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Düsteres Verlangen: Die wahre Geschichte des Victor Frankenstein (German Edition)

Düsteres Verlangen: Die wahre Geschichte des Victor Frankenstein (German Edition)

Titel: Düsteres Verlangen: Die wahre Geschichte des Victor Frankenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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geschraubt und vor dem Loch befand sich eine mechanische Hand mit Holzfingern.
    »Was für ein geniales Schloss«, sagte Konrad bewundernd.
    »Und guck mal hier!«, rief ich und zeigte nach oben. »Ich denke, dass die Seile zur Tür der Bibliothek führen. Die hat sich doch geschlossen und wurde verriegelt, nachdem die Maschine meine Hand gepackt hatte. Ich würde wetten, dass wir sie von hier aus entriegeln können. Eine großartige Falle, um den Raum zu schützen.«
    »Aber warum«, fing Elizabeth langsam an, »warum muss der Raum beschützt werden?«
    Wie auf Kommando drehten wir uns alle um. Ich hatte Gänsehaut im Nacken, denn ich wusste nun wirklich nicht, was uns erwarten würde. Eine grausame Folterkammer? Menschliche Überreste?
    Ich hielt die Kerze hoch. Wir waren in einem überraschend großen Raum. Gleich neben uns steckte in einer Wandhalterung eine Fackel, die ich schnell anzündete. Der Raum wurde heller, und ein orangefarbenes Licht flackerte über Tische voller seltsam geformter Glasgefäße und Instrumente aus Metall – und über massenhaft Regalbretter, die unter der Last von schweren Folianten zu stöhnen schienen.
    »Das ist einfach eine Bibliothek«, sagte ich erleichtert.
    »Wir sind offensichtlich die Ersten, die sie entdeckt haben«, flüsterte Elizabeth voller Staunen.
    Ich fuhr mit dem Finger durch den dicken Staub auf einem der Tische und blickte auf die Spinnweben, die in den Ecken von der niedrigen Decke hingen.
    »Scheint so«, murmelte ich.
    »Seltsame Instrumente«, sagte Konrad und besah sich die Glasgefäße, Waagen und spitzkantigen Werkzeuge, die auf dem Tisch verteilt waren.
    »Das sieht ein bisschen aus wie in einer Apotheke«, meinte ich, als ich die große verrußte Feuerstelle bemerkte. »Vielleicht hat hier einer unserer Vorfahren altertümliche Arzneien hergestellt.«
    »Das würde dann auch den Brunnen erklären«, bemerkte Elizabeth. »Dazu hätte er Wasser gebraucht.«
    »Aber warum das alles in so einer geheimen Kammer?«, überlegte ich laut und trat zu einem der Regale und musterte die rissigen Buchrücken. »Die Titel sind alle auf Latein oder Griechisch und … Sprachen, die ich nicht kenne.«
    Ich hörte Elizabeth lachen und drehte mich um.
    »Hier ist ein Zauberspruch, mit dem du deinen Garten von Nacktschnecken befreien kannst«, sagte sie und blätterte weiter durch einen schwarzen Folianten. »Und noch einer, der jemand in dich verliebt machen soll.« Auf diesem Spruch ruhte ihr Blick etwas länger. »Und der hier soll deinen Feind krank machen und sterben lassen …« Ihre Stimme verebbte. »Da ist ein ganz furchtbares Bild von einem Körper, der mit lauter Geschwüren übersät ist.«
    Wir lachten, oder zumindest versuchten wir zu lachen, doch wir hatten alle eine etwas ängstliche Scheu, denke ich, vor diesem merkwürdigen Ort und den Büchern, die sich darin befanden.
    »Und hier«, sagte Konrad, der durch einen anderen Band blätterte, »gibt es Anleitungen, wie man mit dem Tod sprechen kann.«
    Ich blickte meinen Bruder an. Oft hatte ich das seltsame Gefühl, dass ich nur darauf wartete, bis er seine Gefühle zeigte, damit ich meine eigenen besser verstand. Doch jetzt sah ich Angst bei ihm und nicht meine starke Faszination, was diesen Ort betraf.
    Er schluckte. »Wir sollten gehen.«
    »Ja«, sagte Elizabeth und stellte ihr Buch zurück.
    »Ich möchte noch etwas bleiben«, wandte ich ein. Das war nicht nur so dahingesagt. Bücher interessierten mich normalerweise ziemlich wenig, doch diese hier hatten einen düsteren Glanz und ich wollte mit den Fingern über ihre alten Seiten streichen und einen Blick auf ihre seltsamen Inhalte werfen.
    Ein Buch mit dem Titel Occulta Philosophia fiel mir ins Auge und begierig zog ich es aus dem Regal.
    »Magische Philosophie«, sagte Konrad, der mir über die Schulter blickte.
    Ich blätterte die ersten Pergamentseiten um auf der Suche nach dem Namen des Autors.
    »Heinrich Cornelius Agrippa«, las ich laut. »Hat jemand eine Ahnung, wer dieser alte Bursche war?«
    »Ein deutscher Magier aus dem Mittelalter«, sagte eine Stimme, und Elizabeth stieß einen Schrei aus, denn die Stimme ertönte hinter uns.
    Wir alle drehten uns blitzschnell um und da stand in der Tür … unser Vater.
    »Ich sehe, ihr habt die Bibliotheca Obscura entdeckt«, sagte er, wobei das flackernde Licht und Schatten beunruhigend über sein markantes Gesicht tanzten.
    Er war ein kräftig gebauter Mann, fast schon löwenartig mit seinem dichten

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