Dumm gelaufen, Darling
nicht allein sein will.“
„Da spielst du also wieder den Helden und triffst Entscheidungen für andere, was in diesem Fall das Richtige ist. Wenn ihr zwei unter einem Dach seid, sollte euch das die Gelegenheit geben, die Vergangenheit heraufzubeschwören und zu sehen, was hätte sein können – was sein könnte.“
Ty schüttelte den Kopf. „Keine Chance.“ Lilly war ein nettes Mädchen gewesen, das ihn gebraucht hatte. Doch Lacey war eine erwachsene Frau, die niemanden brauchte und auf die außerdem ein anderer Mann wartete.
„Du weißt, was man sagt. Sag niemals nie“, verabschiedete sich Hunter und schlug die Tür hinter sich zu.
Draußen auf dem Flur blieb Hunter stehen. Der Nachmittag war sehr aufwühlend gewesen, und er brauchte eine Minute, um seine Gedanken zu ordnen.
Lilly war zu Hause und sah besser aus denn je. Ty war so verknallt wie damals. Und Hunter? Nun, seine Fragen waren beantwortet. Er hatte sich sehr gefreut, sie zu sehen, doch nur als eine Freundin.
Eine Freundin, für die er alles tun würde. Nicht nur um der alten Zeiten willen, sondern weil er als Anwalt ein Vertreter der Unterdrückten geworden war. Und im Verhältnis zu Dumont war Lacey eine Unterdrückte. Hunter würde es nichts ausmachen, dem Mann eins auszuwischen, der so viel Schmerz verursacht hatte. Nur Molly wollte er bei der ganzen Sache keinen Kummer bereiten.
Vom ersten Tag an hatten sich Hunter und Molly auf zwei parallel verlaufenden Wegen befunden, die sich einfach nicht kreuzen konnten. Während des Jura-Studiums nahm sich Molly kaum die Zeit, irgendetwas anderes zu tun. Hunter war es ähnlich ergangen. Er hatte sich auf den Erfolg konzentriert, entschlossen, seinen Abschluss zu machen und es zu etwas zu bringen. Zumal sein Vater gesagt hatte, dass er das niemals schaffen würde. Nach seiner 180-Grad-Wendung durch das Mentorenprogramm entschied Hunter, jedem das Gegenteil zu beweisen, der gesagt hatte, aus ihm würde nichts werden. Und das hatte er getan – trotz des Vaters, von dem er fortgelaufen war, trotz der Mutter, die ihn einfach nicht gewollt hatte, und trotz Dumont, der Hunter das einzige Zuhause genommen hatte, das er jemals gekannt hatte.
Trotz all dem hatte Hunter Erfolg gehabt. Und er hasste den Gedanken, dass Dumont wieder dafür verantwortlich sein würde, dass er jemanden verlor, an dem ihm viel lag. Er und Molly hatten nie zuvor eine Chance gehabt, und seine heutige Unternehmung würde dafür sorgen, dass sie auch niemals eine haben würden. Es war nicht so, dass er Lacey und Ty über Molly stellte, doch er konnte einfach nicht seine Familie verraten. Die beiden waren alles, was er hatte.
Er hielt während der Fahrt, um einige Leckereien zum Dinner sowie eine Flasche Wein zu kaufen, bevor er an Mollys Tür auftauchte. Die Auffahrt zur Pension ging er zu Fuß hinauf.
Wie er es erwartet hatte, saß Anna Marie, die Justizbeamtin und Mollys Vermieterin, auf der Verandaschaukel. Ihr graues Haar hatte sie zu einem Dutt gebunden. Eingekuschelt in ihre Jacke genoss sie die kühle Septemberluft – und die Möglichkeit, den Klatsch und Tratsch der Nachbarschaft aus erster Hand mitzubekommen. Genau das war es, was Hunter ihr nun eindeutig bot, und das wusste er.
Dennoch schlenderte er den Gang entlang und hielt vor Mollys Tür. „Netter Abend hier draußen“, sagte er zu Anna Marie.
„Es wird kühler. Kälte liegt in der Luft.“ Sie zog die schwere Strickjacke enger um sich.
„Warum gehen Sie dann nicht rein?“
„Ich könnte etwas verpassen.“
„Eine Sternschnuppe zum Beispiel?“, fragte Hunter.
„Etwas in der Art.“ Sie zwinkerte ihm zu und lehnte sich in ihrer Schaukel zurück. „Was tun Sie heute Abend noch so spät in der Stadt? Nachdem Sie nicht im Gericht und auch nicht im Büro waren, dachte ich, Sie wären in Ihrem mondänen Apartment in Albany.“
Hunter lachte. „Ich bin sicher, dass Sie längst wissen, warum ich hier bin, also lassen Sie es uns hinter uns bringen.“ Er drückte auf den Klingelknopf über Mollys Namensschild.
Unter Anna Maries neugierigem Blick öffnete Molly die Tür. Ihre Augen weiteten sich, als sie Hunter mit der Einkaufstüte unterm Arm vor sich sah. „Na, das ist ja eine Überraschung.“
„Weil ich mich entschlossen habe, ein Nein nicht zu akzeptieren?“
Sie nickte, doch ihre Augen strahlten, und für einen Augenblick erlaubte er es sich, die Situation zu genießen.
Er musterte sie und bewunderte ihre Figur in den engen Jeans und der
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