Düstere Sehnsucht - Feehan, C: Düstere Sehnsucht - Deadly Game
gesunden Eindruck gemacht?«
Mari nickte. »Sie wirkt sehr gesund, und man sieht ihr deutlich an, dass sie glücklich ist.«
»Und schwanger. Warum wolltest du mir nichts von ihrer Schwangerschaft erzählen?« Whitney beugte sich herunter und brachte sein Gesicht dicht vor ihres. In seinen Augen stand Wut. Er konnte enorm wütend werden, wenn jemand seine Pläne durchkreuzte. Und jetzt war er wütend.
»Ich hatte noch keine Gelegenheit dazu. Ich wusste nicht, ob Sie es bereits wissen, und ich wollte es Ihnen schonend beibringen. Ich weiß, dass Sie Wert auf gute Umgangsformen legen, und ich habe gefürchtet ...« Sie ließ ihren Satz abreißen und bemühte sich, hilflos und verstört zu wirken. Sie war nun mal nicht gut im Schauspielern und konnte diesen Quatsch ohnehin nicht leiden. Lieber hätte sie sich in heißem Öl sieden lassen, als Sorge und mädchenhafte Nervosität zu heucheln.
Rose hatte ihr jedoch immer wieder beteuert, dass es sich bewährte, sich mädchenhaft zu geben, und jetzt stand sie am Rande der Verzweiflung. Die anderen hatten ihr gesagt, die Soldaten fielen immer darauf rein, und Whitney sei davon meist so angewidert, dass er auf dem Absatz kehrtmachte und ging. Die anderen Frauen hatten sogar tatsächlich mit ihr geübt, wie man eine weinerliche Miene
aufsetzte. Als sie es versucht hatte, hatten alle Frauen sie ausgelacht, und jetzt wünschte sie, sie hätte bei diesen Lektionen besser aufgepasst. Sie wünschte sich wirklich von ganzem Herzen, dass Whitney auf der Stelle fortging.
»Hast du ihren Mann gesehen?«
Mari nickte wieder. Wenn sie im Lauf der Jahre über Whitney etwas mit absoluter Sicherheit herausgefunden hatte, dann, dass er keine guten Umgangsformen hatte. Er machte sich nur selten die Mühe, in anderen Menschen zu lesen – und er strengte sich schon gar nicht genug an, um erkennen zu können, ob sie die Wahrheit sagten oder nicht. Wenn es ihr gelänge, das zu sagen, was er hören wollte ... Sie wählte ihre Worte sorgsam. »Ja, er ist eindeutig ein guter Soldat und besitzt übersinnliche Anlagen.« Sie achtete darauf, dass ihr Tonfall widerstrebend klang.
»Aber ...«, drängte Whitney.
»Ich bezweifle, dass er ihr intellektuell ebenbürtig ist.«
»Glaubst du, das spielt eine Rolle?«
Whitney hatte sie bisher noch nie wirklich nach ihrer Meinung gefragt. Es war eine Fangfrage; sie erkannte es an seinem Tonfall und auch daran, wie scharf er sie ansah.
»Ich habe keine Ahnung.«
»Lily ist brillant. Das steht außer Frage.«
»Wie ich schon sagte, sie hat mir das Leben gerettet. Sie hat entdeckt, dass Zenith tödlich wirkt, wenn wir es zu lange in unseren Körpern haben, aber das müssen Sie ja gewusst haben.«
»Selbstverständlich.«
»Und die Risiken sind akzeptabel, weil ...?«
»Ich brauche mich dir gegenüber nicht zu verantworten. «
»Nein, natürlich nicht. Aber ich denke mir, sie sind deshalb akzeptabel, weil der Nutzen größer ist als die Risiken. Diejenigen unter uns, die einen Anker brauchen, sind unter dem Einfluss von Zenith auch dann einsatzfähig, wenn sich kein Anker in unserer unmittelbaren Nähe aufhält. Wenn wir verwundet werden, heilen unsere Wunden viel schneller, und wenn man uns gefangen nimmt, haben wir keine Zeit, unter Folter Informationen von uns zu geben.« Sie zählte diese Vorteile mit ungerührter Miene auf, eine simple Bestandsaufnahme, ohne daran zu denken, ihm den dürren Hals zu brechen. Sie wollte die Gründe in Seans Gegenwart aufzählen. Sean, der oft im Einsatz war und mit dem Medikament vollgepumpt wurde. Sean, der sich gegen die Personen gestellt hatte, die seine Familie gewesen waren.
Sean fing ihren Blick auf und wandte die Augen ab. Gut, er kapierte etwas – endlich.
»Du wirst in die medizinische Abteilung gebracht und dort untersucht werden, Mari. In ein paar Tagen werden wir einen Schwangerschaftstest vornehmen. Ich lasse dir Nortons Akte bringen, damit du die Informationen nachlesen kannst, die ich über ihn zusammengetragen habe. Ich glaube, du wirst selbst sehen, dass er gut zu dir passt.«
Mari nickte und hielt den Kopf weiterhin gesenkt, weil sie fürchtete, sie würde die Erleichterung, die sie verspürte, nicht verbergen können. Die Geschichte war plausibel, und Whitney war froh, dass eine Chance bestand, Ken könnte mit ihr ein Kind gezeugt haben. Daher würde er sich nicht mit weiteren Details befassen. Sie wartete, bis er gegangen war, bevor sie zu Sean aufblickte.
»Schließ die Handschellen
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