Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)
sämtliche Schuluniformen für Tennington schneiderte.
Ich wurde von Kopf bis Fuß vermessen und Zachary bestellte zwei komplette Sätze. Ein Satz bestand aus: zwei Hosen, einem Jackett, zwei Hemden und einer Krawatte. Zusätzlich gehörte eine nicht maßgeschneiderte Sportausrüstung dazu, die in den Schulfarben Weiß und Smaragdgrün gehalten war. T-Shirts, Trainingshosen, Sweatshirts und Hoodies.
Schuhe und die übrige Sportausrüstung würde ich an der Schule bekommen oder meine eigene Garderobe benutzen dürfen. Dies galt aber nur so lange, bis ich mich für mindestens eine andere Sportart neben dem verpflichtenden Rugby entschieden haben würde.
Es gab ein großes Angebot, soviel wusste ich immerhin. Und den Rest würde ich wohl auf mich zukommen lassen müssen.
Zachary und ich gingen etwas Essen, danach folgte die letzte Runde in Sachen Shopping. Normale Alltagskleidung, die ich immerhin an den Wochenenden, die ich nicht auf dem Campus verbrachte, tragen durfte.
Insgesamt waren sie sehr streng in Tennington. Auch wenn sich dort die Söhne der Superreichen tummeln mochten, bestand man darauf, dass die Schuluniform getragen wurde. Gesellschaftliche Unterschiede mochte es zwar nicht geben, aber die Schulleitung verlangte, dass man die Schüler auch außerhalb des Campus’ immer einwandfrei als solche erkennen konnte. Angeblich vereitelte das Tragen der Uniformen öffentliches Fehlverhalten …
Nun ja, ich würde es sehen. In zwei Wochen.
Kapitel 2
Am Samstag vor meinem Schuleintritt half ich Zachary wie üblich in der Buchhandlung und katalogisierte neu eingetroffene Bände, mit denen er sein Antiquariat bereicherte. Es gab hier keineswegs nur alte Bücher in den Regalen.
Im Gegenteil, Zachary hatte es geschafft, in dem wirklich großen, verwinkelten Verkaufsraum für eine ausgewogene Mischung zu sorgen.
Es gab neueste Ausgaben von Bestsellern, zwei Regale mit Fantasy, eine große Thriller- und Krimi-Abteilung, ein Kinderregal mit Bilderbüchern und natürlich bezogen die meisten Schüler von Tennington ihre Bücher für den Unterricht hier.
Es gab übrigens noch ein weiteres Internat, welches auch außerhalb, aber in entgegengesetzter Richtung zu Tennington lag: Winchurch. Ein reines Mädcheninternat. Schon seit ein paar Tagen machten die Schülerinnen hier im Buchladen ebenso ihre Einkäufe, wie es die Jungs von Tennington taten.
Zachary fragte mich, ob es mir unangenehm wäre, meine zukünftigen Mitschüler zu bedienen. Darüber musste ich tatsächlich nachdenken. Im Grunde konnte es mir egal sein. Meine neue Identität war ja sowieso erstunken und erlogen. Aber er hatte recht, es passte nicht ganz ins Bild eines Tenningtonschülers, im Buchladen am Ende des Dorfes zu arbeiten.
Ich half Zachary weiterhin, vermied es jedoch, im Verkaufsraum aufzutauchen, wenn es nicht sein musste.
Ich nahm den Stapel frisch katalogisierter Bücher vom Schreibtisch im Hinterzimmer und ging durch den Torbogen mit dem schweren Samtvorhang nach vorne, um sie einzusortieren.
Ich roch ihn, bevor ich ihn sah.
Zachary unterhielt sich mit einem Jungen, der unglaublich gut roch. Aus dem Augenwinkel musterte ich ihn, während ich die Bücher einsortierte. Er war in etwa so alt wie ich, hatte dunkles Haar und ein schmales, sehr hübsches Gesicht. Er trug die Schuluniform, die auch ich ab Montag anziehen musste, und ich lauschte dem Gespräch zwischen meinem ‚Onkel‘ und dem Jungen.
„Yves, schön, dass du wieder da bist. Wie waren die Ferien?“, fragte Zachary.
„Gut! Sonne, Strand und jede Menge Bücher!“, erklang die weiche Stimme des Jungen. Yves also. Ein Franzose?
„Das klingt ganz so, als bräuchtest du dringend Nachschub!“ Zachary lachte.
„Ja, allerdings! Ich hab mir extra ’ne Liste gemacht, was ich als Nächstes lesen will.“ Hm, er wirkte gar nicht wie ein Bücherwurm … Okay, ich wohl auch nicht, aber …
Das letzte Buch musste weiter vorn in ein Regal. Trotzdem lauschte ich auf das Gespräch und erschrak regelrecht, als ich sah, dass vorn in der Comicecke ein anderer Schüler saß und in einem Magazin vom National Geographic las. Auch sein Geruch war nicht unangenehm. Ich stutzte. Er trug neben seinem eigenen Geruch noch eine ganz leichte Note von Yves! Das nahm ich aber nur wahr, weil ich direkt neben ihm den neuen Platz für das Buch fand. Ich atmete tief durch und wandte mich ab. Trotzdem ging ich langsam durch die Regalreihen. Ich lauschte wieder.
„Drei davon habe ich hier. Und das,
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