Duett der Liebe
zu rühren.
Es lag ihr auf der Zunge, dass er sich nicht so anstellen sollte, doch dann fiel ihr etwas Besseres ein. „Das ist ja wie in der Fabel mit dem Vater und dem Sohn, die ihr Maultier zum Markt bringen“, sagte sie.
„Die muss ich verpasst haben.“
Sie ließ sich auf der Schreibtischkante nieder. „Nun ja, es geht um einen Vater und einen Sohn, die ihren Esel verkaufen wollen…“
„Ich dachte, es wäre ein Maultier“, scherzte er.
Sie lächelte amüsiert. „Wollen Sie die Geschichte nun hören oder nicht?“
„Bin ganz Ohr.“
„Sie gehen zuerst beide neben dem Tier her, bis ein Passant sie auslacht, weil nicht zumindest einer von ihnen reitet. Der Vater lässt den Jungen aufsteigen, doch dann kommt jemand vorbei, der meint, das wäre dem Älteren gegenüber unhöflich. Sie tauschen, bis ein weiterer Passant sagt, der Vater wäre faul und würde seine Vaterpflicht vernachlässigen.“
Tyler nahm den letzten Schluck aus seinem Becher. „Hört sich an, als ob eine Menge Leute in diesem Dorf ihre Nase in Dinge stecken, die sie gar nichts angehen. Ich nehme an, dass sie dann beide aufsteigen.“
Sie grinste. „Treffer.“
„Und was ist daran verkehrt?“
„Dass es den Esel überanstrengt.“
„Logisch.“ Nachdenklich betrachtete Tyler den Schaukelstuhl. „Was den Stuhl angeht, wird uns aber wahrscheinlich nicht gleich der Tierschutzverein aufs Dach steigen.“
Zu ihrer Überraschung setzte er sich und streckte dann den Arm nach ihr aus.
„Sollen wir es probieren?“
Natürlich hätte sie ablehnen sollen, doch sie brachte kein Wort hervor. Mit klopfendem Herzen stellte sie ihren Becher neben seinen auf den Schreibtisch. Er denkt sich nichts dabei, redete sie sich ein. Er ist bloß müde und will nicht unhöflich sein.
Dennoch hielt sie den Atem an, als sie sich langsam auf seinem Schoß niederließ.
Wärme breitete sich in Tyler aus, und er genoss den Duft ihres Parfüms, der aus ihrem Haar aufstieg.
„Ich glaube nicht, dass Sie schwerer werden, wenn Sie atmen“, bemerkte er.
Brooke stieß den angehaltenen Atem aus. „Wahrscheinlich nicht.“
Es fühlte sich völlig natürlich an, als er seine Arme um sie legte. Und richtig.
„Witzig, ich war auf Konzerten, im Theater und bei einigen anderen ungewöhnlichen Ereignissen, aber noch nie bei einer Inventur.“
Am liebsten hätte sich Brooke in seinem Schoß zusammengerollt wie ein schnurrendes Kätzchen. Sie widerstand dem Drang. Schon einmal war sie böse hereingefallen, weil sie nicht auf der Hut gewesen war. Wenn sie nicht wachsam blieb, würde sie eventuell eine unangenehme Überraschung erleben.
„Und wie gefällt es Ihnen bisher?“ fragte sie.
„Es hat seine Höhepunkte.“
Ihre Blicke trafen sich. „Zum Beispiel?“ fragte sie, auf einmal wieder atemlos.
„Zum Beispiel jetzt gerade“, flüsterte er. Zärtlich strich er über ihre Wange. „Ich möchte dich gerne küssen, Brooke.“
Ihr Puls beschleunigte sich, und sie hatte Mühe, ihre Stimme normal klingen zu lassen. „War das eine Ankündigung?“
Prüfend betrachtete er ihr Gesicht. Wenn er auch nur einen Anflug von Zweifel darin fand, würde er sich zurückziehen. „Eine Warnung“, sagte er.
„Warum das?“ Beinahe ahnte sie die Antwort schon. „Ist dieser Kuss anders als die anderen?“
Statt viele Worte zu machen, zeigte er ihr einfach, was er meinte. Er zog sie in seine Arme und hielt sie eng an sich gedrückt, beugte sich dann über ihren Mund und küsste sie mit einer Intensität, die alle Barrieren zwischen ihnen niederriss.
Es geschah so schnell, dass Brooke es gar nicht richtig mitbekam. In einem Moment saß sie auf seinem Schoß, ihre Lippen mit seinen verschmolzen, und im nächsten standen sie beide und hielten sich so eng umschlungen, dass ihre Körper eins zu sein schienen.
Als er mit den Händen über ihren Rücken strich, begann die Welt sich um sie zu drehen. Was machte es, dass sie zu viel Kleidung trug oder der kleine Raum fensterlos und stickig war? Wen störte es, dass Stapel von Kinderbüchern sie umgaben?
Sie wollte ihn. Jetzt.
12. KAPITEL
Natürlich war es grundverkehrt, doch er hatte nicht die Kraft, es zu verhindern.
Das Verlangen in ihm war viel stärker als jeder Gedanke, den der Verstand ihm eingab.
Auch nur ihre Lippen auf seinen zu spüren reichte, ihn alles andere vergessen zu lassen. Doch er wollte mehr, in diesem Augenblick und für die nächsten tausend Nächte.
Sein Körper reagierte mit einer
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