Duett der Liebe
Und manchmal komme ich mir sowieso schon vor wie 157.“
Brooke tat so, als betrachte sie ihn prüfend von oben bis unten, geriet dann aber aus dem Konzept. Er trug Jeans und einen blaugrün gestreiften Pullover, unter dem sich sein Oberkörper deutlich abzeichnete. Wie kam er nur zu solchen Muskeln? Er sah aus, als stemme er Klaviere, statt sie nur zu spielen.
Ihr Mund wurde trocken, und sie griff nach ihrer letzten Dose Diätlimonade, die hinter ihr auf dem Tresen stand. „Für 157 sind Sie in Topform.“
Auch er war plötzlich durstig, und als sie ihm die Dose fragend hinhielt, griff er danach. „Das sagen Sie nur, weil Sie wollen, dass ich Kisten für Sie stapele.“
„Nein. Ich habe schon gesehen, wie Sie mit Kisten umgehen -Sie ignorieren Sie einfach.“ Unwillkürlich fiel ihr auf, dass seine Lippen die Dose an derselben Stelle berührten wie ihre noch ein paar Sekunden zuvor. „Außerdem gehört das gar nicht zur Inventur. Heute werden wir hauptsächlich zählen.“ Sie lächelte leicht.
„Zählen können Sie doch, oder?“
Mit todernstem Gesichtsausdruck erwiderte er: „Nur so weit, wie ich Finger und Zehen zu Hilfe nehmen kann.“
„Dann haben wir ja Glück.“ Sie öffnete die Tür zu dem kleinen Büro, das auch als Lagerraum diente. Am besten, sie fingen hier an und arbeiteten sich dann in den Laden vor. „Mehr als zwanzig Exemplare habe ich von einem Buch selten auf Vorrat. Es rentiert sich einfach nicht.“
Tyler blickte sich interessiert um. „Man lernt doch nie aus.“
Die Tatsache, dass er an ihrem Beruf Anteil nahm, gefiel ihr. Marc hatte immer nur über die Dinge sprechen wollen, die er tat, selbst wenn das Gespräch sich am Anfang um ihren Tag gedreht hatte. „Das hält Sie jung“, bemerkte sie.
Ihre Blicke trafen sich, und die Atmosphäre im Raum änderte sich plötzlich. „Und was hält Sie nun jung, Brooke Carmichael?“
Einen Moment lang brachte sie keinen Ton hervor, dann sagte sie heiser: „Meine Arbeit.“
„Da haben wir ja noch etwas gemeinsam.“ Ohne die Musik hätte er schon längst den Verstand verloren.
Wenn sie weiter so dicht vor ihm stand, würde sie ihn schließlich küssen, und die Inventur würde wieder liegen bleiben. Energisch griff sie nach einem Bleistift und reichte ihm die Inventurliste. „Also los, fangen wir an.“
Er hob eine Hand an die Stirn. „Sie sind der Boss.“
„Brooke, wo sind Sie?“ Ich bin in Gefahr, heute Nacht von Zahlen zu träumen, die mich verfolgen, dachte sie. Laut rief sie: „Achten Sie auf die Frau hinter dem dritten Bücherstapel von links.“
Genau darin lag das Problem, dachte er, während er zum Büro ging. Er achtete bereits viel zu sehr auf sie, und das bewirkte, dass er zu oft die Konzentration verlor.
Sie saß in dem großen Schaukelstuhl, der, wie sie sagte, früher ihrem Vater gehört hatte. Er nahm einen großen Teil des Büros ein, zusammen mit einem Regal, in dem sie die Bücher aufbewahrte, für die sie keinen Platz im Laden hatte, die sie aber auch nicht zurückschicken wollte.
Ein weiterer Beweis für ihr weiches Herz.
„Bitte schön.“ Er reichte ihr einen großen Becher Diätlimonade, aus dem ein Strohhalm hervorschaute. „Es war nicht leicht, den Mann hinter dem Tresen davon zu überzeugen, dass er mir unbedingt noch was verkaufen wollte. Er hatte bereits geschlossen.“
Er steckte seinen eigenen Strohhalm durch den Plastikdeckel seines Getränks.
„Zum Glück war ich größer und stärker als er.“
Mit geschlossenen Augen genoss sie den ersten langer Schluck. Liebe Güte, sie war wirklich durstig gewesen. „Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass Sie den starken Mann markieren“, sagte sie belustigt.
„Durst kann einen Mann an seine Grenzen bringen“, erwiderte er. Und damit meinte er nicht nur Durst auf ein Getränk, erkannte er. „Außerdem wusste ich, wie dringend Sie eine Erfrischung brauchten.“
Da hatte er allerdings Recht. „Sie sind ein Schatz“, sagte sie mit einem Seufzen.
Die Hälfte ihrer extragroßen Limonade hatte sie bereits getrunken.
„Keine Ursache.“ Als er sich umblickte, stellte er fest, dass es nur einen Stuhl im Raum gab. „Sie haben wohl nie Gäste hier?“
„Und ich selbst halte mich auch nicht oft hier auf“, erwiderte sie. Sie stand auf und deutete auf den Schaukelstuhl. „Nehmen Sie Platz. Sie haben es sich redlich verdient.“
„Es ist nicht höflich zu sitzen, während eine Dame stehen muss“, widersprach er, ohne sich von der Stelle
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