Düstere Sehnsucht - Feehan, C: Düstere Sehnsucht - Deadly Game
das mangelnde Gefühl in seinen Fingerspitzen zurückführen und so in das Haus eindringen, als sei er da, aber wenn er den Strom entdecken konnte, der durch den Foliendraht im Glas floss, würde es wesentlich schneller gehen.
Ken verfluchte die Narben, die ihm so wenig Gefühl ließen. Er konnte den schwachen Strom nicht entdecken, doch als er lauschte, war er ziemlich sicher, dass der Arzt eine Alarmanlage an der Grundstücksgrenze hatte. Aber darauf würde sich der Arzt nicht verlassen. Im Hausinnern hatte er bestimmt etwas Raffinierteres angebracht. Ein Sensorsystem würde auf Wärme ansprechen, denn die Sensoren reagierten empfindlich auf die Temperatur des menschlichen Körpers. Vor jeder Tür lag eine Fußmatte, die harmlos aussah, doch Ken war sicher, dass sie Drucksensoren hatten, die auf Gewicht reagierten.
Der Arzt hat etwas zu verbergen. Ich mache mich auf die Suche nach dem Schaltkasten. Er muss hier irgendwo einen versteckt haben.
Vielleicht ist das keine allzu gute Idee, sagte Jack voller Unbehagen . Wenn du reingehst, bringst du den Mistkerl wahrscheinlich um, und wie sollen wir das vertuschen?
Natürlich würde er den Arzt töten. Der Mann hatte Mari angefasst. Er hatte sie gedemütigt und sie in Verlegenheit gebracht, und er hatte es genossen. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn Ken nicht in ihre Gedanken eingeweiht gewesen wäre, aber jetzt war es zu spät, er hatte die Information erhalten, und er hatte es trotzdem geschehen
lassen . Dafür hasste er sich. Sie hatte etwas viel Besseres verdient. Er hätte ins Labor stürmen, alle abknallen und sie rausholen sollen, aber er hatte es nicht getan. Er hatte tatenlos zugesehen, wie sie Mari gequält hatten. So etwas tat ein anständiger Mann doch nicht! Was zum Teufel war los mit ihm?
Ken. Hörst du mir überhaupt zu? Wir haben ein Team bereitstehen, das herkommen wird. Wir werden die Frauen hier rausholen.
Was zum Teufel tätest du, wenn es Briony wäre?, fuhr Ken ihn an.
Kurze Zeit herrschte Schweigen. Du weißt, was ich täte.
Dann gib endlich Ruhe und halte mir den Rücken frei.
Ken fand den Schaltkasten, der geschickt unter der Dachtraufe in der Nähe des Dachbodenfensters angebracht war. Er hatte ein kleines Kabel entdeckt, das hinter einem Rohr verlief, und war ihm mit seinen Bleicken nach oben gefolgt, bis er den Kasten fand. Um die Einstellungen vorzunehmen, musste sich jemand aus dem Fenster des Dachbodens lehnen oder es sogar vom Dach aus tun. Der Arzt hielt sich wohl für klug, aber wenn das Dach nicht auch gesichert war, machte diese Konstruktion Ken das Ganze gleich viel leichter.
Ich steige rauf.
Jetzt ist die Luft rein, aber zwei Wächter kommen in einem weiten Bogen auf deinen Standort zu.
Ken kletterte so leise wie möglich an der Seitenwand des Hauses hinauf und glitt in dem Moment auf das Dach, als einer der Wächter in Sicht kam. Der zweite Wächter schloss sich ihm an, und sie redeten kurz miteinander, bevor beide wieder getrennt ihrer Wege gingen. Ken verharrte regungslos, während die Schritte sich entfernten.
Alles klar.
Die Steuerungskonsole war mit den Schaltkreisen etlicher Alarmanlagen verbunden, aber sie hatte ihre eigene Stromzufuhr. Es war nicht allzu schwierig, sie unschädlich zu machen und die zahlreichen Warnsysteme, die der Arzt aktiviert hatte, auszuschalten.
Ken stieg durch das Abdeckgitter im Dachboden ein. Er konnte sofort klassische Musik hören, die durch das Haus schallte. Schon beim Einsteigen schlug ihm der Geruch von Kerzen, Schweiß und Sperma entgegen. Obwohl der Arzt die Musik laut gestellt hatte, achtete Ken darauf, dass sein Gewicht gleichmäßig verteilt war, als er über den Boden zur Treppe kroch, um zu verhindern, dass ein Knarzen den Mann vor der Gefahr warnte, die ihm drohte. Er entfernte die Klappe, die nach unten führte, und lugte hinunter. Das Haus lag im Dunkeln; nur ein paar Kerzen flackerten und warfen gespenstische Schatten an die Wände. Ken biss die Zähne zusammen, und er nahm deutlich einen weiteren Adrenalinschub wahr. Der Kerzenschein fiel so auf die Tapete, dass Gesichter und Körperteile von Frauen deutlich wie Reliefs hervortraten.
Ken ließ sich mit einem Überschlag durch die Bodenklappe fallen, richtete sich dann auf und landete so lautlos wie eine Katze auf den Füßen. Alle Wände waren vom Fußboden bis zur Decke mit Collagen nackter Frauen auf Untersuchungstischen bedeckt, in widerwärtigen pseudomedizinischen Stellungen, die zu allem Überfluss auch
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