingebracht. Das waren übrigens zum größten Teil die Leute, die heute liebend gern mit ihm Geschäfte machen. Den Wohlstand, den Fedja genießt, hat er sich schwer erarbeitet. Und wenn er das Geld, das er verdient hat, auch mit vollen Händen ausgibt, ist das mehr als recht. Es gibt ein russisches Sprichwort: ›Vor dem Gefängnis und dem Verhängnis ist niemand gefeit.‹ Also leben wir heute. Keiner weiß, was morgen ist, nicht wahr?«
    »Und wovon leben Sie , Nadja Glebowna?«
    »Von den Spenden meiner Landsleute«, sagte sie, ohne eine Miene zu verziehen. Pia bemerkte, dass Lessing trotz seiner weiterhin ungerührten Miene angespannt war.
    »Sie kennen Fjodor Markow ja wirklich gut«, erwiderte er bedächtig. »Wann kommt er denn mal wieder her?«
    »Das weiß niemand außer ihm selbst.«
    »Und Vadim Droski?«
    »Wer soll das sein?«
    »Wenn Sie Fjodor Markow so gut kennen, wie sie eben behauptet haben, kann Vadim Droski für Sie kein Unbekannter sein.«
    »Fjodor verkehrt mit vielen Leuten.«
    »Sie wissen, wer Droski ist, Nadja Glebowna. Ansonsten sind Sie wohl doch nicht so gut mit Fjodor Markow bekannt, wie Sie sagen. Aber vielleicht wären Sie es ja auch nur gern.« Lessing sah sie herausfordernd an.
    Nadja Ivanova holte tief Luft, schien sich dann aber auf die Zunge zu beißen. »Wie war noch mal der Name des Mannes, nach dem Sie mich zuletzt gefragt haben?«
    »Vadim … Droski.«
    Sie schüttelte den Kopf. Lessing rührte in seinem Kaffee. »Falls ich ihm zufällig mal begegnen sollte, könnte ich ihm ja etwas von Ihnen ausrichten«, schlug Nadja Ivanova lächelnd vor.
    Zehn Minuten später standen sie wieder draußen vor dem Hotel. Pia zog die Wagenschlüssel hervor. »Gut, dass Vadim Droski, wer immer das ist, in Kürze weiß, dass du dich nach ihm erkundigt hast.«
    »Das ändert nichts!« Lessing klang gereizt. »Wir fahren zurück nach Lübeck. Ich muss Rücksprache mit meinem Referatsleiter halten.«
    Pia sah auf ihre Armbanduhr. »Wir sollten vorher noch mal bei Mona Falke vorbeischauen. Vielleicht ist sie jetzt da.« Sie sah in das regungslose Gesicht mit den getönten Brillengläsern vor den Augen.
    »Wenn du das für sinnvoll hältst.«
    Die Sonne kam durch die Wolkendecke. Pia blinzelte und öffnete die Wagentür. Bis nach Düsterbruch waren es nur wenige Minuten zu fahren. Es war halb drei, um fünf sollte sie wieder bei Fiona sein, um Felix abzuholen. Das war zu schaffen.
    Bei Sonnenschein sah die Kate freundlicher aus. Eine Elster hüpfte auf dem schmalen Rasenstreifen vor dem Haus herum. Der Vogel flog davon, als sie das Grundstück betraten.
    Pia klopfte wieder an die Haustür, wartete, lauschte, klopfte noch einmal. Lessing stand an der Gartenpforte. Er musterte die Umgebung wie ein Tourist.
    Nichts rührte sich – wieder kein Glück. Obwohl man es wohl kaum als Glück bezeichnen konnte, Todesnachrichten zu überbringen. Wo steckte die Frau? Die Reise zu der allseits unbekannten Schwester kam Pia immer unwahrscheinlicher vor. Was, wenn Mona etwas mit dem Tod ihres Sohnes zu tun hatte und längst über alle Berge war? Dann stünden sie ziemlich dämlich da.
    »Ich glaube, im Nachbarhaus ist nun jemand«, sagte Lessing. »Hör mal!« Schabende Geräusche klangen zu ihnen herüber. Außerdem stand in der anderen Haushälfte jetzt ein Fenster offen. Auf der schmalen Straße gegenüber der Kate parkte ein schwarzer Saab mit Lübecker Kennzeichen, der vorhin noch nicht da gestanden hatte.
    Lessing überließ es Pia, hinüberzugehen und zu klingeln. Sie hörte das leise Schrillen, dann war es wieder ruhig. Als sie gerade die Faust hob, um gegen das Holz zu hämmern, schwang die Tür auf. Es war eine sich ständig wiederholende Situation, die Pia das Gefühl gab, in einer Zeitschleife festzustecken: Menschen, die ihr die Tür zu ihrer Wohnung öffneten, erwartungsvoll, misstrauisch oder gleichgültig, und mit der Ankunft der Kriminalpolizei konfrontiert wurden. Doch so finster wie in diesem Moment war Pia selten angestarrt worden. Im Dämmerlicht sah sie einen Mann. Viel mehr konnte sie nicht erkennen, denn Haare, Gesicht und Kleidung waren mit einer

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