Duett der Liebe
Moment keine Hilfe.“
„Ist Ihre Schwester krank?“
„Nein, aber völlig beschäftigt mit den ersten Wochen an der Uni. Und meine neue Aushilfe hat heute Morgen gekündigt.“
Zwar hatte sie vor, gleich morgen die Zeitarbeitsfirma anzurufen*, doch das würde ihr heute Abend nicht weiterhelfen. Es hatte keinen Zweck, die Hände darüber zu ringen. Sie hatte schon Schlimmeres überstanden.
Tyler überlegte. „Was genau macht man bei einer Inventur?“
Etwas, dem sie mit Grausen entgegensah. Normalerweise’ schob sie nichts vor sich her, doch bei der Inventur passierte ihr das immer wieder.
„Titel einer Liste mit dem aktuellen Bestand in den Regalen zu vergleichen“, seufzte sie.
Er merkte, dass er sie heute Abend sehen wollte, ganz gleich wo oder unter welchen Umständen. „Brauchen Sie Hilfe?“
„Himmel, ja, mehr als…“ Sie hielt inne, als ihr klar wurde, was er gemeint hatte.
„Sie melden sich doch nicht etwa freiwillig?“
Womöglich hatte er den Mund etwas zu voll genommen, doch jetzt war es zu spät, das Angebot zurückzuziehen. „Nun ja, eigentlich wollte ich Sie zu einem Theaterstück einladen, von dem ich gerade gehört habe, aber Inventur zu machen klingt auch interessant.“
Brooke lachte glücklich. Er wollte sie sehen. Ein warmes, leichtes Gefühl stieg in ihr auf. „Offenbar ist Ihre Bandbreite für interessant ziemlich groß.“
„Fordern Sie mich heraus.“
Die Worte jagten ihr einen wohligen Schauer über den Rücken. Sie hoffte, dass er das leichte Zittern in ihrer Stimme nicht hörte. „Das klingt wie ein Angebot, das ich unmöglich ablehnen kann.“
In diesem Moment klopfte ein Student an seine Bürotür, und Tyler winkte ihn herein. „Dann komme ich also heute Abend im Buchladen vorbei.“
„Ich erwarte Sie.“ Das klang hoffentlich etwas lässiger, als es sich für sie anhörte. „Ich werde den ganzen Abend hier sein.“
„Bis dann.“
Brooke legte auf und schlang glücklich die Arme um ihren Oberkörper. Einen Moment später wurde ihr klar, dass sie nicht allein war. Ein kleiner Junge von vielleicht fünf Jahren stand vor dem Tresen und beobachtete sie aufmerksam.
„Denk immer dran, dich selbst zu mögen“, riet sie ihm in einem vertraulichen Flüsterton.
Der Kleine blickte sie aus großen Augen an und nickte dann ernst.
Fast dachte sie schon, dass er sie vergessen oder es sich anders überlegt hatte, als sie doch noch sein Klopfen an der abgeschlossenen Ladentür hörte. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie hinging, um ihn hereinzulassen.
Wie ein Teenager, dachte sie missbilligend.
Tyler trat ein und schien sofort den ganzen Raum auszufüllen.
„Wo sind die Mädchen?“ fragte sie. Halb hatte sie erwartet, dass er sie mitbringen würde.
„Ihre Großmutter passt auf sie auf. Ada hat mich beinahe beschworen, sie Überstunden machen zu lassen, als sie hörte, dass ich Ihnen bei der Inventur helfen würde.“
„Zweifellos“, seufzte Brooke. Granny konnte es doch einfach nicht lassen. „Ich werde ihr die Leviten lesen. Sie ist eine hoffnungslose Romantikerin. Ständig sieht sie Verehrer, wo gar keine sind.“
Tyler folgte ihr zum Büro, wobei er den Blick nicht von ihren schwingenden Hüften abwenden konnte. „Verehrer?“
Grinsend erklärte sie: „Ich habe gerade Jane Austen wiederentdeckt.“
„Also lesen Sie nicht nur Kinderbücher?“
„Manchmal kommt es mir so vor“, gab sie zu. „Schließlich muss ich gut informiert sein, um meine Kunden beraten zu können. Aber ich liebe einen guten Krimi, ein gutes Theaterstück oder einen guten Liebesroman. Eigentlich alles, was gut ist.“
Als ihr klar wurde, dass das wie eine Einladung klang, fügte sie hastig hinzu: „Solange es in gebundener Form kommt. Ich bin eine Leseratte. Wie steht’s mit Ihnen?“
„Ging mir früher auch so.“ Lesen war wie eine Flucht für ihn gewesen, wenn der Stress der Konzerttouren ihm zu sehr zu schaffen machte. „Aber jetzt verliere ich zu oft den Faden.“
Sie schüttelte den Kopf. „Sind Sie nicht ein bisschen jung, um ein zerstreuter Professor zu sein?“
Während sie redeten, blickte er sich unauffällig im Laden um. Er wirkte in dem heruntergedimmten Licht romantisch, doch gleichzeitig war er zum Bersten gefüllt mit Bücherregalen. Wollte Brooke die wirklich alle heute zählen? Es kam ihm wie eine monumentale Aufgabe vor.
„Es hat nichts mit dem Alter zu tun“, erwiderte er. „Es liegt daran, an wie viel man gleichzeitig denken muss.
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