Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)
was du vor den Ferien bestellt hattest.“
„Cool! Gibt’s sonst noch was Neues?“, fragte Yves und ich bemerkte, dass er in meine Richtung sah, als ich den letzten Gang entlang auf ihn und Zachary zuging, um wieder hinter dem Vorhang zu verschwinden. Wieder atmete ich tief ein und begriff, dass Yves den Geruch von dem Jungen in der Comicecke an sich trug. Ich nahm sein eigenes Aroma wie eine Droge wahr. Merde , noch nie zuvor war mir ein fremder Geruch so positiv aufgefallen. Das schreckte mich enorm ab.
Ich schluckte, warf ihm einen bösen, ausgesprochen warnenden Blick zu und schlüpfte durch den dunkelblauen Samt ins Hinterzimmer.
Eigentlich schockierte es mich nicht, dass beide den Duft des anderen an sich trugen, immerhin gab es nirgendwo auf der Welt so viel Analverkehr wie in Internaten, in denen ausschließlich Jungs lebten. Und kaum jemand dort war schwul.
Ich widmete mich den restlichen Büchern und dem Computer und versuchte, nicht weiter über diesen Yves nachzudenken.
Zachary kam kurz nach hinten und sah zu mir herüber. „Alles klar bei dir?“, fragte er, bevor er ein Buch von dem Stapel der Vorbestellungen nahm und sich wieder abwandte.
„Ja, alles okay.“
Ich vertiefte mich wieder in die Arbeit, ich versuchte es zumindest. Doch die Neugier auf Yves vertrug sich nicht mit meinem Vorsatz, ihn in Zukunft ignorieren zu wollen. Seufzend lehnte ich mich zurück und starrte gedankenverloren auf den Monitor.
Ich konnte die letzten Bücher auch morgen einpflegen. Das lief nun wirklich nicht weg. Deshalb stand ich irgendwann auf und ging in die Küche, um den Teekessel auf den Herd zu stellen.
Zachary kam wieder nach hinten, als es vierzehn Uhr war. Um diese Zeit schloss die Buchhandlung an jedem Samstag. Er trat in die Küche und lächelte.
„Die beiden Jungs vorhin, das waren Frank und Yves. Yves ist ein echter Bücherwurm. Jede Woche kauft er mehrere Bände. Die zwei sind übrigens so alt wie du. Es könnte gut sein, dass sie in deiner Klasse sind.“
Ich nahm diese Information mit mäßiger Begeisterung auf. Soviel also zum Thema ausweichen …
„Sehen nett aus“, sagte ich undefiniert und füllte das heiße Wasser in die Teekanne.
„Ich hatte das übrigens ganz vergessen: Morgen ist ein Rugbyspiel drüben in Tennington. Die Schulmannschaft tritt gegen eine Mannschaft aus Birmingham an. Wollen wir hingehen? Das ist immer ein echtes Spektakel.“
Ich nickte zögernd. „Klingt nicht schlecht. Dann sehe ich meine neuen Mitschüler wenigstens, bevor ich mit ihnen in irgendeinem Klassenraum hocke …“
Zachary lachte auf. „Du klingst nicht so richtig begeistert. Aber das wird schon! Übrigens … Yves besucht mich regelmäßig am Wochenende, um mit mir über Bücher oder Geschichte zu diskutieren.“
Okay, jetzt war ich erstaunt. Mit großen Augen sah ich Zachary an und brachte die Teekanne zum Tisch. Er hatte bereits Tassen aus dem Regal genommen. „Echt?“
Er nickte. „Ja, er ist … anders als die meisten Jungs vom Internat. Viel erwachsener und verständiger. Und vor allem interessiert er sich für Geschichte und viele andere Themen, nicht nur für seine Fantasy-Bücher.“
Das klang aus Zacharys Mund tatsächlich wie ein Kompliment. Ich wusste schließlich, wie gut und ausgiebig man mit meinem ‚Onkel‘ diskutieren konnte. Und da begab man sich nicht unwissend aufs intellektuelle Schlachtfeld, wenn man eine Diskussionsrunde überleben wollte.
„Wow, du bist ja ganz begeistert von ihm!“
„Ja, stimmt. Ernsthaft, auch wenn das vielleicht ungewöhnlich klingt: Yves ist weise.“
Ich ließ mich gegen die Lehne der Eckbank fallen und starrte Zachary an. „Weise?“
„Auf jeden Fall. Wenn du in Tennington mal Probleme haben solltest, wende dich an ihn. Er weiß zu den verrücktesten Situationen Rat.“
„Ich fand ja, dass er viel zu hübsch aussah für so einen Intellekt“, entfuhr es mir und Zachary grinste.
„Sein Vater ist Schauspieler und seine Mutter ein ehemaliges Supermodel, was erwartest du?“
Ich erwiderte nichts, denn ich erwartete nichts.
Zachary verteilte Tee in unsere Tassen und sah mich ernst an. „Ich glaube, er lernt, liest und weiß so viel, weil er nicht so werden will wie sein Vater.“
„Hm, wer will das schon?“, gab ich lapidar zurück. Ich jedenfalls nicht, und das wusste Zachary.
„Mach dir keine Sorgen, wenn du dort nichts von dir preisgeben willst, wird man dich in Ruhe lassen. Es gibt einige, die ähnlich verschwiegen sind
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